Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
Vom Netzwerk:
zuschlage, schläft er schon wieder tief und fest.

15
    „So, Herr Doktor“, sagt Brunner und setzt sich zu mir an den Tisch neben der Jukebox, an dem ich letzte Nacht mit Marlene gesessen bin.
    „Jetzt reden wir einmal Tacheles.“
    „Jederzeit. Gern“, sage ich. „Aber ich bin Ihnen, furcht ich, keine große Hilfe. Ich brauch jetzt dringend einen Cognac.“
    „Das lassen Sie ruhig meine Sorge sein“, sagt Brunner, macht aber keine Anstalten, mir von der Bar was zur Beruhigung zu besorgen. Stattdessen raucht er sich eine an und will von mir wissen, was ich weiß.
    „Über die Sauerei da draußen“, sagt er und zeigt mit seiner Zigarette in Richtung Hof.
    „Ich weiß nur“, sage ich, „was ich in den letzten zehn Minuten aufgeschnappt hab. Hätten Sie vielleicht eine Zigarette für mich?“
    Brunner hat. Und läßt mich nicht aus den Augen, als ich sie mir mit einem Streichholz anzünde. Das Zittern meiner Hände ist nicht gespielt und der dringende Wunsch nach was Hochprozentigem auch nicht.
    „Der Herr Josef hat sicher nix dagegen“, sage ich und deute in Richtung Bar.
    Brunner nickt.
    Ich stehe auf, gehe hinter die Theke und hole die Flasche Scharlachberg aus dem verspiegelten Regal über dem Bierzapf.
    „Auch einen?“
    „Einen Einfachen“, sagt Brunner. „Die Sauerei kostet mich wieder die halbe Nacht. Bis der Weinhofer aufwacht und vernehmungsfähig ist, das dauert Stunden.“
    „Und der junge Kollege, der Herr Skocik?“ frage ich, und schenke uns zwei großzügige Scharlachberg ein.
    „Sehen Sie ihn irgendwo?“ fragt Brunner, und sein Ton wird gallig. „Wo is er denn, der junge Kollege?“
    „Keine Ahnung.“
    „Im Krankenstand is er. Liegt daheim im Bett und schaut fern oder schnackselt mit seiner Dulcinea. Jetzt kommt das Wochenende, da wird er sich weiter ausschlafen oder auskurieren, und am Montag, wann er wieder frisch und munter is, is jede Spur so kalt wie der Arsch von einer Gürtelhur. So schaut’s aus, Herr Doktor.“
    „Zum Wohl“, sage ich und drücke dem leidgeprüften Krimineser seinen Schwenker in die Hand.
    „Auf den Herrgott! Auf daß ein Wunder gschieht! Ein kleines tät schon reichen“, bringt Brunner einen Trinkspruch aus. „Den Luksch-Buben macht nix mehr lebendig, und der Weinhofer is ein zacher alter Hund, der erfangt sich schon wieder, aber so wie’s ausschaut is da ein Wahnsinniger am Werk, der vorgestern auf den Gusto gekommen ist. Der is im Blutrausch, und da kann nur ein Wunder helfen. Zum Wohl, Herr Doktor.“
    Brunner nimmt einen kräftigen Schluck und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Dann redet er Tacheles.
    Heute am Vormittag hat die Besatzung der Funkstreife „ Walter 3“ den Wagen des Auer Wickerl gefunden, nicht einmal eine Minute vom Rallye entfernt, in der Arnsteingasse.
    Im Kofferraum des alten Audi stellte man zwei Kartons mit CD-Hüllen (Whitney Houston) und drei Kisten mit Videocassetten („Erbarmungslos“, „Das Schweigen der Lämmer“, „Gesichter des Todes VII“) sicher.
    Eine Überprüfung der Firma Media Sales brachte kein konkretes Ergebnis. Der „ Tonträger- und Videogroßhandel“ im 23. Bezirk besteht aus einem einzigen Raum mit Telefon- und Faxanschluß, und einer weiblichen Halbtagskraft, deren Aufgabe darin besteht, die per Fax oder auf Anrufbeantworter eingegangenen Bestellungen an einen Herrn Krusch in Langenzersdorf (Audio) und eine Frau Schiller in Gleisdorf bei Graz (Video) weiterzuleiten. Über den Standort des Warenlagers und weitere Mitarbeiter von Media Sales , konkret einen Ludwig Auer, sei ihr nichts bekannt.
    Die Wirtschaftspolizei interessiert sich im Zuge internationaler Ermittlungen seit längerer Zeit für ein Unternehmen namens“Media Trade“. Und Media Sales ist eine der vielen Tochterfirmen dieses über ganz Europa verzweigten, und in seiner Struktur höchst undurchschaubaren Unternehmens, das - mehr will und kann Brunner dazu nicht sagen - im Verdacht steht, eine internationale Organisation von Tonträger- und Videopiraten zu sein.
    In der Wohnung des toten Wickerl fand man ein Schulheft, vollgekritzelt mit, so Brunner, „patschert gefälschten Unterschriften von Privaten und Prominenten, darunter auch die von Ihnen, Herr Doktor“.
    Und ein halbes Dutzend nicht vollendeter Briefe an die Elfriede Tomschik, die Sängerin seiner Band, offensichtlich abgefaßt unter Einfluß von Drogen oder zu viel Alkohol, denn da ist ständig nur vom Teufel die Rede und davon, daß er ihre

Weitere Kostenlose Bücher