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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Sultan auszustechen, um zu seiner neuen Favoritin aufzusteigen und es gab wenig, was sie nicht zu tun bereit waren, um ihm zu gefallen. Trotzdem war es eine Welt, in der es eine eigene Herrschaftsstruktur gab, fern des Einflusses der Männer.
    Aber so kühl diese Frauen auch untereinander taten, sie waren noch wesentlich kälter zu einer Fremden, die in ihren Augen unter ihnen stand. Gegen die Frauen des Sultans erschienen mir die Kurtisanen Terranos nahezu wie liebenswürdige Geschöpfe und diese Feststellung war außerordentlich besorgniserregend.
    Ich hatte mehr Zeit zum Nachdenken, als es mir lieb war, und versuchte mich davon abzulenken, wann immer es mir möglich war. Häufig hielt ich mich im Garten auf, oft von der zwiespältigen Hoffnung beseelt, dass Andrea Lucas Kopf über der Mauer auftauchen würde. Doch er tat es nie.
    Ich hoffte, dass Delilah nichts von seinem Ausflug in den Harem erfahren hatte. Es stand außer Frage, dass sie ihn dann noch stärker im Auge behalten würde als zuvor und Andrea Luca würde sich folglich kaum mehr frei bewegen können. Er war noch nicht lange in Marabesh und so war es wahrscheinlich, dass die Wachen ihn nicht erkannt hatten, wenngleich der Sultan sicher davon erfahren hatte, dass ein junger Terrano in seinen Harem eingedrungen war. Doch die Terrano waren dank der guten Handelsbeziehungen zu Marabesh so häufig hier vertreten, dass dies nicht unbedingt auf Andrea Luca zurückfallen musste.
    Cordelia Bennet war über den Vorfall in ihren geheiligten Hallen nicht glücklich, doch sie wagte es nicht, mit mir zu reden wie mit den anderen Mädchen. Ich war eine freie Frau und keine Sklavin oder war es zumindest gewesen, bevor ich in Delilahs Hände gefallen war. So musste sich die korpulente Signora also damit begnügen, mich mit hochrotem Kopf zu beschwören, dass dies niemals mehr geschehen durfte. Schließlich war es keinem Mann außer dem Sultan und seinen persönlich auserwählten und entmannten Wachen erlaubt, eine der Haremsdamen anzublicken, geschweige denn, sie zu berühren.
    Cordelias lange Rede berührte mich kaum. Ich war nicht auf meinen eigenen Wunsch hier und niemand hatte sich jemals darum bemüht, Andrea Luca oder mich nach unseren Ansichten zu fragen, bevor wir auseinandergerissen worden waren.
    Am Abend des zweiten Tages, den ich im Harem verbrachte, traten zwei Wachen ein und wechselten einige Worte mit Cordelia, die zunächst erstaunt Fragen stellte und dann ein wenig ratlos auf mich deutete.
    Ich erhob mich voller unguter Vorahnungen, als die Wachen auf mich zusteuerten und Cordelia Bennet mir einen hilflosen Blick zuwarf. Schnell huschte sie hinter den Männern her und erreichte mich zeitgleich mit ihnen, während sie sich bereits vor mir aufbauten.
    Verwirrt blickte ich abwechselnd zu den beiden Parteien, als die großen, starken Männer mit der gebräunten Haut auch schon nach mir griffen und mich festhielten. Hatte Delilah sich doch dazu entschlossen, mich zu beseitigen? Mein Herz begann, laut und schnell zu schlagen.
    Cordelia redete auf die Männer ein und hielt sie dadurch auf, bevor sie sich in Bewegung setzen konnten. Die Antwort schien ihr nicht zu gefallen, dennoch setzte sie ein beruhigendes Lächeln auf und richtete schließlich das Wort an mich.
    »Habt keine Angst, mein Kind. Der Sultan richtet ein Fest aus und zu diesem Anlass möchte die Prinzessin ihrem Vater sein ... nun, Geschenk überreichen. Diese Männer werden Euch zu dem Fest bringen und für Eure Sicherheit sorgen. Ihr müsst nicht fürchten, dass Euch ein Leid geschieht.«
    Ich hatte mir in der Tat schon immer gewünscht, als großzügige Gabe einer liebevollen Tochter an ihren Vater zu enden. Die beiden starken Männer erschienen mir für diesen Zweck übertrieben. Ich zweifelte daran, dass ich auch nur einem von ihnen zu entkommen vermochte, selbst wenn ich doppelt so stark wäre. Delilah würde jedoch sicherlich ihre Gründe für diese reizende Sicherheitsmaßnahme haben.
    Ich erwiderte Cordelias Lächeln gezwungen und versuchte zu nicken, ohne dass ich dabei die Beherrschung über meinen Körper verlor, der unkontrolliert zu zittern beginnen wollte.
    Vor Delilah würde ich meine Angst nicht zeigen, ganz gleich, wie mächtig sie als Zauberin sein mochte und was sie mir antun konnte. Sicher würde auch Andrea Luca anwesend sein. Delilah würde sich keine Gelegenheit entgehen lassen, um ihm ihre Macht zu demonstrieren, besonders, wenn er wenig mehr tun konnte, als zuzusehen

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