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Kurt Ostbahn - Platzangst

Kurt Ostbahn - Platzangst

Titel: Kurt Ostbahn - Platzangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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unter vier Augen, weil nämlich was vorgefallen ist, in Sachen Walter Kaltenbeck, dem Arschloch.
    Diesbezüglich hätte ich auch ein paar dringende Fragen an Gitti, gleichzeitig aber auch einigen Erklärungsbedarf gegenüber dem bereits mit den Hufen scharrenden Trainer. Und überhaupt sollte ich oben neben dem Chevy sitzen und auf den Anruf von Ramses , dem fliegenden Videohändler warten.
    Eine Situation, wie ich sie ganz besonders liebe. Eingekreist von Problemen und undankbaren Aufgaben, geplagt von Magen- und Gliederschmerzen, und, was die geistigen und nervlichen Kapazitäten angeht, die längste Zeit schon auf Reserve.
    „Vielleicht wollen Sie einen Sprung mit reinkommen, auf ein Achtel Rot“, wendet sich Gitti an den Trainer und macht damit nix besser. Denn der Trainer trinkt keinen Wein, und außerdem wollte er nicht auf einen Sprung zur Gitti, sondern auf ein längeres Gespräch, eine ausführliche Aussprache, zu mir.
    „Nein, danke“, sagt er. „Wir müssen wirklich dringend weiter.“
    Gitti mißversteht das und verabschiedet die beiden, den Trainer freundlich aber kühl, den kleinen Che mit überschwenglichen Liebeserklärungen, die in dem Versprechen gipfeln, ihn sofort zu adoptieren, sollte sein derzeitiger Ziehvater aus irgendeinem Grund seinen Pflichten nicht mehr nachkommen können.
    Ich nütze die Gelegenheit und nehme den Trainer zur Seite.
    „Folgendes“, sage ich leise, „die Gitti und ich haben ein Problem, über das sie mit mir unter vier Augen reden will. Es dauert nicht lang. Setz dich einstweilen oben bei mir gemütlich hin und trink ein Bier, wenn eines da ist. Okay?“
    „Wer is diese Person überhaupt?“ raunt mir der Trainer zu und zeigt mit dem Daumen nicht wirklich unauffällig auf Gitti, die den kleinen Che gerade zu ihrem feurigen Spanier ernennt und mit dem Bademantel-Gürtel erneut zu artistischen Spitzenleistungen anstachelt. „Gehst du bei ihr als Strohwitwentröster, oder was?“
    „Das kann man so nicht sagen“, sage ich und drücke dem Trainer meine Wohnungsschlüssel in die Hand. „Wir reden später. Dann weiß ich mehr.“
    „Wunderbar“, seufzt er. „Da kommt man nach drei Monaten zurück in diese Stadt, und wen trifft man am ersten Abend? Alte Leut, Alkoholiker und anlassige Hausfrauen. Wo ist der Rest? Glaub mir, es is deprimierend.“
    Und damit nimmt er sein Hundekind an die Leine und steigt mit ihm hinauf zur Baustelle.
    „Trainer“, geb ich ihm noch mit auf den Weg, weil es mir eben wieder einfällt. „Falls jemand in der Zwischenzeit wegen irgendwelcher Videocassetten anruft, dann mach, bitte, einen Termin aus. Irgendwann morgen. Aber nicht vor zu Mittag.“
    „Sonst noch Wünsche?“ sagt der Trainer, dreht sich auf der Treppe nach mir um und zieht ein Gesicht, das mehr über seinen ersten Abend in der Heimat sagt als tausend Worte.
    „Ein ziemlicher Grantscherm, dein Trainer“, meint Gitti.
    „Er hat es auch nicht leicht“, sage ich, weil jeder seinen Verteidiger braucht. Grad in der Fremde.

29
    Kaum sind Gitti und ich in der amerikanischen Kaltenbeck-Küche allein, überstürzen sich quasi die Ereignisse.
    Ich will dringend Aufklärung darüber, was den Boxer, seinen Freund, den Würger, und ihre Auftraggeberin, eine mir unbekannte Frau Rita, eigentlich dazu veranlaßt hat, mich im Stiegenhaus abzupassen und niederzuschlagen, in der irrigen Annahme, ich sei Walter Kaltenbeck. Aber Gitti schließt mich in die Arme und steckt mir ihre Zunge in den Mund, was mich massiv dran hindert, mein Anliegen vorzubringen. In dem ganzen Durcheinander gleitet der rosa Jumbotumbo-Bademantel von ihren Schultern und ich aus Jacke, Hemd und Hose. Ich wühle mich durch Hügel und Täler voll zart duftenden Zyklamen, Gittis forschende Finger sind forsch unter meine Gürtellinie unterwegs, und obwohl wir wirklich alle Hände voll zu tun haben, gelingt es uns doch irgendwie, die Küche hinter uns zu lassen und ins Wohnzimmer zu gelangen, wo sich heute die Kokospalmen auf der Tagesdecke nicht unter einem tiefblauen Sternenhimmel wiegen, sondern im glühenden Abendrot. Gittis zyklamfarbenes Etwas ist so raffiniert geschnitten, daß es von ihr abfällt, kaum daß wir die Bettdecke berührt haben, die Montage des Kondoms ist in Rekordzeit vollzogen, der nachfolgende Liebesakt ebenso, und so liegen wir keine drei Minuten nach dem Abgang des Trainers, von der Rasanz unseres Tuns außer Atem auf dem Doppelbett, und ich sage vorerst einmal garnix.
    Gitti dreht sich auf

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