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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Differenz so gering ist.“
    Ruben nickte. Er wollte fragen, wie es nun weitergehe, als Schläge gegen die Außenwand pochten. Hier zum erstenmal hatte Ruben das Gefühl, das ihn später noch öfter überkommen sollte, nämlich, daß er hier einer eigentlich schon anderen, ganz unirdischen Zivilisation begegnete. Wenn aber auch jemand von außen anklopfte!
    „Das sind sie“, sagte der Steuermann und betätigte die Schleuse.
    Minuten später traten drei hagere Gestalten ein, nur spärlich mit einem hautengen Anzug aus einem mattschimmernden Stoff bekleidet.
    Die nicht mehr ganz junge Frau in der Mitte sah sich um, ihr Blick blieb an Ruben haften, sie trat auf ihn zu und gab ihm die Hand. „Ich habe mich also nicht verhört – Ruben Madeira!“ sagte sie. „Ich heiße Sie willkommen, ich bin Sheila McPherson.“
    „Die Autorin?“ fragte Ruben überrascht. „Es freut mich, daß Sie meinen Artikel gelesen haben, ich hoffe, wir werden Verbündete. Aber bevor wir ins Reden kommen – meine Begleiter regeln die Entladung, Sie darf ich zu uns einladen. Sie sind nur ein bißchen zu schwer angezogen, bitte legen Sie das hier an!“ Sie reichte ihm ein winziges Paket.
    Er hatte seine Schwierigkeiten mit dieser Art von Anzug, aber schließlich kam er doch damit zurecht. Sheila half ihm und machte ihn besonders auf die Klebeflächen aufmerksam, die fest geschlossen sein mußten, draußen waren immerhin etwas Unterdruck und vor allem fast reines Kohlendioxid.
    Ruben war nun gespannt, wie die Probleme der Atmung und Fortbewegung gelöst werden würden. Sie begaben sich in die Schleuse. Sie war fast ausgefüllt von einem Ballon, der Ruben trotzdem für seine Aufgabe geradezu unverhältnismäßig klein vorkam. Und er sollte sogar sie beide tragen!
    Sheila zeigte Ruben ein Loch, durch das er Arme und Oberkörper schieben sollte. Dann klebte sie ihm den Ballon um die Gürtellinie herum fest an und schlüpfte durch ein benachbartes Loch ebenfalls zur Hälfte hinein. „Jetzt die Hände in diese Handschuhstülpungen stecken, wir müssen uns draußen festhalten, bis der Ballon aufgeheizt ist!“ sagte sie.
    Vorsichtig drängten sie den Ballon aus der jetzt offenen Schleuse und hielten sich am Rand fest. Fast zusehends wölbte sich der Stoff auf, und jetzt erst sah Ruben, daß es sich nicht um eine große Kugel handelte. Nur der untere Teil schien Atemluft zu enthalten, dann kam eine trennende Folie, und der größere Teil oben…
    „Oben ist Helium drin. Helium und Stickstoff sind die Hauptmasse der Fracht, die wir noch von der Erde brauchen. Ohne Helium würde es vielleicht auch gehen, aber nur, wenn wir ein paar tausend Siedlungen hätten, daß sie nicht so weit auseinander liegen. Für einen Langstreckenflug braucht man Helium. Wegen der viel größeren Tragkraft.“
    Ruben spürte, wie der Zug an der Gürtellinie nach oben immer kräftiger wurde, der Ballon schien sich unter der Sonne schnell zu erwärmen.
    „Langstreckenflug?“ fragte Ruben.
    „Ja, wir müssen doch mal von Siedlung zu Siedlung. Immer ein Drittel Venusumfang. Zweiunddreißig Stunden im Transportwind.“ Sie zeigte nach oben. „Wenn Sie wollen, fliegen wir zusammen Ihrer Fähre voraus.“
    „Es scheint, ich genieße bei Ihnen besondere Gastfreundschaft?“
    „Ja. Uns ist nicht entgangen, wer da zu uns kommt, und auch nicht, daß Sie Siedlungen gesagt haben und nicht Stationen. In Ihrem ersten Funkspruch. So, jetzt können wir loslassen.“
    Ruben sah, wie die Frau ihre Hände aus den Handschuhen zog und an irgendwelchen Foliefetzen hantierte – hier einen löste, ihn da wieder anklebte –, und dann stellte er fest, daß der Ballon sich von der Fähre entfernte, langsam, doch gleichmäßig, denn die Folie ringsum war in Blickhöhe durchsichtig.
    „Haben Sie einen Antrieb?“ fragte Ruben überrascht.
    „Ja, aber nur einen schwachen, zum Manövrieren. Sehen Sie, die Sonne, die da unten auf dem Boden die Gluthölle erzeugt, liefert uns hier oben fast alles, was wir brauchen. In erster Linie: absolute Stabilität der Verhältnisse. Dann Energie. Die obere Ballonhaut nimmt nicht nur Wärme auf, und dies stufenförmig regelbar, sondern erzeugt auch Strom. Mit dem Strom betreiben wir im Oberteil des Ballons einige Peristaltikschläuche, die nehmen Luft von außen auf und stoßen sie auf der anderen Seite beschleunigt wieder aus. Einige dienen nach Bedarf zum Drehen der Ballons. Er ist also, wenn Sie so wollen, eine kleine Rakete, aber mit minimalem

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