Kurswechsel im Beruf

wird. Mit anderen Worten: viel Aufwand, doch immer noch eine geringe Chance. Wenn sie, wie häufig der Fall, das übliche Bewerbungsformat einhält, ist ein weiterer Nachteil, dass die Hemmschwelle beim Leser nicht genommen wird.
    Strategisch günstiger ist die sogenannte Zielgruppenkurzbewerbung, die in den letzten Jahren allmählich Fuß fasst. Sie besteht in der Regel nur aus einem einseitigen Anschreiben, in dem die wesentlichsten Merkmale kurz zusammengefasst sind. Ihr Erfolg hängt davon ab, wie gründlich sie vorbereitet wird. Sorgfältige Selektion der anzuschreibenden Firmen und gründliche Recherche im Vorfeld sind unverzichtbar. Eine weitere Klippe: Das Texten eines kurzen und prägnanten Textes ist meist aufwändiger als das Verfassen eines langen.
    Stellengesuche
    Stellengesuche haben eine Zwitterstellung. Da ein Unternehmen nur dann auf ein Gesuch reagiert, wenn es eine Stelle zu besetzen hat, ist es im Zweifel auch mit anderen Kandidaten in Kontakt. Doch immerhin hat Ihr Gesuch schon einmal Interesse geweckt, das dann durch gut vorbereitete Unterlagen aufrechterhalten und nach Möglichkeit gesteigert werden muss.
    Voraussetzung für ein erfolgreiches Stellengesuch ist, dass es aussagekräftig formuliert ist. Das gilt besonders für die Überschrift. Wenn diese nur „Dipl. Kaufmann“ oder „Ingenieur (FH)“ lautet, werden viele Chancen verschenkt. Die Überschrift muss kurz und prägnant den Nutzen herüberbringen, den Sie bieten. Orientieren Sie sich auch dabei am allgemeinen Marketing. Studieren Sie Produktwerbung unter dem Gesichtspunkt, was Sie daraus für sich ableiten können.
    Stellengesuche haben zudem den Vorteil, dass Sie mit relativ wenig Aufwand testen können, wie die Reaktion auf Ihre beabsichtigte neue Richtung ist. Sie können auch mit verschiedenen Varianten und in unterschiedlichen Medien testen.
    Vielfach antworten auf Stellengesuche Personalberatungen . Selbst wenn diese nicht den passenden Job anzubieten haben, pflegen Sie den Kontakt, sofern die Beratung einen seriösen Eindruck macht. Da die Beratung den ersten Schritt auf Sie zu getan hat, ist die Situation psychologisch günstiger, als wenn Sie eine Initiativbewerbung an einen Berater schicken.
    Eine Initiativbewerbung, die an einen Personalberater geschickt wird, unterscheidet sich von der Initiativbewerbung an eine einzelne Firma nur dadurch, dass der Personalberater mehrere Unternehmen betreut und demzufolge die statistische Chance etwas größer ist. Was viele Kandidaten falsch einschätzen: Der Personalberater ist – sofern er nicht spezielle Leistungen für Bewerber anbietet – kein Agent des Kandidaten, sondern arbeitet im Auftrag der Unternehmen und wird von diesen bezahlt. An Kandidaten, die nur entfernt an Problemfälle erinnern, ist der Berater schon gar nicht interessiert. Er muss die Kandidaten seinen Kunden verkaufen. Und diese erwarten in der Mehrzahl immer noch junge Bewerber mit viel Potenzial.
    Neben der Solomarkt -Strategie ist die Probe-Strategie besonders Erfolg versprechend. Ich gebe ihr sogar noch den Vorzug, auch wenn die Realisierung Anstrengung erfordert.
    Probe ermöglichen, statt zu beschreiben
    Auch wenn wir unsere Chancen steigern, wenn unsere Bewerbung als einzige vorliegt und zudem, wie bei der Zielgruppenkurzbewerbung der Fall, individuell auf den Empfänger ausgerichtet ist, ist das noch keine Garantie. Papier löst nicht unseren größten Engpass. Dieser besteht darin, Gelegenheit zur persönlichen Vorstellung zu bekommen. Von vielen Älteren weiß ich, dass sie gute Chancen hätten, wenn sie sich denn persönlich präsentieren könnten. Gerade diese Chance entfällt bei den herkömmlichen Verfahren, weil der Leser sich auf eine Zahl fixiert, das kalendarische Alter, statt auf die Kompetenz und Persönlichkeit. Im Folgenden beschäftigen wir uns mit kreativen Ansätzen, um diesen Engpass zu lösen.
    Aus der Produktwerbung haben wir gelernt: Die Hemmschwelle der Verbraucher lässt sich überwinden, wenn sie Gelegenheit bekommen, das Produkt persönlich zu testen, sei es durch die Probefahrt beim Auto, die Verkostung im Lebensmittelladen oder die Geld-zurück-Garantie bei nicht verzehrbaren Gebrauchsgütern.
    Ziel unserer gesamten Strategie muss demzufolge sein, zumindest in persönlichen Kontakt zu kommen, besser noch: eine Arbeitsprobe geben zu können. Die Dokumentation unserer Erfahrung (vgl. Erfahrungsmatrix in diesem Kapitel) kommt uns dabei zugute. Bewerbungsunterlagen können dabei