Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurt Ostbahn - Platzangst

Kurt Ostbahn - Platzangst

Titel: Kurt Ostbahn - Platzangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
Vom Netzwerk:
wissen.
    „Warum?“ frage ich zurück, und zu Gitti sage ich: „Ich schau nach der Besprechung mit dem Trainer noch auf einen Sprung vorbei.“
    Sie kneift mir diskret in den Hintern.
    „Das will ich stark hoffen“, sagt sie und flüstert mir ins Ohr, daß sie ohne meine tatkräftige Mithilfe heute ganz bestimmt nicht einschlafen kann.

30
    Der kleine Hund will zuerst nach links, dann nach rechts, dann unter ein Auto und schließlich auf einen Besuch ins Zehnerhaus.
    „Andere Hunde machen das nicht, so viel ich weiß, die gehen brav an der Leine“, sage ich zum Trainer. „Aber auf Teneriffa is das wahrscheinlich anders. Ich kenn mich da nicht so aus.“
    Der Trainerhund, klärt mich der Trainer daraufhin auf, kann nicht folgsam an der Leine gehen, weil er noch ein Welpe ist, also ein Kleinkind, und außerdem war der Flug eine ziemliche seelische Belastung, und die neue Umgebung ist es erst recht. Das arme Tier wurde auf einer kanarischen Insel geboren und ist entsprechende klimatische Verhältnisse gewöhnt. 25 Grad plus, jetzt Ende Februar. In Wien regnet es und es ist saukalt. Das kennt der Kleine nicht und er mag es auch nicht. Das wird ein langer und langsamer Gewöhnungsprozeß. Und ans Abrichten ist jetzt, in diesem Entwicklungsstadium, sowieso nicht zu denken.
    Das sind in etwa die Sorgen des Trainers.
    Und ganz beiläufig erwähnt er dann auch noch, daß dieser Typ wegen der Videos angerufen hat, während er auf der Suche nach meinem Eiskasten war.
    „Wenn ich ihn richtig verstanden hab, dann ist nicht er selbst der Dealer, kann aber auf Wunsch die Connections herstellen. Anruf genügt, und es wird prompt geliefert. So in der Art. Was sind das eigentlich für Videos?“
    „Grausliche“, sage ich.
    „Bootlegs. Hab ich mir gleich gedacht. Aber seit wann interessiert dich jemand so sehr, daß du sogar Video-Bootlegs von ihm haben mußt?“
    Der Trainer kann momentan nur an seinen Hund denken und an seine Musik.
    „Man hat so seine Phasen im Leben“, sage ich.
    „Jedenfalls ist er morgen ab 21 Uhr im Dings, in einem Lokal in Hernals. Convoy, oder so ähnlich.“
    „Wo?!“
    „Convoy. Tolstoi. Leroy. Irgendsowas. Ein Billard-Cafe jedenfalls. So viele wird’s im 17. Bezirk ja nicht geben, die so ähnlich heißen.“
    „ Savoy “, sage ich.
    „Hundert Punkte“, sagt der Trainer. „Du kennst aber auch wirklich jede Hüttn.“
    „Dort spielen der Axel und der Ronnie immer Pool“, sage ich möglichst unbeteiligt.
    Gleichzeitig fühle ich eine massive Übelkeit in mir aufsteigen, komplett mit Schwindel, Herzstechen und Hirnsausen.
    „Der Typ hat irre schnell und total undeutlich geredet“, höre ich weit weg den Trainer sagen und sehe den Fettuccini vor mir, wie er Mokka trinkt, Ronnie auf die Schulter klopft und das Handy aus der Brusttasche seines olivfarbenen Sakkos zieht. „Außerdem war total laute Musik im Hintergrund, wie in einer Disco, und dann auch noch sein Akzent. Muß ein Italiener sein. Logisch, irgendwie. Die sind bootlegmäßig nach wie vor die Marktleader.“
    „Und was hat der Typ sonst noch gesagt?“ erkundige ich mich mit matter Stimme. „Woran werd ich ihn morgen erkennen?“
    „Gamed“, meint der Trainer. „Er hat mich gefragt, woran er mich erkennen wird. Hab ich gesagt: Ganz einfach, ich hab einen kleinen Hund.“
    „Du?!“
    „Hab ich einen kleinen Hund oder ned?“
    „Ich mein: Was willst du im Savoy ?“
    „Naja“, sagt der Trainer und zerrt seinen kleinen Hund, der schon die längste Zeit am Portal der seit vielen Monaten geschlossenen Fleischerei geruchliche Abenteuer der Extraklasse erlebt, mit einem energischen Ruck weiter. „Ich hab mir gedacht, vielleicht hat der Typ auch was im Angebot, das mich interessieren könnte. Alte Liveaufnahmen vom Springsteen und den Allman Brothers zum Beispiel. Oder sonstweiche Klassiker. Ich komm einfach mit.“
    Es wäre heute nicht das erste Mal, daß der Trainer die Lage verkennt. Aber ich komm garnicht dazu, mir zu überlegen, wie ich ihm den Stand der Dinge möglichst schonend beibringen könnte, denn er äußert nun ein Problem, das ihn sein Leben lang begleitet hat und auch auf den fernen Kanaren offenbar nicht von seiner Seite gewichen ist.
    „Apropos. Ich hab im Augenblick keinen Groschen österreichisches Geld. Alles nur Peseten. Kannst du mir bis Montag was borgen, Kurtl? Da geh ich gleich in der Früh auf die Bank Geld wechseln.“
    Der kleine Che hat uns, was kein Zufall sein kann, auf die

Weitere Kostenlose Bücher