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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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und ihre Genialität zu bewundern.
    Die beiden Haremswachen setzten sich in Bewegung und zwangen mich damit, ihnen durch die Räume des Palastes zu folgen. Um meine Angst abzuschütteln, sah ich mich neugierig um und hoffte, mich damit von dem Fest und dem Gedanken an den Sultan abzulenken.
    Endlich sah ich mit eigenen Augen, was außerhalb des Harems lag. Die Pracht ließ meinen Atem stocken, während ich von den Wachen durch den Palast geführt wurde. Ich bemerkte kaum noch die groben Hände der Männer, als ich mit offenem Mund nach allen Seiten blickte und die blassblauen Marmorwände voller goldener Ornamente auf den langen Fluren bewunderte, die alles schmückten, wohin das Auge auch reichte.
    Den Boden, über den wir liefen, zierte feinstes Mosaik, das ich noch nie zuvor in solcher Kunstfertigkeit gesehen hatte. Verschlungene Muster liefen durch die Gänge, für alle Ewigkeit miteinander verwoben. Mir wurde schwindelig, je länger ich auf diese Farbenpracht starrte, die sich wand wie der Körper der tanzenden Prinzessin. Marmorierte Säulen, die rund und bauchig gestaltet waren, gaben den Blick auf wunderschöne Gärten frei, die dahinter lagen. Andere führten in abgeschiedene Höfe, die von dem rötlichen Licht der untergehenden Sonne erleuchtet wurden, die alles mit einem warmen Schein überzog. Sie ließ die Mauern des Palastes wie pures Gold erscheinen und brachte sie zum Glühen.
    Ich war verzaubert von der Schönheit dieses fremdartigen Ortes, der so anders war, als meine Heimat und so vergaß ich alles andere um mich herum. Das Fest, der Sultan, Delilah, meine Situation, alles verschwamm in meinen Gedanken. Allerdings nur so lange, bis wir schließlich einen großen Saal erreichten, aus dem betörende, fremde Düfte drangen, die meine Sinne vernebelten.
    Das warme Licht von Öllampen verstärkte das restliche Leuchten der Sonne und ließ die goldenen Teller voller Speisen aufblitzen, die auf den großen Tischen der hungrigen Gäste harrten. Beinahe befürchtete ich, dass die Tische ihrer Last nicht würden standhalten können. Die Klänge einer fremden Melodie, die von den versammelten Musikern auf mir unbekannten Instrumenten gespielt wurde, untermalten den Eindruck perfekt.
    Davon abgelenkt, bemerkte ich die Anwesenden erst, als sich Delilahs kalter Blick in mein Fleisch bohrte und meine Aufmerksamkeit erweckte. Alle Augen ruhten auf mir, als die Prinzessin geschmeidig hervortrat und einige Worte an den Sultan richtete, die ich nicht zu verstehen vermochte. Und so erblickte ich Sultan Alim, den Herrscher von Marabesh, zum ersten Mal mit meinen eigenen Augen.
    Der Sultan war nicht mehr jung. Das bequeme Leben hatte seine Formen aufgeweicht und einen dicklichen, kleinen Mann zurückgelassen, dessen Züge von einem weißen Bart und von weißem Haar eingerahmt wurden. Es war schwer zu sagen, ob er das kupferfarbene Haar seiner Tochter besessen hatte oder ob es eine Gabe ihrer Mutter gewesen war.
    Die Kleider des Mannes waren wertvoll und makellos, ebenso wie sein Turban aus einem schimmernden, weißen Stoff, auf dem ein großer, dunkelroter Rubin saß.
    Waren seine Augen wacher gewesen, bevor er unter den Bann seiner Tochter gefallen war? Nun wirkten die schwarzen Augen, als blickten sie aus weiter Ferne in den Saal hinab und waren müde, so müde wie das restliche zerfurchte Gesicht. Beinahe erweckte es mein Mitleid, diesen verbrauchten Mann zu sehen.
    Sultan Alim thronte auf einem wertvollen Podest aus dunklem Holz, das mit goldenen Ornamenten verziert worden war, und wurde von einem blauseidenen Baldachin geschützt, über dem eine goldene Sonne leuchtete. Ich wusste von Sadira, dass diese Sonne das Symbol der Sarmadee war und ihn schützen sollte, doch es hatte ihn nicht vor seinem eigenen Fleisch und Blut geschützt.
    Der Sultan verfolgte jede Bewegung seiner Tochter, bis sie mit einer weit schweifenden Geste ausholte und schließlich auf den Platz wies, an dem ich stand. Die Wachen schubsten mich an, damit ich auf den Herrscher dieses Landes zu trat, um ihm meine Ehrerbietung zu erweisen.
    Ich war dazu entschlossen, mir keine Blöße zu geben und tat, was von mir verlangt wurde, während meine Augen auf den kleinen Mann auf seinem prunkvollen Thron fixiert waren. Dicht vor seinem Podest hielt ich inne und blickte kalt auf die triumphierende Delilah. Dann sank ich in meinem anmutigsten höfischen Knicks vor dem Sultan nieder. Ein spöttisches Lächeln spielte über meine Lippen.
    Alim sah mich

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