Kurt Ostbahn - Blutrausch
mich mehr.“
„Sheena Spears zeigt sich nicht in der Öffentlichkeit“, sagt der Doc. „Die ist Tag und Nacht mit dem Management des AAS -Imperiums beschäftigt, schätze ich. Die zwei dirigieren inzwischen nämlich einen florierenden Versandhandel für einschlägige Mode in Leder, Lack und Latex, gut ein Dutzend Piercing-Studios in den USA und Europa und geben das Fachmagazin“ AAS -News“ heraus, auf das wir beizeiten noch zurückkommen werden.“
Inzwischen hat der Trainer die Cassette gewechselt, und wir erleben, wie die AAS -Gemeinde im schnellen Vorlauf trinkt und ißt, ihre Hunde tritt und tätschelt oder Kolleginnen und Kollegen zujubelt, die nach vorn an den Altar gerufen werden, wo ihnen Don an Arsch und Busen faßt.
„Das geht noch Stunden so“, sagt der Doc. „Mitarbeiter, Gönner und Freunde Astaroths werden von Don belobigt.“
„Jetzt kommt gleich Kelly Nichols“, ruft der Trainer.
Der Doc schaltet mit der Fernbedienung einen Gang runter, und tatsächlich: der Schwarm aller Bravo-Leser und Star einer Fernsehserie aus dem kalifornischen College-Milieu schwingt ihren in schwarzes Latex verpackten Hintern nach vorne zu Don, läßt sich von ihm befingern und richtet dann mit piepsiger Stimme eine Botschaft an die tobende Gemeinde, die mir der Doc simultan übersetzt.
„Auf daß die Sünde siegt“, sagt Kellymaus und schüttelt ihre brünette Hollywood-Mähne.
„Auf daß die Sünde siegt“, antwortet das Auditorium wie aus einem Munde.
Kelly wirft Astaroth und Behemoth Kußhändchen zu, Don faßt Kelly forsch zwischen die Beine, und sie lächelt dabei in die Kamera, als würde ihr eben der“Tony-Award“ überreicht.
„Wunderbar!“ sage ich. „Höchstes Niveau!“
Ich hatte mit drei Stunden Whitney gerechnet und bekomme eine Heimvideo-Produktion von ausgesuchtem Unterhaltungswert, die mich an einen Wochenschaubericht meiner Jugend (im Vorprogramm zu“Rosmaries Baby“?) erinnert: Tupperware lädt Amerikas emsigste Hausfrauen zur Jahresvollversammlung, und belohnt die fleißigste Tupperware -Gastgeberin mit einem nagelneuen Kleinwagen. Nicht auszudenken, wie es um die Küchen und Schlafzimmer dieser Welt bestellt wäre, wenn der Besuch von Astaroth und Behemoth den alten Herrn Earl Tupper zum sexuellen Freischärler gemacht hätte.
„Am Ende jeder Thanksgiving-Feier der AAS steht, keiner bestimmten satanischen Tradition folgend, die Angelobung jenes Paares, das nach einer Latte von Vorausscheidungen dazu auserwählt wurde, im folgenden Geschäftsjahr Werbeträger der AAS -Kollektion zu sein“, erklärt der Doc den umjubelten Auftritt eines schwarzhaarigen Feschaks und einer schmollmundigen Blondine mit enormen Titten.
Die Totale zeigt eine mittlerweile schon etwas derangierte Festtagsgemeinde. Der Satansbraten ist längst verputzt. Der kalifornische Rote tut seine Wirkung. Eine resolute Dame hebt das Röckchen und pinkelt dem ihr hündisch ergebenen Begleiter in den weit aufgerissenen Mund. Damit stiehlt sie dem Siegerpärchen auf dem Podium kurzfristig die Show.
Der Trainer klopft sich vor Begeisterung auf die Schenkel.
Aber unser Kameramann mit dem unruhigen Händchen übernimmt wieder das Kommando und zeigt uns hautnah, was der Feschak und die Blonde so alles zu bieten haben: Astaroth, auf seinem fliegenden Drachen reitend, und Behemoth, den Dämon mit dem Elefantenkopf, in Unterarm und Oberschenkel tätowiert und jede Menge satanischen Silberschmuck an Brustwarzen, Schwanz, Hodensack und Schamlippen. Die beiden Werbeträger demonstrieren an ihrem Partner mit Händen und Zähnen, daß das Zeug auch wirklich hält. Mit jedem Schmerzensschrei geht ein ergriffenes Raunen durch die Menge.
Für die recht überzeugende Simulation eines Geschlechtsaktes a tergo (wie unser Bassist und Sexualberater Horak sagen würde) gibt es sogar Szenenapplaus, und schlußendlich defilieren Don und ein Aufgebot seiner engsten Mitarbeiter, Gönner und Freunde an dem AAS -Traumpaar vorbei. Sie schlagen es zu Ehren Astaroths, je nach Lust und Laune mehr oder weniger heftig, mit Weidenruten, Reitgerte oder einem Buschen Brennesseln, - Requisiten, die von zwei“Glücksrad“-Assistentinnen in Strapsen und Kleppermantel zur Verteilung gebracht werden. Dazu gibt es Discomusik aus den 70er-Jahren. Die Bee Gees singen“Stayin Alive“.
Ob der offizielle Teil der Jahresvollversammlung damit abgeschlossen ist und wie bei der Astaroth Appreciation Society der private, gemütliche Teil des Abends
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