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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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großen Sorgen darum zu machen, dass ich ihr Geheimnis kannte, denn sonst hätte sie mich auf der Stelle töten lassen, anstatt mich in diesem Harem ruhigzustellen. Wenn sie allerdings die Menschen in ihrer näheren Umgebung ihrem Willen unterworfen hatte, wunderte es mich nicht mehr.
    Der unangenehme Gedanke, dass Delilah noch etwas mit mir vorhatte, beschlich mich und ließ die Übelkeit aufkeimen, die ich in der Nähe von magischen Aktivitäten oft verspürte und die mich nun unweigerlich an die schlangenhafte Frau erinnerte.
    Cordelia Bennet zögerte für einen Moment, als ich nichts erwiderte, dann sprach sie weiter. Meine Augen weiteten sich vor Erstaunen über das, was mir die rundliche Frau anvertraute.
    »Ihr müsst wissen, dass sich die Prinzessin seit einiger Zeit verändert hat. Ich wünschte, Miss Weston wäre noch immer bei uns. Sie hat sich um Delilahs Erziehung gekümmert und stand ihr sehr nahe. Eliza hatte einen guten, beruhigenden Einfluss auf sie, aber die Prinzessin wollte sie nicht mehr um sich haben, nachdem sie zu uns zurückgekehrt ist. Edea weiß, warum.«
    Sie verstummte, sehr ernst geworden, dann kehrte das immerwährende Lächeln auf ihr rundes Gesicht zurück und sie sprang mit einem überraschend schnellen Satz auf die Beine.
    »Aber was sitze ich hier und schwatze, wenn die Arbeit ruft und Ihr sicher schon vollkommen aufgeweicht seid!«
    Eliza Weston war die Erzieherin der Prinzessin? Ich war davon überzeugt, dass es sich hierbei um Elizabeth handeln musste, denn ansonsten wäre der Zufall gar zu groß gewesen.
    Hatte das Medaillon also ihr gehört und stellte eine Erinnerung an ihre Zeit mit der Prinzessin dar? Es wäre ein guter Grund für Verducci, die Frau bei sich aufzunehmen und sich um sie zu kümmern.
    Und von welcher Rückkehr sprach Cordelia? Sie schien jedoch keine weiteren Details enthüllen zu wollen, so unvermittelt, wie sie das Gespräch abgebrochen hatte, und ich stellte keine Fragen, obgleich sie mir auf der Zunge brannten wie Feuer.
    Cordelia reichte mir ein weiches Tuch, als ich aus dem Becken stieg, um mich zu trocknen. Dann führte sie mich zu einem Paravent, hinter dem ich mich bekleiden konnte. Der Sichtschutz schien der ihre zu sein, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass eines der freizügigen Mädchen Bedarf dafür hatte, wenn sie ohnehin kaum bekleidet umherliefen. Ich schenkte der übrig gebliebenen Erzieherin ein warmes Lächeln voller Zuversicht, die ich nicht wirklich verspürte, als sie mich erwartungsvoll ansah.
    »Ich danke Euch, Signora Bennet. Ihr seid sehr freundlich zu mir gewesen.«
    Die ältere Frau erwiderte mein Lächeln strahlend und verabschiedete sich dann von mir. Nicht aber, ohne mich vorher darauf hinzuweisen, dass ich sie jederzeit aufsuchen konnte, wenn ich es wünschte.
    Ich begann, mich in die fremdartigen Schleier zu kleiden, die ein beständiges Eigenleben zu führen schienen, wenn man sich mit solcherlei Bekleidung nicht auskannte. Ich stand ihren Tücken mehr oder weniger hilflos gegenüber und es dauerte eine Weile, bis ich mich damit zurechtfand. Doch schließlich hatte ich es vollbracht, die leichten Stoffbahnen um meinen Körper zu winden und trug die für einen Harem geschaffene Kleidung am eigenen Leib.
    Ich fühlte mich nackt, in dem ohne Unterlass raschelnden Gewand, das nur aus blauen Schleiern und goldenen Plättchen zu bestehen schien. Es zeigte beinahe alles, was ich zu bieten hatte. Ein Umstand, der Signorina Valentina nicht glücklich gestimmt hätte, hatte sie uns doch anstatt in der Kunst der Enthüllung in den Künsten der raffinierten Verhüllung ausgebildet.
    Es schickte sich nicht, sich vor einem Mann zu entkleiden, bevor man ihn nicht fest in das eigene Netz gelockt hatte. Die Welt mochte Kurtisanen für frei von moralischen Bedenken halten, doch wir verschenkten unsere Gunst und unsere Körper nicht leichtfertig. Welcher hohe Herr würde uns noch wollen, wenn wir uns schon unzähligen Verehrern vor ihm hingegeben hatten? Die Adeligen Terranos ließen sich die Gesellschaft einer Kurtisane einiges kosten. Und dafür erwarteten sie, dass die Ware zumindest offiziell unversehrt blieb.
    Die Vorteile einer solchen Art der Bekleidung, wie sie hier üblich war, lagen natürlich klar auf der Hand. Für die Frauen waren sie eher gering, aber es hinderte sie sehr effektiv daran, Waffen an ihrem Körper zu verbergen, die ihrem Herren schaden konnten.
    Unglücklich wanderte ich durch den Harem und sah mich dabei um.

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