Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
und Venus kinderleicht war, hatte er außer den zwei Ablösern keine Besatzung an Bord; selbstverständlich hatte einer der beiden auch ein Pilotendiplom, und bei den Abgelösten würde auch einer sein, der ein Raumschiff fliegen konnte, so daß der grundlegenden Forderung nach Doppelbesetzung Genüge geleistet wurde.
    Der Flug selbst dauerte mit den neuen Antrieben des planetarischen Verkehrs und auch, weil der Mars gerade in Opposition stand, nur etwas über einen Tag. Da ein Teil davon noch verschlafen wurde, kam nicht viel Unterhaltung auf. Ruben wußte zwar, daß die beiden Fluggäste schon mehr als zwei Jahre Marszeit hinter sich hatten, aber er hätte nicht gewußt, wonach er sie hätte ausfragen sollen, wenn ihm das nicht sowieso ein Greuel gewesen wäre. In einem Punkt schienen sie sich jedenfalls wesentlich von den Venusleuten zu unterscheiden, das hatte er aus kurzen Bemerkungen und Wortwechseln zwischen den beiden, die sich ja kannten, schon mitbekommen: Die beiden hatten keine Sehnsucht, für immer auf dem Mars zu bleiben, und empfanden ihren Urlaub auf der Erde als Erholung – ja, sie gebrauchten dieses altertümliche Wort für mehrwöchige Dienstpausen, die es auf der Erde nur noch selten gab, wenn man die Wander- und Reiseperioden in der Jugend nicht dazu rechnen wollte.
    Ruben hatte seine Schlafzeit in die Mitte des Fluges verlegt, gleich nach dem Wenden und dem Beginn der Bremsung. Als er wieder aufstand, peilte er den areostationären Satelliten an, der über der Station geparkt war, auf fünf Grad südlicher Breite und fünfundneunzig Grad Länge, in dem Rillengebiet am Westende des Kanals Coprates, wo die Sonne für Marsverhältnisse schön warm war und Stürme so gut wie nie auftraten – vielleicht einmal in zwei Jahren. Die Station war die einzige auf dem Mars, die Zwei in ihrem Namen besagte nur, daß sie eine primitive Vorgängerin gehabt hatte, die aber am selben Platz gestanden hatte. Sie diente gemeinsam mit den zwei umlaufenden und dem stationären Satelliten vor allem der Erforschung des Planeten. Aber diese Arbeit der Datenermittlung hätten letztlich auch Automaten leisten können, wenn noch nicht bei ihrer Begründung vor fünfzig Jahren, so doch jetzt, da man weit vollkommenere Automatensysteme zur Verfügung hatte.
    Am Leben gehalten als von Menschen besetzter Stützpunkt wurde die Station vor allem durch die Autorität zweier Wissenschaftler, die dort arbeiteten, Vater und Mutter der heutigen Planetologie, die alle heute tätigen Planetologen ausgebildet hatten und die den Standpunkt vertraten, ein Planetologe müsse wenigstens einen Planeten außer der Erde etwas genauer kennen. Mehrmals war dieser Standpunkt als veraltet angegriffen worden, immer dann, wenn es Schwierigkeiten irgendwelcher Art gegeben hatte, aber jedesmal hatten die beiden, von ihren Schülern unterstützt, sich durchgesetzt. Selbstverständlich kannte auch Ruben die beiden, Joan und Pete Takaroru, und auch er war ihnen nicht unbekannt, wie er feststellte, als Pete sich meldete und ihn ansprach.
    „Daß Sie es sind, freut mich“, sagte der alte Mann, dessen weißes Haar mit den goldbraunen Tönen seiner Haut angenehm kontrastierte. „Es erleichtert mir, meine Bitte vorzubringen.“
    „Eine Bitte? Schon erfüllt!“ antwortete Ruben.
    „Nicht so hastig. Erst einmal muß ich Sie warnen und Ihnen freistellen, ob Sie überhaupt landen wollen oder nicht. Es ist nämlich leider eben der seltene Fall eingetreten, daß wir einen Orkan erwarten, voraussichtlich in sechs bis sieben Stunden. Sie können ihn auf der Parkbahn abwarten, er wird maximal drei Tage dauern, es ist nur ein winziges Orkänchen.“
    „Ich lande“, sagte Ruben. Wenn es schon nötig war, dann wollte er die drei Tage auf der Station verbringen.



„Dachte ich mir“, sagte der Planetologe. „In diesem Fall meine Bitte. Drei unserer Leute sind auf einer Expedition am Südwesthang des Mons Olympicus. Wäre es Ihnen möglich, dort zwischenzulanden und sie aufzunehmen? Es ist ein bißchen unwirtlich draußen, wenn ein Orkan tobt. Sie geben Ihnen Funkpeilung und richten einen Landeplatz ein.“
    „Geht in Ordnung, mit unserer Jolle können wir überall landen.“ Tatsächlich würde die Zeit knapp werden, er konnte die Flugdauer noch etwas verringern, wenn er später und heftiger bremste, aber trotzdem durfte der Sturm nicht allzu früh losbrechen. Notfalls aber konnte er sogar im Orkan landen, diese Stürme auf dem Mars erreichten zwar kaum

Weitere Kostenlose Bücher