Kurtisanen leben gefaehrlich
machen.
Sie stöhnte auf, wollte sich erheben, doch ich hielt sie zurück und spielte meinerseits die strenge Aufseherin, die mir Sadira stets gewesen war.
»Der Kapitän ...?«
Behutsam half ich ihr, sich niederzulegen und lächelte sie beruhigend an, um ihre Sorge zu zerstreuen.
»Der Kapitän ist wohlauf, sorge dich nicht. Hast du große Schmerzen?«
Die kleine Marabeshitin schüttelte verneinend den Kopf, was ihr ein neuerliches Stöhnen entlockte. Ich begab mich zu dem Schrank, von dem ich wusste, dass sie dort ihre Heilmittel aufbewahrte. Ich wagte es nicht, die Kajüte zu verlassen, um frisches Wasser zu besorgen und nutzte stattdessen den Krug mit süßem Wasser, der mir zur Verfügung stand, um ihre Wunden zu reinigen und sie mit sauberen Tüchern aus dem Schrank zu verbinden.
Sadira sprach nicht und ließ die Behandlung ohne Murren über sich ergehen. Endlich konnte ich mir ein genaues Bild von ihren Verletzungen machen und zählte einige kleinere Schnitte, aber auch eine große Wunde an ihrer rechten Schulter, durch die ein Dolch oder Rapier gedrungen war.
Ich suchte nach einigen ihrer Tinkturen, deren Wirkung mir bekannt war, und versuchte, die Blutung zu stillen, die mit ein wenig Glück bald nachlassen würde.
Es wurde Zeit, dass jemand zu uns herabkam und sich um den Rothaarigen kümmerte. Ich traute mich nicht, ihn von seinem Lager zu stoßen, um Sadira an seiner Stelle diesen Platz einnehmen zu lassen. Zu groß war die Gefahr, dass er dabei erwachen würde.
Der Augenblick, durchzuatmen, war gekommen, und ich spürte, wie die Anspannung von mir abfiel, während ich wartete und Sadira versorgte. Dieses Mal war Verducci der Heaven's Fire entkommen und ich hoffte inständig, dass es zu keinen weiteren Zusammenstößen mit Roberts und seinen Männern kommen würde, bevor die Promessa Terrano erreicht hatte.
Kapitel 33
J
e länger wir mit dem Rothaarigen in einem Raum saßen, desto unruhiger wurde ich. Ständig schielte ich zu ihm hinüber, denn ich hatte nicht vor, das Buch weiterhin zum Einsatz zu bringen. Es hätte mich nicht stören sollen, ob er einen dauerhaften Schaden davontrug, so wie auch er sich im Gegenzug nicht daran gestört hatte. Trotzdem lehnte ich Gewalt ab, wenn man sie mir nicht aufzwang.
Sadira war in sich gekehrt und ich nahm an, dass sie in ihre eigenen Gedanken versunken war, die sich mit Sicherheit nicht allein um Verducci drehten, sondern auch um John Roberts. Ob diese Gedanken von dem Kampf herrührten oder ihre Wurzeln in der Vergangenheit lagen, war ein Rätsel, das ich allein nicht zu lösen vermochte.
Die Neugier machte mich nervös und ich suchte nach einem passenden Zeitpunkt, um sie darauf anzusprechen, wurde aber durch Robertos Ankunft davon abgehalten. Er wirkte verlegen. Zumindest meinte ich, dies an seinem unsicheren Verhalten und der leichten Röte auf seinen Wangen zu erkennen. Er war in der Takelage völlig in seinem Element und neigte dazu, dort mit seinem Talent anzugeben. Sobald er allerdings mit einer Frau allein war, blieb der Aufschneider in ihm spurlos verschwunden. Ich kicherte heimlich in mich hinein, blickte den Mann auffordernd an und wartete ab, was er zu sagen hatte.
Roberto war ein schlanker, drahtiger Terrano mit dichtem, schwarzem Haar und es wunderte mich nicht, dass er keine bemerkenswerten Verletzungen davongetragen hatte. Er besaß eine katzenhafte Anmut, die ihn sicherlich allen Angriffen mühelos ausweichen ließ. Ich bewunderte sein Können oft, wenn er seiner Arbeit nachging.
Roberto stand für einen Moment unschlüssig in dem Raum und das Rot auf seinen Wangen vertiefte sich noch. Er kratzte sich am Kopf und deutete dann auf Red Sam.
»Ich soll den Roten abholen und nach oben bringen, Signorina.«
Ich lächelte ihn aufmunternd an, was ihn jedoch nicht zu beruhigen schien, sondern eher das Gegenteil bewirkte.
»Vielen Dank, Roberto. Es wäre sehr nett von Euch, wenn Ihr mir helfen würdet, Sadira auf mein Lager zu legen, nachdem Ihr Red Sam hinausbegleitet habt.«
Roberto nickte eifrig und ging zu dem größeren Piraten hinüber, den er sich mühelos über die Schulter hievte. Die reine Körperkraft des schlanken Piraten war erstaunlich und ich war Edea dankbar dafür, dass Roberto nicht wie Enrico war, der sich nahm, was er wollte. Er mochte zwar daran denken, setzte es allerdings nicht in die Tat um.
Sadiras Kopf lag reglos in meinem Schoß und ich hoffte, dass Roberto nicht lange brauchen würde, um
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