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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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waren ja Energiepatronen. Die Suche danach und die Bestückung des Geräts waren unter den herrschenden Umständen etwas kompliziert. Ruben mußte seinen Fuß lösen. Dann ging alles sehr schnell. Unglücklicherweise erfüllte sich gerade in diesem Moment noch einmal die Vorhersage des Steuerungstechnikers: Das Faß gab ein halbes Dutzend ungeregelte Impulse aus den Steuerdüsen von sich. Der erste Ruck erzeugte eine Gegenbewegung Rubens, die dem Feuerstuhl einen Stoß gab, die nächsten Impulse verhinderten, daß er das Gefährt mit ausgestrecktem Fuß angeln konnte. Die Sache wurde noch schlimmer dadurch, daß er dem Feuerstuhl aus Versehen einen Tritt versetzte, und der gondelte nun, da sich das Faß wieder beruhigte, sanft auf den Laserstrahl zu.
    Ruben wechselte, so schnell er konnte, die Patrone in seinem Schweißlaser und versuchte, den letzten Anlagelaser abzuschweißen, bevor der Stuhl in dessen Strahl kam, aber schließlich sah er ein, daß es nicht zu schaffen war, und duckte sich hinter den Rand des Fasses. Ein heller Schein zeigte die Explosion des Feuerstuhls an, eine Wolke breitete sich aus, und Ruben sah ein paar Wrackteile davondriften.
    „Keine Bange, ich lebe, das war nur der Feuerstuhl!“ sprach er ins Helmmikro, damit Esther sich keine unnötigen Sorgen machte, und in diesem Augenblick fiel ihm noch nicht auf, daß Esther nicht antwortete.
    Esther hatte mit Spannung und Sorge die Aktionen des Mannes verfolgt, der ihr doch nicht ganz so gleichgültig war, wie sie immer geglaubt hatte. Sie liebte ihn nicht, nein, gewiß nicht, jetzt jedoch spürte sie, daß er auf eine ganz andere Weise zu ihrem Leben gehörte, sie fühlte es unbestimmt und wußte noch keinen Namen für dieses Gefühl.
    Sie hatte am Bildschirm gesehen, daß der erste der vier Laser erlosch, dann der zweite. Es ging alles seinen Gang, ging seinen Gang, sie sah Leute, die einen komischen Gang hatten, schreckte auf – sie war weggewesen, ganz kurze Zeit nur, es waren immer noch zwei Laser in Tätigkeit. Sie rieb sich die Augen, setzte sich angespannt gerade, atmete tief, das durfte sich nicht wiederholen, bevor Ruben fertig war, erst mußte er fertig sein, daß ihm nichts mehr geschehen konnte, dafür war sie verantwortlich, da, der dritte Laser erlosch, nun war alles überstanden, sie konnte sich fallen lassen…
    Sie hatte vergessen, daß es einen vierten Laser gab, und war eingeschlafen.
    Ruben hatten den letzten Laser abgeschweißt, schnaufte kurz und sagte: „Ich bin fertig, Esther, aber der Feuerstuhl ist hin. Du mußt mich hier abholen.“
    Er wartete, und dann erinnerte er sich plötzlich, daß Esther auch vorhin nicht geantwortet hatte. Zwei Möglichkeiten: Die Verbindung war gestört, oder Esther war nicht bei Bewußtsein. Vielleicht hätte er ständig mit ihr sprechen sollen?
    „Achtung, Ruben Madeira“, sagte eine undeutliche Stimme, wohl die der Ärztin, „hoffentlich hören Sie uns. Esther ist wieder eingeschlafen, sie hat versucht, dagegen anzukämpfen, hat es jedoch nicht geschafft, das sehen wir hier deutlich am EEG. Wenn Sie zum Schiff zurückkehren, geben Sie ihr noch mal Sauerstoff, aber nicht viel, und lassen Sie sie schlafen.“
    Eine Sekunde lang empfand er die Ironie der Situation: Die in Gagarin wußten noch nichts davon, daß der Feuerstuhl im Eimer war. Wenn er zurückkehrte – haha, aber wie?
    Das war so ziemlich das ungünstigste Zusammentreffen vieler Umstände, das Ruben jemals erlebt hatte. Im Prinzip war es nicht ausgeschlossen, daß er mit Hilfe der Handraketen zum Zollstock zurückkehrte; aber erstens war die Strecke sehr weit, er würde Stunden brauchen, zweitens stand das Schiff wegen der vorhin bestehenden Lasergefahr mit dem kleinsten Querschnitt zu ihm. Er konnte es nicht sehen, wußte nur ungefähr dessen Position im Geviert eines Sternbildes, und erst nach der Hälfte der Strecke würde er es optisch ausmachen. Drittens durfte er auch nicht hierbleiben und einfach abwarten, bis die im Schiff ausgeschlafen hatten. Obwohl nämlich die Hochfrequenzstrahlung, die die Energie von den Kollektoren zum Faß trug, nicht direkt gefährlich war, erreichte sie in der Umgebung der Anlage eine solche Intensität, daß man nicht unbegrenzte Zeit darin verweilen durfte. Viertens…
    Ach was, es hatte keinen Sinn, alle Schwierigkeiten und Hindernisse der Reihe nach aufzuzählen. Ein einziger Umstand war jedenfalls günstig: die sonnennahe Position. Die Sonne war ruhig, und ihre Strahlung, die den

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