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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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unbarmherzig anstieß.
    »Halte dich aus unserem Leben heraus, Alesia. Unsere nächste Begegnung wird nicht so glimpflich verlaufen, das schwöre ich dir.«
    Dann ließ ich sie unter den fassungslosen Blicken von Sadira und Sam laufen. Sadira schenkte mir einen zweifelnden Blick von der Seite, bevor wir uns schleunigst in Bewegung setzten, um die Villa della Francesca hinter uns zu lassen. Ich zweifelte nicht an Angelas Aufrichtigkeit. Fabrizio hingegen war keineswegs als ehrlicher Zeitgenosse bekannt und so wollte ich kein Risiko mehr eingehen. Alles, was ich gewollt hatte, lag über meiner Schulter.
    »Warum hast du sie gehen lassen? Sie wird uns schaden, dessen kannst du sicher sein. Ich habe den Hass in ihren Augen gesehen.«
    Ich nickte zustimmend und setzte ungerührt meinen Weg fort, während Sam hinter uns herlief und vorsichtig die Umgebung im Auge behielt.
    »Ja, das wird sie. Aber wir hatten keine andere Wahl. Sie ist tot eine ebensolche Gefahr wie lebendig. Und wenn man sie gefangen nimmt, wird ihre Familie alle Hebel in Bewegung setzen, um die Täter zu fangen und zu bestrafen. Vielleicht ist das Wort ihrer Mutter die beste Garantie, die wir bekommen konnten. Es ist zumindest die Einzige.«
    Wir setzten unseren Weg schweigend fort. Jeder war in seine eigenen Gedanken versunken, die von einer unschönen Zukunft sprachen, die sich immer weiter verdüsterte.

Kapitel 46
    U
nsere Rückkehr zur Villa Santi verlief ungehindert. Ich begab mich bald, nachdem ich mich von Sam und Sadira verabschiedet hatte, zum zweiten Mal in dieser Nacht über die Mauer. Die zusammengerollte Leinwand erschwerte mein Vorhaben diesmal allerdings ein wenig. Müde und erschöpft lief ich über das feuchte, stark duftende Gras und ließ die Geschehnisse noch einmal in meinem Kopf passieren.
    Ich war weiterhin unsicher, ob der Zusammenbruch der Artista nur ein Spiel gewesen war. Oder war er tatsächlich der Vermutung entsprungen, dass mein Tun Andrea Luca Schaden zugefügt hatte? Kalte Schauer krochen über meinen Körper, wenn ich daran dachte, dass es sein Fleisch gewesen sein könnte, durch das mein Messer gedrungen war. Eine plötzliche Übelkeit überkam mich und Angst und Nervosität machten mich beinahe unfähig, meinen Weg aus eigener Kraft fortzusetzen.
    Verbissen lief ich weiter und achtete dabei kaum auf meine Schritte. Erschrocken stellte ich fest, dass sie mich unbewusst zum Vordereingang der Villa Santi geführt hatten. Ich war vor der hohen, offenen Haustür zum Stehen gekommen und dort war ich nicht allein. In ihrem Rahmen empfing mich eine vollständig bekleidete und unter dem großmaschigen, weißen Schleier streng blickende Beatrice Santi höchstpersönlich.
    Ich sah schuldbewusst vom Fuß der Treppe zu ihr auf und der Schrecken durchfuhr meinen Körper siedend heiß. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich genügend fassen konnte, um ihr aufrecht entgegenzutreten. Ich kam allerdings nicht dazu, mich weit zu ihr voran zu wagen, ehe ihre kühle, schneidende Stimme die Stille der Nacht zerstörte.
    »Nun, Ginevra? Ich hoffe, dein kleiner Spaziergang hat deinen Hitzkopf abkühlen lassen. Du musst wissen, dass ich es ungern sehe, wenn die künftige Gemahlin meines Sohnes des Nachts allein durch die Stadt schleicht. Dennoch bin ich selbstverständlich an deinen Gründen dafür interessiert.«
    Das Blut, das mir zuvor vollständig aus dem Gesicht gewichen war, fuhr schmerzhaft durch meine Adern zurück und ließ mich in einer Art Schuldgeständnis erröten.
    Wütend auf mich selbst, jedoch auch auf die Artista, die mich wie ein Kind behandelte, wischte ich die Erkenntnis, dass sie bereits von Andrea Lucas Heiratsplänen wusste, beiseite. Stattdessen ließ ich die Leinwand von meinen Schultern gleiten.
    Ich bemühte mich, meine Stimme so gleichmäßig wie möglich klingen zu lassen, musterte die Artista meinerseits mit einem gezwungen ruhigen Ausdruck.
    »Es tut mir leid, falls ich Euren Schlaf gestört haben sollte, Signora Santi. Doch es waren dringliche Angelegenheiten, die mich Euer Heim verlassen ließen. Ihr möchtet sicher nicht, dass dieses Werk noch länger im Besitz von Alesia della Francesca verbleibt.«
    Mit diesen Worten entrollte ich die Leinwand auf dem feuchten Gras und ließ sie mit eigenen Augen sehen, wozu die junge Alesia imstande war. Mit einer gewissen Befriedigung nahm ich wahr, wie sich die Augen der Artista für den Bruchteil einer Sekunde weiteten. Sie raffte ihren weiß glänzenden Seidenrock

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