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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Nachfragen, bis Wenzel die Frage computergerecht formuliert hatte. Die Antwort kam nach Sekundenfrist. Die Zahl war überraschend hoch, und Wenzel grübelte eine Weile darüber nach, was das wohl bedeuten mochte, bis ihm endlich einfiel, daß unter dieser Formulierung ja auch die überwiegende Zahl der Todesfälle aus Alterung einbegriffen war. Er begrenzte also die Frage auf Personen unter hundert Jahre, und schon sank die Zahl beträchtlich. Trotzdem erschien sie ihm immer noch hoch, und als er sie ins Verhältnis setzte zur Zahl der Todesfälle unter hundert überhaupt, zeigte sich, daß sie etwa zehn Prozent ausmachte.
    Diese hohe Prozentzahl brachte ihn auf den Gedanken, daß möglicherweise schon irgend jemand das Problem untersucht haben könnte, und er verschob weitere statistische Betrachtungen zugunsten einer Abfrage der Wissensspeicher. Tatsächlich waren dazu allein in der Region Dutzende von medizinischen Artikeln geschrieben worden, darunter auch von bekannten Forschern: Siebenundvierzig waren es, und der Versuch, sie zu lesen, scheiterte an der hohen Spezialisierung. Gewiß steckten darin wichtige Informationen, aber Wenzel bekam sie nicht heraus ohne ein Studium wenigstens der fünfhundert gängigsten Fachausdrücke, und unterspezialisierte Fassungen der Artikel, wie sie in den Naturwissenschaften gang und gäbe sind, hatten die Autoren nicht herstellen lassen. Er hätte einen Arzt bitten müssen, ihm das Wichtigste herauszuziehen. Dr. Hasgruber vielleicht, aber den konnte er nicht schon wieder belästigen.
    Seufzend machte Wenzel sich daran, die siebenundvierzig Artikel und Schriften wenigstens diagonal zu lesen, vielleicht, daß das Auge hier und da an etwas Faßbarem hängenblieb, aber die Mühe war vergeblich. Wenzel war schon beim fünfundvierzigsten, als Sibylle Mohr hereinkam.
    „Wenn ich störe…“, sagte sie.
    „Endlich stört mich jemand“, sagte Wenzel. „Was gibt’s denn?“
    „Es ist Post gekommen für Otto, ein Buch aus der Kreisbibliothek, das er offenbar vor längerer Zeit bestellt hat, Titel: Physiologische Grundlagen der Musik. Ein Standardwerk, das jeder Musiker kennt, ich frage mich nur, was Otto damit wollte, er hatte wenig Beziehung zur Musik. Ach ja, und dann hier dieses Gerät, es sieht so ähnlich aus wie diese merkwürdige Tasche, die keiner benennen konnte. Aber hier ist der Absender darauf, ein kleiner Thüringer Betrieb. Hier das Anschreiben, ich hab es mitgebracht.“ Wenzel sah sich das Schreiben an.
    „Sehr geehrter Herr Otto Mohr!
    Hiermit senden wir Ihnen das gewünschte Resonanzprüfgerät mit den von Ihnen vorgegebenen Parametern. Wir machen allerdings darauf aufmerksam, daß der normale Geräuschpegel einer Straße oder eines Raumes, in dem sich mehrere Menschen aufhalten bzw. bewegen, bereits zu hoch liegen dürfte für effektive Messungen. Sollte das Gerät also Ihre Erwartungen nicht erfüllen, müssen Sie Ihre Untersuchungen in einen schallisolierten Raum verlegen. Dieser Nachteil ist nicht durch technologische Schwierigkeiten bedingt, die den Bau des Geräts betreffen, sondern durch die von Ihnen geforderte Empfindlichkeit.
    Sollten Ihre Untersuchungen befristet sein und Sie danach keine Verwendung für das Gerät mehr haben, nähmen wir es gern zurück.
    Mit den besten Wünschen für Ihre Arbeit
    Ihr…“
    „Wissen Sie, woran ich denken muß?“ fragte Wenzel. „An das singende Glas“, sagte Sibylle, „ich habe auch sofort daran gedacht. Es muß etwas damit zu tun haben.“
    Wenzel nickte. Es ging wohl nicht an, daß er den konkreten Fall gänzlich beiseite ließ und sich nur dem vermuteten allgemeinen Zusammenhang widmete. Hier wurde Neues sichtbar… Trotzdem mußte er wenigstens versuchen, diese mühselige und wahrscheinlich undankbare Umfrage in die Wege zu leiten.
    „Ich muß jetzt hier erst mal weitermachen“, sagte er. „Rufen Sie doch bitte den Thüringer Betrieb an, vielleicht wissen die Leute dort Näheres. Bitten Sie um Videoübermittlung der gesamten Korrespondenz. Ich komme nachher vorbei, dann schauen wir sie gemeinsam an.“
    Wenzel, wieder allein, sah mehr aus Prinzip als aus Erwartung die restlichen Artikel durch, schaltete dann ab und überlegte. Das hier brachte ihn nicht weiter. Vielleicht hatte er sich vorhin durch diese außergewöhnliche Häufung der Todesfälle ablenken lassen? Besser wohl, er wühlte weiter in Statistiken, möglicherweise kam ihm dabei ein Gedanke.
    Was bot sich an als Frage? Zum Beispiel ein

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