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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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vorstellbare Geschwindigkeiten bis zu dreihundert Kilometer in der Stunde, dafür aber war der Luftdruck so gering, daß die auf das Schiff ausgeübte Kraft nicht nennenswert war. Nur die Navigation wurde dann schwierig – die Sicht war durch den Sandgehalt der Luft genommen, und das Radar wurde durch elektrische Entladungen gestört, die über die ganze Breite der Radiofrequenzen wirkten.
    Etwa eine Stunde vor Ausbruch des Sturms landeten sie am Hang des riesigen Berges, des größten im ganzen Sonnensystem, und nahmen die drei auf. Eine halbe Stunde später stand das Raumschiff vor der Station, Ruben fuhr sogleich die Stützen aus und legte es lang hin, damit es dem Sturm nicht soviel Fläche bot.
    Pete Takaroru drängte, sie sollten hereinkommen und die Entladung bis nach dem Sturm verschieben, und Ruben, der noch alle Systeme abschalten und die kälteempfindlichen konservieren mußte, spürte tatsächlich schon den ersten leichten Druck des Windes, als er zur Station ging.
    Zuerst hatte er nur Augen für die Einrichtung der Station, aber dann fiel ihm auf, daß der geschäftige alte Mann, der hier etwas schaltete und dort etwas überprüfte, anscheinend der einzige Mensch war, mit dem er hier zu tun hatte – alle anderen, auch die, die er mitgebracht hatte, und ebenso die Fluggäste vom Mons Olympicus, waren verschwunden.
    „Ich hätte gern Ihre Frau begrüßt“, sagte Ruben schließlich, „wenn ich schon einmal hier bin…“
    „Nach dem Sturm“, sagte Pete, „sie ist schon im Nirwana. Ach ja, ich erkläre Ihnen das gleich, ich muß nur noch ein paar dringende Handgriffe erledigen.“
    Die paar Handgriffe bestanden offenbar vor allem darin, Licht zu löschen und andere Systeme abzuschalten. Bald sah Ruben ihn nur noch schattenhaft.
    „Ihr Raumanzug ist doch heizbar?“ fragte Pete plötzlich.
    „Gut, ich setze mich jetzt zu Ihnen und erzähle Ihnen noch, was hier vor sich geht, danach ziehe ich mich auch zurück. Sie müssen wissen, die Station hat keine eigene Energiequelle. Braucht sie auch nicht. Das Sonnenlicht reicht hier, am Äquator, aus, um am Tage eine freundliche Zimmertemperatur zu erzeugen und über unsere Solarzellen so viel Energie zu liefern, daß wir die Station betreiben und auch noch in unseren Akkus genug für die Nacht speichern können, wenn draußen minus vierzig Grad sind. Kommt aber nun ein Sturm, dann dürfen wir nachts nicht heizen, da wir ja am Folgetag noch nicht wieder aufladen können. Volle Akkus reichen aus, um vierzehn Tage lang den Kern der Station auf einige Grad über Null zu halten, wobei Menschen und Algen zwar nicht produzieren, aber überleben können. Da die Algen weder Sauerstoff noch Nahrung produzieren, müssen auch die Menschen aufhören zu essen und zu atmen. Das nennen wir Nirwana. Entschuldigen Sie die Anleihe bei einer der alten Religionen. Die Methode ist letzten Endes auch daher übernommen – die indischen Fakire haben jahrtausendelang das Geheimnis gekannt, wie man die Körperfunktionen herabsetzt, daß man sich sozusagen einige Tage lang begraben lassen kann; wir haben das nur übernommen. Na ja, und zu einer rationellen Methode ausgebaut, die natürlich Training braucht. Sie können das ohne weiteres nicht, deshalb bleiben Sie in Ihrem geheizten Raumanzug, soviel liefern die Akkus schon, der Sturm wird höchstens drei Tage dauern. Die Luft wird wohl auch reichen, wenn es knapp werden sollte, hier sind Patronen für etwa achtundvierzig Stunden. Gewisse Reserven haben wir natürlich auch. Alles klar?“
    Ruben war doch ein wenig verwirrt. „Nein, eigentlich gar nichts“, sagte er, „aber das werden Sie ja wohl auch nicht erwartet haben. Ich will mich mal bemühen, jetzt nur die notwendigsten Fragen zu stellen. Also – schlafen kann ich, ja?“
    „Soviel Sie wollen. Stellen Sie aber trotzdem den Notwecker in Ihrem Anzug. Für den Fall, daß Temperatur oder Luftzusammensetzung außer Kontrolle geraten.“
    „Wie werden Sie wach?“
    „Einer wird automatisch geweckt, in diesem Fall meine Frau. Das ist aber nur eine zusätzliche Sicherheit, meistens werden wir von selbst wach, nach Ablauf der Zeit, die wir uns vorgenommen haben.“
    „Und wenn der Sturm länger als vierzehn Tage dauert?“
    „Tut er nicht. In dieser Gegend nicht. Deshalb liegt die Station ja hier. Da sind ein paar Bücher, dort Getränke, zum Essen nehmen Sie bitte die eiserne Ration aus Ihrem Anzug, und nun alles Gute, lassen Sie sich die Zeit nicht lang werden!“

    Wenzel

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