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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Vielleicht fand sich eine Möglichkeit, diesem Käfig zu entfliehen und vor dem Zugriff der Prinzessin sicher zu sein, auch wenn ich in diesem Aufzug sicherlich nicht weit kommen würde.
    Meine Schritte trugen mich bald durch einige Lagen der wehenden Schleier hindurch, bis zu einem hohen, bogenförmigen Durchgang, der in den Haremsgarten hinausführte.
    So bedrückend ich das Innere dieses goldenen Käfigs empfand, so befreiend und bezaubernd wirkte der Garten auf meine Stimmung. Glitzerndes Wasser sprudelte mit einem leisen Lied in einem kleinen Brunnen und lockte bunte Vögelchen an, die sich daran gütlich taten und sich nicht daran störten, dass ich nähertrat.
    Es gab vielerlei Orte, die zum Verweilen einluden, umgeben von noch spät blühenden Bäumen und Blumen, die einen betörenden Duft verströmten. Die Sonne war dabei, unterzugehen und tauchte die Welt in ihr rötliches Licht, das allem einen besonderen Zauber verlieh.
    Ich ließ mich auf einer kleinen Bank nieder, um ihre letzten Strahlen zu genießen, die meine Haut sanft erwärmten und mir an der frischen Luft ein leises Gefühl von Geborgenheit schenkten. Die Fensterbögen des Harems lagen hinter mir und ich versuchte zu vergessen, was sie für mich bedeuteten. Beinahe stieg das Gefühl, zuhause in Porto di Fortuna auf meiner Terrasse zu sitzen, in mir auf und tröstete mich.
    In einem Wachtraum versunken, hielt ich den Kopf, der plötzlich über der weißen Mauer auftauchte und mich aus dunklen Augen ansah, für ein Hirngespinst. Allerdings nur so lange, bis der zugehörige Körper ebenfalls darauf in Erscheinung trat und sich mit einem gewagten Sprung zu mir hinab schwang.
    Ich unterdrückte einen leisen Aufschrei und starrte fassungslos in das selbstzufrieden lächelnde Gesicht von Andrea Luca, der mir vollkommen ungerührt zuzwinkerte, während er zu mir hinüberschlich. Er legte einen Finger an die Lippen, der mir bedeutete, still zu sein. Eine emporgezogene Augenbraue deutete sein unverhohlenes Wohlgefallen an, als er mich in meiner Kostümierung erblickte. Seine Augen wanderten aufreizend langsam über meinen Körper, dabei keine Rundung missachtend.
    Ich funkelte ihn wütend an, als er nahe genug herangekommen war und sich neben mir auf der Bank niederließ. Seine Augen glitzerten vergnügt. Er genoss es, seine alten Gewohnheiten aufleben zu lassen und wollte gerade zu einer Rede ansetzen, die ich jedoch sofort mit einem ungehaltenen Flüstern unterbrach.
    »Bist du vollkommen verrückt geworden, dich einfach in den Harem des Sultans zu schleichen? Was ist, wenn dich die Wachen entdecken? Delilah wird dich umbringen und mich gleich dazu!«
    Ein schiefes Lächeln zeigte sich auf seinen vollen Lippen, die wie immer von seinem dunklen Bart überschattet wurden, und er legte mir einen Finger auf die meinen, um mich zum Schweigen zu bringen.
    »Sie wird mich nicht töten lassen, denn sie braucht mich noch, um ihre Ziele zu erreichen, also sei unbesorgt.«
    Er sah mich an, diesmal besorgter als zuvor. Als er jedoch keine Spuren fand, die auf eine neuerliche Misshandlung hinwiesen, richtete er seinen Blick auf mein Gesicht und spielte mit einer meiner Locken.
    »Und du glaubst nicht ernsthaft, dass ich es zulassen werde, dass der Sultan dich berührt? Du solltest mich besser kennen.«
    Ich kannte ihn in der Tat besser und wusste, dass er zumindest versuchen würde, es zu verhindern. Ein Santorini mochte es nicht, wenn man ihm etwas wegnahm und Andrea Luca unterschied sich darin nicht von seinem Onkel.
    Ich begann, mich einmal mehr zu fragen, was er wohl für mich empfand, zeigte er doch kaum jemals mehr als den Hauch eines Gefühls, riskierte aber ohne Frage sein Leben für mich. Sicher, ein Santorini wusste immer, was er wollte und er ließ es sich nicht mehr nehmen, ganz gleich, wie widrig die Umstände waren. Allerdings blieb die Frage, ob das alles war, was hinter Andrea Lucas Handlungen steckte oder ob er tatsächlich von Empfindungen geleitet wurde, die darüber hinausgingen.
    »Die Prinzessin ist eine Hexe, Andrea Luca. Was willst du gegen sie ausrichten, wenn sie sogar ihren Vater unter Kontrolle gebracht hat und der ganze Hofstaat mit Sicherheit ebenso hinter ihr steht?«
    Ein Hauch von Stahl und eine ausgeprägte Sturheit lagen in seinen Augen, als er mich mit schief gelegtem Kopf anblickte und mein Kinn mit einem Finger anhob, wie er es gerne tat, wenn er mit mir redete und ich seinem Charme nicht nachgeben wollte.
    »Lass das meine Sorge

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