Kurtisanen leben gefaehrlich
Kanälen näherten, verflog meine Nervosität und ich wurde unnatürlich ruhig. Nun gab es keine Möglichkeit mehr, meinem Schicksal zu entrinnen.
Gelassen beobachtete ich die Schiffe, die im Hafen lagen, und betrachtete die Gondeln, die ruhig über die Kanäle glitten. Porto di Fortuna hatte etwas Verträumtes, wenn man nicht mit den Machenschaften des Fürsten vertraut war und ich ließ diese träumerische Atmosphäre auf mich wirken, während wir näher an die Stadt heran segelten.
Erinnerungen zogen durch meinen Geist. Sie zeigten mir mein eigenes Haus und die vielen Villen der Adeligen, die ich in meiner Laufbahn als Kurtisane besucht hatte, um auf ihren Bällen gesehen zu werden. Ebenso wie so viele andere Orte, die zu meinem täglichen Leben gehört hatten, bevor ich zum ersten Mal auf Alesia della Francesca getroffen war und sich alles verändert hatte. Doch trotz allem, trotz der Geschehnisse in dieser Stadt, die sich so negativ auf mein Leben ausgewirkt hatten, trotz aller Gefahren, die hier lauerten, wollte ich endlich wieder nach Hause und hatte das Leben auf See und an all den fremden Orten gründlich satt.
Dort, in der Ferne, konnte ich den Punkt erkennen, an dem sich alles entscheiden würde. Ich blickte auf den Palazzo Santorini, den Palast des Fürsten, in dem er meine Schwester gefangen hielt, und dessen weiß-goldener Marmor ihn in der Sonne des Morgens aufleuchten ließ wie eine geisterhafte Erscheinung. Heiße Wut breitete sich in meinem Körper aus und vertrieb die Kälte des Morgens aus meinen Gliedern. Wut auf den Herren dieses Palazzo, der sich das Recht genommen hatte, einfach über das Leben so vieler Menschen zu bestimmen, die ihm nicht gehörten.
Das Bild seines Gesichts kam in meinen Sinn, die Züge des Mannes, der Andrea Luca so ähnelte, in dessen Brust jedoch ein Herz aus Stein zu schlagen schien. Es war nicht leicht, dieses Gesicht zu hassen, wenn es dem seines Neffen so ähnlich war, aber ich tat es dennoch und schwor mir in diesen Augenblicken meiner Heimkehr, mich für all seine Taten an ihm zu rächen, wenn die Zeit gekommen war.
Ein sanftes Kribbeln in meinem Nacken zeigte mir, dass ich beobachtet wurde, doch ich drehte mich nicht zu der Artista um, deren Augen in meinen Rücken stachen, blickte weiter auf die Stadt, die sich vor mir auftat und in der ich bald an Land gehen würde.
Unbewusst balancierte ich das Schwanken der Promessa unter meinen Füßen aus und ließ meinen Blick über die anderen Schiffe gleiten. Die frische Seeluft ebbte langsam ab, je näher wir der Stadt mit ihren Gerüchen kamen. Es lagen einige Handelsschiffe im Hafen, sicher vertäut und die Segel eingeholt. Seeleute brachten ihre Waren hinab, um sie zu ihrem Bestimmungsort zu bringen oder verluden Kisten auf die Schiffe, um sie von hier aus in die ganze Welt zu tragen. Ihre lauten Rufe schallten zu uns herüber, während die Kapitäne Befehle gaben oder andere, die die Aufsicht über das Geschehen hatten, die Männer in die richtige Richtung dirigierten.
Es war so lebhaft wie immer an dieser Stelle des Hafens und alles wirkte so vertraut, als hätte ich die Stadt niemals verlassen. Schließlich wanderte mein Blick zu den geschlossenen, gut bewachten Anlegeplätzen des Fürsten hinüber und mein Atem stockte für die Dauer eines Herzschlages, als ich das goldbeschlagene Schiff Delilahs dort liegen sah. Die Almira hatte Porto di Fortuna also bereits erreicht und Andrea Luca musste sich an irgendeinem Ort befinden, der nun für mich erreichbar war.
Erleichtert stieß ich meinen angehaltenen Atem aus, denn nun wusste ich, dass ihm nichts geschehen war und dass auch er wieder unsere Heimat betreten hatte. Ein flüchtiger Blick zu Verducci, der eine finstere, versteinerte Miene zur Schau trug, zeigte mir, dass auch er das Schiff entdeckt hatte und seine eigenen Schlüsse daraus zog.
Ich versuchte, gegen die in mir aufsteigende Ungeduld anzukämpfen, während die Promessa in den Hafen einlief, konnte es aber nicht verhindern, dass meine Finger auf dem Holz der Reling zu trommeln begonnen hatten.
Nachdem das Schiff endlich vertäut, und die Planke herabgelassen worden war, konnte ich nur mit Mühe den Impuls unterdrücken, sofort hinab zu laufen. Aber meine Ungeduld wurde gedämpft, als Signora Santi den Kapitän dazu anhielt, eine Kutsche zu besorgen, die uns zu ihrem Anwesen bringen sollte. Seufzend hielt ich in der Bewegung inne, wenig begeistert von der Aussicht, noch länger die Gastfreundschaft
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