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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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waren eine Einladung für jeden Dieb, sich im Schatten zu halten und ungesehen an sein Ziel zu gelangen. Auch Wachen waren nirgends auszumachen. Man verließ sich in diesem Haus auf die starke Blutlinie der Artiste, der auch Beatrice Santi entstammte, und hielt dies für eine ausreichende Warnung.
    Ich musste zugeben, dass der Gedanke an die mächtige Artista auch mich nicht mit Freude erfüllte. Vielleicht sah sie mir zu und würde mein Leben durch einige leichte Pinselstriche noch mehr aus den Fugen gleiten lassen, als es ohnehin schon geschehen war. Ich glaubte jedoch nicht ernsthaft daran, dass ich jemals wichtig genug sein könnte, um tatsächlich ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, obgleich ich eine amüsante Spielfigur in ihrem privaten Feldzug gegen die Santorini abgeben würde.
    Die Vorstellung verursachte mir eine anhaltende Gänsehaut.
    Ich bemühte mich, diese beängstigenden Überlegungen zu verdrängen, damit sie mich bei meiner anstehenden Aufgabe nicht behinderten. Trotzdem wollte es mir nicht ganz gelingen und so nagten sie im Hintergrund meines Kopfes weiter an mir, während ich meine Aufmerksamkeit verbissen auf das Heim der della Francesca zu konzentrieren versuchte.
    Ich ließ meine Augen für einen Moment suchend über die Fenster und Türen der Villa gleiten. Schließlich fand ich, was ich gesucht hatte – einen schönen kleinen Balkon, zu dem Rosenranken emporführten. Diese kletterten in überwältigender Pracht über ein an der Wand befestigtes Spalier nach oben. Ein Spalier, das einen Glücksfall darstellte. Die dornigen Rosen trugen allerdings nicht zu meiner Erheiterung bei. Sie würden mir jedoch auch nicht den Gefallen erweisen, ihre Dornen einzuziehen oder sich in Luft aufzulösen, wenn ich sie charmant darum bat. Mein Charme war gegen Pflanzen kein gutes Mittel. Handschuhe dagegen wären unbezahlbar gewesen.
    Ein wenig ärgerlich schalt ich mich selbst, weil ich nicht an eine solche Kleinigkeit gedacht hatte, während ich meinen Körper über die Mauer schwang und hart auf dem Rasen aufkam. Ich lauschte für eine Weile, doch es blieb ruhig im Hause der della Francesca und keine Seele regte sich. Schnell huschte ich durch die Schatten zu dem Spalier hinüber und begann meinen schmerzhaften Aufstieg auf den Balkon, der mich hineinführen sollte.
    Mein Glück war, dass es Sommer war und die meisten Fenster in den oberen Stockwerken geöffnet blieben, um für eine leichte Abkühlung in der Nacht und frische Luft nach der Tageshitze zu sorgen. So musste ich zumindest nicht meine wenig, bis gar nicht ausgeprägten Fähigkeiten als Einbrecherin auf die Probe stellen.
    Als ich an dem Balkongeländer ankam und mich daran hinaufzog, bluteten meine Hände von vielen kleinen Stichen und Rissen, sodass jeder Griff und jedes Tasten eine Qual war. Mein Leben als Kurtisane war zumeist alles andere als anstrengend gewesen und so zitterten meine Arme von der Anstrengung des Kletterns und machten meine Bewegungen linkisch und unsicher.
    Vorsichtig zog ich den Vorhang beiseite, bemüht, den Artiste des Hauses keine brauchbaren Blutspuren zu hinterlassen. Ich sah mich einem edel eingerichteten Salon voller kleiner Kostbarkeiten gegenüber, der den Reichtum der Familie eindrucksvoll zur Schau stellte.
    Ein Jammer für Alesia, dass dieser Reichtum trotz allem nicht mit dem Land einer Prinzessin konkurrieren konnte und dass sie dieser unglückselige Umstand den erwünschten Gemahl gekostet hatte. Ein weiterer Grund für die della Francesca, nicht gut auf den Fürsten zu sprechen zu sein, wenn man es recht bedachte. Die Verlobung mochte noch nicht offiziell gewesen sein, war aber durchaus bekannt in gewissen Teilen der Stadt und machte Alesia somit in den höchsten Kreisen zum Gespött der spitzen Zungen des Adels. Sie konnte kein Mitleid und keine Unterstützung erwarten. Nun, um ehrlich zu sein, hielt sich auch mein eigenes Mitleid in Grenzen.
    Das fahle Licht des Mondes erhellte die Räumlichkeiten zumindest so weit, dass ich nicht gegen die Möbel stieß und den Schlaf der Familie mit meiner ungebührlichen Anwesenheit unterbrach. Mein Weg führte mich durch einen offenen Durchgang hinaus auf den Flur. Meiner Kenntnis von ähnlichen Gebäuden entsprechend mussten die Schlafräume der Familie ein Stockwerk über mir liegen. Folglich schlich ich, so leise ich es vermochte, die große Treppe hinauf, die sich vor mir erstreckte, um Alesia hinter einer der Türen ausfindig zu machen.
    Das alte Holz der Treppe

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