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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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zurückzukehren. Das Blut wich langsam aus meinen Beinen und ließ sie taub werden. Ein leises Stöhnen kam über die Lippen der Marabeshitin und sie bewegte sich unruhig. Auch für sie war diese Lage keineswegs bequem.
    Tatsächlich beeilte sich Roberto, wieder zu uns zurückzukommen. Er hob die leichte Sadira mühelos vom Boden auf, um sie dann vorsichtig auf das frei gewordene Lager zu legen. Ich dankte ihm erneut, musste ihn aber aufhalten, als er hastig aus der Kajüte verschwinden wollte.
    »Wartet bitte, Roberto. Was wird mit dem Rothaarigen geschehen? Und wie sieht es oben auf Deck aus? Hält sich Kapitän Roberts noch auf der Promessa auf?«
    Roberto versuchte sich an einem schiefen Lächeln, konnte seine Verlegenheit aber dennoch nicht verbergen. Was er zu sagen hatte, war ihm in der Gegenwart zweier Frauen sichtlich unangenehm.
    »Er wird dem Kapitän die Treue schwören oder er geht über die Planken.«
    Er hielt in seinem Satz inne und zuckte die Schultern.
    »Roberts ist noch auf dem Schiff und wird hierbleiben, bis die Heaven's Fire weit genug von uns entfernt ist, um keine Gefahr mehr darzustellen. Dann wird er auf einem Beiboot ausgesetzt und von seinen Leuten aus dem Meer gefischt, wenn sie es wollen.«
    Zumindest war dies eine klare Aussage. Dem alvionischen Kapitän hätte deutlich Schlimmeres widerfahren können und ich bezweifelte, dass man Verducci ebenso gnädig behandelt hätte, wäre er der Unterlegene gewesen. Roberts machte keinen freundlichen Eindruck und ich gönnte ihm sein Schicksal. Der großspurige Mann hatte wenig Mitleid verdient, besonders, wenn ich mir Sadiras Zustand ansah. Den Zustand einer Frau, die wohl einst das Bett mit ihm geteilt hatte.
    Ich nickte Roberto zu und er verließ die Kajüte, um nach oben zu gehen. Schließlich lief ich unruhig zu der Fensterfront hinüber und blickte nach draußen, wo die Heaven's Fire davon segelte und in Richtung des Horizonts verschwand. Es war spät geworden und die Sonne würde bald untergehen.
    Nachdenklich blickte ich zu Sadira hinüber, die den Kopf in meine Richtung gedreht hatte und mich beobachtete. Die Zeit, Fragen zu stellen, war gekommen, falls ich überhaupt das Recht dazu besaß. Müde rieb ich meine Augen und lehnte mich gegen den Schreibtisch des Kapitäns. Meine Muskeln schmerzten von der Anstrengung, Red Sam von mir herunterzuziehen, und ich fühlte mich kraftlos und unsicher auf den Beinen.
    »Du und Roberts ...?«
    Die Anspannung lag hörbar in meiner Stimme. Ich wusste nicht, wie ich es formulieren sollte, ohne Sadira zu nahe zu treten. Die Marabeshitin klang schwach, man konnte ihre Erschöpfung förmlich hören und sie antwortete mir mit einem einzigen Wort.
    »Ja.«
    Ich wandte mich ab und ging zu der Kiste mit meinen Habseligkeiten hinüber, mehr, um mich zu beschäftigen, als um wirklich etwas darin zu suchen, auch wenn ich eine frische Bluse bitter nötig hatte, wie ich nach einem skeptischen Blick bemerkte. Ich erwartete nicht, dass Sadira noch einmal das Wort an mich richten würde, und so war ich umso überraschter, als sie es letztlich doch tat.
    »John ... kann sehr verführerisch sein, wenn er es möchte. Und der Kapitän hat mich niemals beachtet. Was hätte ich tun sollen? Ich war unglücklich und er versprach mir alles, was ich mir wünschte. Wie hätte ich Nein sagen sollen?«
    Sie seufzte leise bei der schmerzvollen Erinnerung.
    »Und wie hätte ich ahnen können, dass es für ihn ein Spiel war? Dass er dem Kapitän damit etwas wegnehmen wollte? Er wusste um meine Gefühle für ihn und er hat mich für seine Zwecke benutzt.«
    Ich wandte mich zu Sadira um. Die Gefühle, die in ihrem Inneren miteinander stritten und um die Vorherrschaft rangen, waren sichtbar. So vieles stand auf ihrem Gesicht geschrieben – Hass auf Roberts, Schuldgefühle, ihre Liebe zu Verducci.
    Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte und blickte ziellos in die Ferne.
    »Es ist nicht deine Schuld, Sadira. Was heute geschehen ist, hätte niemand verhindern können. Du solltest dich ausruhen und dich nicht über die Vergangenheit grämen. Ich befürchte, ich bin als Heilerin nicht wirklich zu gebrauchen und das Schiff braucht dich.«
    Ich zwang mich zu einem aufmunternden Lächeln, dann schwiegen wir beide, in unsere eigenen Gedanken versunken. Es war an der Zeit, mir das Geschehen an Deck näher anzusehen. Jetzt, da keine Gefahr mehr drohte, mussten sicher einige Wunden versorgt werden, und solange Sadira dies nicht konnte, würde

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