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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Schuld daran trug, wenn der Kapitän eine schlaflose Nacht durchlitt.
    Als ich mich umsah, konnte ich sehen, dass die Männer, die die Artista bereits gesehen hatten, einen ähnlichen Anblick boten wie ihr Kapitän. Dieser bemühte sich mittlerweile darum, seine Fassung zurückzuerlangen und straffte sich, um die neuen Passagiere standesgemäß zu empfangen.
    Lediglich Sadira, die etwas abseitsstand, trug eine gleichgültige Miene zur Schau. Als Marabeshitin war sie nicht mit den beunruhigenden Geschichten über die Artiste und ihre Fähigkeiten aufgewachsen. Sie blickte den Geschehnissen mit einer Ruhe entgegen, die beneidenswert schien.
    Als ich über der Reling auftauchte, lächelte sie erfreut und kam dann auf mich zugelaufen, um mich zu begrüßen. Erfreut schloss ich die kleine Marabeshitin in die Arme, ein Gefühlsausbruch, der uns beide überraschte, bevor sie meine Umarmung erwiderte. So sehr ich darauf bedacht gewesen war, das Schiff zu verlassen und endlich meine Heimat zu betreten, so glücklich war ich nun, das sanfte Schwanken unter meinen Füßen zu spüren.
    Aus einiger Entfernung beobachtete ich, wie Beatrice Santis Kopf mit dem weißen Schleier auftauchte und alle Männer geschlossen einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung zurückwichen. Beinahe spürte ich Mitleid mit Verducci, der als Kapitän an vorderster Front stehen bleiben musste, um ihr nach oben zu helfen und sie zu begrüßen. Der Piratenkapitän verneigte sich formvollendet vor der Artista, als sie fest auf dem Boden stand, und küsste dann ihre Hand, bevor er sich aufrichtete und sie ansprach.
    »Signora Santi, es ist eine große Ehre für mich, einen solch hohen Gast an Bord meines Schiffes begrüßen zu dürfen.«
    Die Artista sah Verducci emotionslos an und ließ ihren Blick auffällig über seine Narbe gleiten. Ich konnte sehen, wie unwohl er sich unter ihrer Musterung fühlte und sein Gesicht erstarrte zu Stein. Dennoch ließ er sie wortlos gewähren und schluckte die spitzen Worte, die er jedem anderen entgegen geschleudert hätte.
    »Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Signore Verducci. Ich wäre Euch verbunden, wenn Ihr unser Gepäck am Hafen abholen lassen würdet.«
    Verducci verneigte sich abermals. Ich meinte jedoch, diesmal einen harten Unterton aus seiner Stimme herauszuhören, als er auf die Bitte der Artista, die eher den Klang eines Befehls besessen hatte, reagierte.
    »Aber selbstverständlich, Signora. Ich werde sofort alles in die Wege leiten.«
    Ich konzentrierte mich so sehr auf die beiden, dass es mir kaum auffiel, als Ophélie ebenfalls an Bord kam und Red Sam ihr unmittelbar folgte. Am äußersten Winkel meines Bewusstseins nahm ich die begehrlichen Blicke wahr, die ihr einige der Männer zuwarfen, als sie hinter Beatrice Santi zum Stehen kam und sich herablassend auf der Promessa umsah.
    Verducci wandte sich ebenfalls zu ihr um und begrüßte sie. Ich meinte, für den Bruchteil einer Sekunde ein Licht in ihren Augen aufglimmen zu sehen, das mich mit Übelkeit erfüllte, als sie den Narbenmann verführerisch anlächelte und ihre süße Stimme nahezu singend erklang, um seinen Gruß zu erwidern. Verduccis Haltung veränderte sich auf der Stelle und seine Augen folgten ihr, während sie ihren Platz hinter ihrer Herrin einnahm.
    Ich spürte, wie sich Sadira neben mir versteifte und blickte sie von der Seite her an, sah, wie ihre schwarzen Augen wütende Blitze auf die Mondiénnerin schleuderten. Die Promessa setzte sich unterdessen in Bewegung und segelte in Richtung des Hafens, um das Gepäck abzuholen, das bei dem Kutscher verblieben war.
    Es würde keine angenehme Zeit auf dem Schiff werden, solange sich die Mondiénnerin an Bord befand und das schlechte Gefühl, das mich bei der ersten Begegnung mit Ophélie beschlichen hatte, verstärkte sich.
    Nachdem Verducci seine Anweisungen gegeben hatte, nahm er die verhängnisvolle Aufgabe, Beatrice Santi und ihre Dienerin unter Deck zu bringen, heldenhaft auf sich und verschwand aus unserem Blickfeld. Sadira sah ihm düster hinterher und schaute mich dann fragend an. Aber ich hatte keine Antworten für sie. Auch in meinem Kopf wirbelten die Fragen umher, schien mir Verduccis Verhalten doch alles andere als normal zu sein.
    Wir beobachteten, wie das Schiff das Landstück ansteuerte, auf dem die Kutsche wartete, und sahen den Männern zu, wie sie die großen Truhen über die hinabgelassene Planke schleppten und in den Innenraum brachten. Es dauerte eine lange Zeit,

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