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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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fasziniert und voller Abscheu auf das Tier, das sich langsam bewegte, während sich die Tänzerin im Takt der Musik wiegte. Ihr Körper wurde nur von durchscheinenden, roten Tüchern verhüllt, die die Augen der Männer nahezu magisch anzogen. Sie begann einen schlangengleichen Tanz und wickelte dabei das Tier um sich herum, bog ihren Körper in alle Richtungen, die weit über das Menschenmögliche hinausgingen. Schwarzes Haar umwehte sie und verband sich mit den Tüchern und der Schlange zu einer wirbelnden Einheit, die von den Männern begierig beklatscht und bejubelt wurde. Doch ihre Augen blieben allein auf ihre Schlange geheftet. Ihre einzige und größte Liebe, die alles andere überstieg.
    In meiner Faszination hatte ich kaum bemerkt, dass ein Diener mir einen Kelch mit Wein brachte, den ich unbedacht an die Lippen setzte. Erst Andrea Lucas Hand auf meinem Arm und sein Kopfschütteln machten mich auf den Fehler aufmerksam. Ich stellte den Kelch erschrocken ab, biss mir auf die Lippe, um vollständig zu Bewusstsein zu kommen. Die Frauen der Marabeshiten verstanden das Handwerk, andere Menschen durch ihren Tanz in einen Bann zu ziehen, aus dem man sich ohne Hilfe nicht mehr zu lösen vermochte.
    Als die Musik verstummt war, brandete überschwänglicher Jubel unter den Versammelten auf. Er verebbte erst, nachdem die Tänzerin mit einer Geste der Ehrerbietung verschwunden war.
    Andrea Luca verließ seinen Platz, um sich mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen in eine gute Position vor dem Sultan zu bringen, in der ihn jeder im Raum mühelos sehen konnte. Ich hielt den Atem an und traute meinen Ohren kaum, als seine Stimme durch die plötzlich eingekehrte Stille schnitt. Er sprach auf Terrano mit dem Sultan, sodass auch ich ihn verstehen konnte, seine Worte jedoch den meisten der Anwesenden verborgen bleiben mussten.
    »Welch wundervolle Darbietung, Sultan Alim! Ihr seid ein Mann von ausgezeichnetem Geschmack, was auch die Wahl Eurer zukünftigen Gemahlin beweist. Doch ich bin bestürzt – ist es denn in Marabesh Brauch, dass der Vater die Frau des Sohnes für sich beansprucht? «
    Ungläubiges Gemurmel erhob sich unter denjenigen, die Andrea Luca verstanden hatten. Der Sultan sah fragend zu seiner Tochter hinüber, die ihren zukünftigen Gemahl voller Entsetzen anstarrte. Sie wollte sich erheben und auf ihn zugehen, doch der Sultan hielt sie an ihrem Arm zurück und versetzte ihr einen strengen Blick.
    Es war Delilah nicht möglich, ihre Magie so offen zu wirken, das wurde mir bewusst, als ihre Augen rot aufleuchteten und das Leuchten sogleich erlosch, sobald sie sich an ihre Umgebung erinnerte. Hilflos setzte sie sich und ergab sich den Umständen. Ihr Blick verhieß allerdings schon jetzt die Rache, die sie nehmen würde, sobald sie dazu in der Lage war.
    Auch ich selbst war über die Frechheit Andrea Lucas erschrocken und schlug unwillkürlich eine Hand vor den Mund. Ich fürchtete um seinen Kopf, den er so leichtfertig riskierte.
    Der Sultan wandte sich zu Andrea Luca um, der einen enttäuschten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Er schüttelte ungläubig den Kopf, als könne er einfach nicht fassen, welch raue Sitten bei den Marabeshiten herrschten.
    Alim erhob sich halb von seinem Thron, als er sich nach vorn beugte und den jungen Terrano zu sich heranwinkte. Der Sultan war besorgt, das konnte man ihm ansehen. Offenbar war es für einen Marabeshiten eine große Schande, sich des Besitzes eines anderen Mannes zu bemächtigen, solange dieser ihn nicht freiwillig aufgab. Ich konnte seine geflüsterten Worte mühelos verstehen, da ich direkt neben beiden saß. Unauffällig versuchte ich, noch näher heranzurücken, ohne die Aufmerksamkeit zu sehr auf mich zu lenken.
    »Dann hast du Besitzrechte an dieser Frau, mein Sohn? Deine Anschuldigungen wiegen schwer. Ich kann nicht glauben, dass meine Tochter mir den Besitz eines anderen Mannes zum Geschenk machen würde.«
    Andrea Luca legte seine betroffene Miene nicht ab. Er beugte sich ebenfalls näher zu dem Sultan und flüsterte leise seine Antwort.
    »Nun, Sultan Alim, auch in Terrano ist es Sitte, eine Frau neben der ersten Ehefrau zu besitzen und diese hier habe ich rechtmäßig erworben, bevor ich nach Marabesh kam und Eurer Tochter versprochen wurde. Ich würde sie nur ungern verlieren, denn sie hat mich sehr viel gekostet.«
    Als er diesen letzten Teil erwähnte, blickte er in meine Augen und ich verstand. Ich hatte Andrea Luca sehr viel mehr gekostet,

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