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Kurt Ostbahn - Platzangst

Kurt Ostbahn - Platzangst

Titel: Kurt Ostbahn - Platzangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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und ich stehen 16 Minuten vor dem vereinbarten Treffen mit Fettuccini im strahlenden Licht des Savoy -Portals auf der Straße. Angenommen unser Entrümpelungs- und Videomann kommt eine Viertelstunde früher, zum Beispiel um einen Espresso zu trinken und ein bißchen in sein Handy zu brüllen, dann können wir die Operation Savoy 2 bereits jetzt als gescheitert betrachten.
    „Großartig“, sage ich zum Trainer und seinem Hund.
    20 Uhr 45.
    „Erstens is in der Hüttn striktes Hundeverbot“, beißt mich der Trainer an, als wäre ich für die Hausordnung im Savoy verantwortlich. „Und zweitens kriegt der Che in dem Wirbel da drinnen einen Nervenzusammenbruch. Schau ihn dir an!“
    Wir haben uns in das Dunkel der nächsten Hauseinfahrt zurückgezogen. Lagebesprechung.
    „Also is die Operation jetzt abgeblasen?“ frage ich.
    „So geht’s jedenfalls nicht“, sagt der Trainer.
    „Irgendwelche Vorschläge, Trainer? Plan B oder so?“
    20 Uhr 49.
    Keine Caipirinhas, nicht einmal ein Gin Fizz. Garnix aus dem internationalen Getränkeangebot des Savoy . Weder zum halben, noch zum vollen Preis.
    Der Trainer ist an die Bar zurückgekehrt. Er wird Che’s Kinderbeißkorb neben sich auf die Theke legen, um für den Fettuccini als der „Mann mit dem kleinen Hund“ erkennbar zu bleiben.
    Und ich gehe mit dem kleinen Hund einstweilen in den Park. Werd mit ihm spielen, überprüfen, ob er einen Haufen macht und ob dieser von halbwegs fester Konsistenz ist, werd mir merken, wie oft er pinkelt, und wenn dem kleinen Hund kalt ist, werd ich mich mit ihm in die Rostlaube des Trainers setzen, die Heizung anwerfen, und dann werden wir es uns richtig gemütlich machen, der kleine Hund und ich, und gemeinsam auf die Rückkehr des Herrls warten.
    So wird das sein, weil’s nicht anders geht.
    Was die Zeit im Park betrifft, bin ich umfassend gebrieft: Ich darf den kleinen Hund unter gar keinen Umständen von der Leine lassen. Ich muß dafür Sorge tragen, daß der kleine Hund keinen Kontakt zu seinen Artgenossen aufnimmt. Ich habe ganz besonders darauf zu achten, daß der kleine Hund nix ins Maul nimmt, weil er noch Babynahrung bekommt und alles andere unweigerlich zu Durchfall, Erbrechen oder sogar zu lebensbedrohenden Erkrankungen führen kann.
    „Das wird nicht leicht“, gab mir der Trainer mit auf den Weg, „weil ihn im Normalfall der Beißkorb dran hindert alles zu fressen, was ihm vor die Nase kommt. Aber du checkst das schon, Kurtl.“
    21 Uhr 12.
    Ich verlasse, den winselnden kleinen Hund im Arm, fluchtartig den Park.
    „Scheiß di ned an“, ruft mir der Besitzer des kaninen Serienkillers nach, der Che aus dem dunklen Gebüsch angefallen, am Genick gepackt und zu Boden geworfen hat. Das braunschwarze Monster fletschte die Zähne zum Todesbiß, als es von seinem Halter, einer Kombination aus Boxer und Würger im himmelblauen Jogginganzug, im allerletzten Moment zurückgepfiffen wurde.
    „Nur die Härtesten kommen durch“, lacht er uns hinterher, um seinen Harro dann einen „guten Hund, braven Hund“ zu heißen und mich einen „Warmen, weil ein richtiger Mann hat einen richtigen Hund und ned so ein Krewecherl!“
    „Und wenn du einmal groß und stark bist, Che, dann beißt du den beiden Arschlöchern die Eier ab“, tröste ich das Kind in meinem Arm, was pädagogisch vielleicht nicht ganz korrekt sein mag, aber irgendwann hört es sich mit dem ewigen Korrektsein auf, da muß man zurückbeißen, weil sonst kriegt man Krebs von der vielen Wut im Bauch, und diese Welt geht unter dem Kommando dumpfer Killerhundehalter endgültig in die Binsen.
    21 Uhr 16.
    Herrlich. Die Standheizung funktioniert. In der froschgrünen Rostlaube wird es bacherlwarm, während es draußen wieder zu regnen beginnt. Der kleine Hund liegt auf der Rückbank und schläft.
    Im Park haben wir in einer knappen halben Stunde Abenteuer erlebt, die Stoff für eine mindestens 12-teilige Fernsehserie abgeben würden, den Rahmen dieses Tatsachenberichts jedoch eindeutig sprengen. Aber jetzt haben wir es ganz gemütlich. Ich schiebe eine Cassette des Trainers in den Recorder. Musik aus seinem kanarischen Refugium. Flamenco und Salsa auf Erfahrungsaustausch bei den Herrn Rhythm und Blues. Ich hör mir an, was sich die Vier zu erzählen haben, und weil das ziemlich spannend ist, vergeht die Zeit wie im Flug.
    21 Uhr 49.
    Seite A der Cassette ist zu Ende. Und immer noch keine Spur vom Trainer. Ich weiß nicht, ob ich mir jetzt schon Sorgen machen soll oder

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