Kurtisanen leben gefaehrlich
Zelt befand, sondern in einem kleinen quadratischen Verschlag aus Holz, der an den Seiten von einer zeltartigen Plane geschützt wurde, durch die kein Licht mehr drang. Also war es Nacht, eine Tatsache, die von der Kälte in meinen Gliedern, die selbst die warme Decke nicht fernhalten konnte, bestätigt wurde.
Der Verschlag war in Bewegung, einer Bewegung, von der das Schleifen herrührte, wie ich schon bald feststellte. Befand ich mich in dem Schlitten, den Bahir hatte bauen lassen? Wenn es so war, dankte ich ihm für seine Voraussicht.
Ich stützte mich auf meine Arme, um einen Blick nach draußen zu erhaschen, doch Hanifah lächelte mich fröhlich an und drückte mich bestimmend in die Kissen zurück, die auf dem Holz unter mir lagen. Dann reichte sie mir weiches Fladenbrot, das ich dankbar in Empfang nahm.
Also hatte die Reise begonnen, während ich im Schlaf gefangen lag. Fragend sah ich zu Hanifah hinüber, nachdem ich einen schwachen Bissen von dem Brot genommen hatte, das mir als die beste Speise erschien, die ich jemals gekostet hatte.
»Wie lange schon?«
Ihr zahnloser Mund lachte und Hanifah hielt drei ihrer krummen Finger in die Höhe.
Also waren wir schon seit drei Tagen unterwegs und würden Faridah bald erreicht haben. Es erschütterte mich, dass ich so lange geschlafen hatte und ich konnte mir gut vorstellen, in welcher Gefahr mein Leben gewesen wäre, hätte Hanifah mich nicht im letzten Moment aus dem Wasser gezogen und mich aus den alles verschlingenden Wogen befreit. Ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln, während ich mir innerlich schwor, niemals mehr die Kräfte einer Artista einzusetzen, ohne zu wissen, was ich tat.
Die Warnung der Artista aus meinem Traum klang in meinen Ohren nach und es beschäftigte mich, woher Beatrice Santi meinen Namen kannte. Warum rief sie nach mir und welche Verbindung hatte sie zu Andrea Luca? War es wirklich die echte Beatrice gewesen oder hatte mir mein angeschlagener Geist einen Streich gespielt?
Die Rätsel brachten meinen betäubten Kopf zum Schwirren, doch zumindest ließ nun endlich der Hunger nach und mein Magen entspannte sich. Meine Augen schlossen sich erneut.
Kapitel 26
D
ie restlichen Stunden, bis wir Faridah erreichten, vergingen beinahe wie im Fluge. Ein nervöses Kribbeln hatte sich in meinem Magen ausgebreitet und rumorte besonders stark, wenn ich an die Promessa dachte. Hatte Andrea Luca meine Nachricht tatsächlich erhalten – und was noch wichtiger war, hatte er daran geglaubt? Ich wusste nicht zu unterscheiden, was Realität und was Traum gewesen sein mochte und wagte es nicht, die Magie der Artiste noch einmal einzusetzen. Nicht, dass es mir überhaupt möglich gewesen wäre, denn Hanifah wachte streng über mich und ließ es noch nicht einmal zu, dass ich mich weit genug bewegte, um nach draußen zu schauen.
Noch immer fühlte ich mich schwach und unwohl, neigte dazu, in Grübeleien zu versinken, obgleich ich es kaum noch erwarten konnte, den Schlitten endlich zu verlassen. Zu lange hatte ich untätig in einem Wüstenzelt sitzen und darauf warten müssen, was die Gnade anderer für mich bereithielt. Nun brannte ich darauf, mein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und meinen Weg selbst zu bestimmen. Ganz gleich, was mich dann erwartete, zumindest würde ich frei sein und womöglich schon bald meine Heimat wiedersehen. Es war ein Gedanke, der mich aufrecht hielt und es war mir gleichgültig, welche Überraschungen der Fürst noch für mich vorgesehen haben mochte.
Bahir hatte mich im Laufe des Tages einmal kurz besucht, als die Wüstenräuber anhielten, um ein Lager aufzuschlagen. Wir redeten wenig, denn die Reise schien ereignislos verlaufen zu sein. Die Männer reisten in der Nacht und rasteten in Höhlen, die ihnen bekannt waren. Es machte ihnen keine Mühe, die Wüste zu durchqueren und ich nahm an, dass dies darauf zurückzuführen war, dass sie das karge Wüstenland zu ihrer Heimat erkoren hatten. So gab es nicht viel zu berichten und Bahir kehrte schon bald wieder zu seinen Männern zurück, während Hanifah mich mit einem vorwurfsvollen Schimpfen in die Kissen zurückdrückte. Es machte mir wenig aus, denn meine Gedanken waren schon längst an unserem Ziel angekommen. Und wenn dieses erreicht war, würde sie mich gehen lassen müssen, ob sie es nun für richtig hielt oder nicht.
Natürlich dankte ich der alten Frau für ihre Sorge und die Pflege, die sie mir angedeihen ließ, denn schließlich hatte sie mich damit am
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