Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
Vom Netzwerk:
ein Lächeln verzog seine Lippen auf eine für viele Frauen reizvolle Weise. Ich hatte jetzt jedoch keinen Blick für attraktive Männer und starrte ihn unbewegt an. Er war der Mann, der Sadira verletzt hatte. Diese Tatsache wurde mir noch klarer und ließ mich seiner momentanen Hilflosigkeit bewusst werden. Beinahe gegen meinen Willen ritzte die Klinge des Dolches die Haut des Piraten und rote Blutstropfen quollen aus dem Schnitt hervor.
    »Ich beklage mich aber, Signore. Denn ich habe keineswegs das Bedürfnis, Euer Lager zu teilen, so leid es mir für Euch tut. Und es würde mich sehr erfreuen, wenn Ihr nun Eure schmutzigen Finger von mir nehmen könntet, denn ich lege keinen besonders großen Wert auf Eure Gesellschaft.«
    Hinter mir hörte ich, wie Verducci Sadira auf den Boden legte und ich sah, wie etwas in Roberts Augen zu funkeln begann wie Blitze an einem regnerischen Tag. Er löste den Griff um meinen Körper und endlich kam ich frei. Sein leises Lachen drang durch die Kajüte, von dem Schlachtenlärm fast übertönt.
    »Zu schade, Mylady. Aber Ihr habt – zumindest für den Moment – die besseren Argumente.«
    Er öffnete seine Arme zu beiden Seiten, als Verducci zu uns herantrat und seinerseits die Klinge an den Hals des gegnerischen Kapitäns setzte, mit dem ihn diese mysteriöse Fehde verband.
    Ich trat zurück, konnte es kaum noch erwarten, mich von dem prachtvoll gekleideten Mann in dem roten Mantel zu entfernen, und huschte an Sadiras Seite hinüber.
    Erleichtert hob ich ihren Kopf auf meine Knie, beobachtete dabei die beiden Männer, die sich gegenüberstanden. Verduccis Gesichtsausdruck war grimmig und unnachgiebig, trotzdem sah ich ungläubig, wie sich ein Lächeln auf seine Miene schlich.
    »Ich glaube, die Signorina wird dich nicht begleiten, John, doch vielleicht sollte ich dafür sorgen, dass du hier bleibst. Du verstehst sicher, dass ich das Risiko, dich laufen zu lassen, nicht eingehen kann?«
    Die Unschuld auf Roberts engelgleichem Gesicht wirkte beinahe überzeugend. Die Verschlagenheit in seinen Augen konnte davon allerdings nicht überdeckt werden. Auch er lächelte.
    »Aber Domenico, alter Freund … Nicht ich war es, der sich ehrlos verhalten hat. Ich werde selbstverständlich meine Männer abziehen und von deinem alten Schiff verschwinden. Überdies hat mich deine Gastfreundschaft noch nie überzeugen können.«
    Er setzte einen entschuldigenden Gesichtsausdruck auf und das Lächeln verschwand selbst dann nicht von seinen Zügen, als Verducci ihm ein Zeichen machte, sich umzudrehen und vorauszugehen.
    »Bitte, nach dir,
alter Freund

    Es war nicht schwer, die Ironie aus den Worten des Narbenmannes herauszuhören. Roberts tat, was er von ihm verlangte, nicht aber, ohne sich noch ein weiteres Mal zu mir herumzudrehen und mich verführerisch anzulächeln. Eine Verführung, der ich nicht nachzugeben versucht war.
    »Wir werden uns wiedersehen, Mylady. Dessen könnt Ihr Euch gewiss sein.«
    Enthielten seine Worte eine Drohung? Ich wusste es nicht einzuordnen.
    Er zwinkerte mir vertraulich zu, dann stieß Verducci ihn grob mit der Klinge an und der großspurige Mensch verschwand aus der Kajüte.
    Ich wagte es, aufzuatmen und wollte mich gerade um Sadira kümmern, als ich ein leises Stöhnen von dem vergessenen Red Sam vernahm, der Anstalten machte, aus seinem unfreiwilligen Schlummer zu erwachen. Ich hatte allerdings endgültig die Lust daran verloren, mich mit Piraten und Ihresgleichen herumzuschlagen und griff beherzt nach dem schweren Buch, um seinen Kopf noch einmal mit den ledergebundenen Seiten Bekanntschaft machen zu lassen. Zufrieden bemerkte ich, wie er zusammensank und weiterschlief.
    Der Schlachtenlärm verstummte langsam und Roberts Männer zogen sich auf ihr Schiff zurück. Ich wollte nicht wissen, wie viele Menschenleben dieser Tag gekostet hatte und ich fürchtete mich davor, nach draußen zu gehen und einige der Männer, mit denen ich die letzten Tage verbracht hatte, nicht mehr vorzufinden.
    Doch diese Gedanken hatten Zeit, vorerst galt es, sich um Sadira zu kümmern, die die Augen aufschlug und mich anblickte. Nun, da ich sie näher betrachten konnte, fiel mir auf, dass nicht alles von dem Blut auf ihrer Bluse von ihr selbst stammte und dass es in der Tat nicht so schlimm um sie bestellt war, wie ich zuvor angenommen hatte. Zumindest in dieser Hinsicht hatte der Pirat die Wahrheit gesagt. Die Beule auf ihrem Kopf würde ihr trotzdem noch für einige Tage zu schaffen

Weitere Kostenlose Bücher