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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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er jedoch, wissend zu grinsen. Er gewährte mir einen lüsternen Blick, der mich erschauern ließ. Zu deutlich erinnerte er mich damit an das Schicksal, dem ich nur knapp entronnen war.
    Dann trat Andrea Luca an meine Seite und schenkte dem Sultan noch ein vielsagendes Zwinkern. Er zog mich grob von meinem Kissen und verschwand, nach einigen amüsierten Zurufen der anderen Männer, mit mir in einem der langen Gänge, die sich um diese Zeit verlassen vor uns erstreckten.
    Ich vermochte es nicht, in seinem Gesicht zu lesen, aus dem alle Heiterkeit verschwunden war, sobald wir außer Sichtweite waren. Ich bemerkte aber, dass sein Griff lockerer wurde. Er verlor kein Wort an mich, solange wir durch die halbdunklen Gänge des Palastes liefen. Ich konnte es ihm nicht verübeln, würde es für unfreundliche Augen doch durchaus fragwürdig erscheinen, wenn er mich durch den Palast trug und dabei süße Worte in mein Ohr flüsterte.
    Schließlich hatten wir sein Ziel erreicht. Er trat mit mir durch eine Tür und verschloss diese sorgfältig mit einem protzig wirkenden Schlüssel. Neugierig blickte ich mich in dem Raum mit den vielen Sitzkissen auf dem Boden um. Er erschien mir wenig anders als der Harem, in dem ich die letzten Stunden vor dem Fest verbracht hatte.
    Hinter einer leicht geöffneten Tür meinte ich, ein Becken zu sehen, aus dem warme Schwaden weißen Dampfes in die Lüfte trieben, die einen angenehmen Duft hinterließen. Der Sultan hatte seinen zukünftigen Sohn standesgemäß untergebracht und ihm allen Luxus seiner Welt zur Verfügung gestellt. Sicher besaß Andrea Luca auch seine eigenen Badefrauen und Dienerinnen, von denen allerdings keine zu sehen war. Eine Tatsache, die mich aufatmen ließ. Leichtbekleidete Frauen waren das Letzte, was ich in seinen Gemächern sehen wollte.
    Warmer Atem streichelte meine Haut, als Andrea Luca meine Locken zur Seite schob und einen sanften Kuss auf meinen Nacken setzte, der mich aus meiner Inspektion aufschreckte. Seine Arme legten sich um meine Taille und drehten mich zu ihm herum, ohne dass ich ihm Gegenwehr leistete.
    Ein verlangendes Licht leuchtete in seinen Augen, als er mich anlächelte und spielerisch an einem der durchscheinenden Schleier zupfte.
    »Langsam finde ich Gefallen an den marabeshitischen Traditionen. Ich frage mich, ob wir dich nach Art des Harems bekleidet lassen sollten oder ob dir ein Gewand aus unserer Heimat besser zu Gesicht steht.«
    Meine erboste Miene brachte wenig mehr Erfolg, als ihn zu erheitern und diese Kleinigkeit machte mich noch zorniger. Es war seine Art, Scherze zu treiben, wenn die Situation ernst war, aber ich konnte mich einfach nicht damit anfreunden.
    »Wenn dir diese Art der Kleidung gefällt, bin ich mir sicher, dass die Prinzessin ganz nach deinem Geschmack sein dürfte. Und sie erwartet dich bestimmt schon freudig in ihrem Schlafgemach, um sie dir vorzuführen, was unser kleines Problem auf der Stelle lösen würde!«
    Ein amüsiertes Auflachen kam über Andrea Lucas Lippen und er zog fester an dem Schleier, der sogleich nachgab und sich von meinem Gewand löste. Achtlos ließ er den Fetzen, der leicht wie eine Feder hinab segelte, zu Boden fallen. Erschrocken zuckte ich zusammen und wich einen Schritt zurück. Ein gefährlich wirkendes Funkeln blitzte in seinen dunklen Augen auf, erlosch jedoch schon einen Augenblick später.
    »Du fürchtest dich noch immer vor mir, nicht wahr? Nein, ich hätte nicht mein Leben riskiert, um dich zu befreien, wenn mir dein Schicksal gleichgültig wäre und ich dich verletzten wollte. Das weißt du.«
    Er näherte sich mir, verringerte die entstandene Distanz zwischen uns. Ich wich diesmal nicht vor ihm zurück, als er mich zu den Kissen führte und mich zu sich hinab zog. Er zeigte allerdings kein anderes Interesse als jenes, mit mir zu reden.
    Andrea Luca wirkte müde und erschöpft, so als hätte er schon seit Tagen keinen Schlaf gefunden und sei in den wenigen Minuten, seitdem wir das Fest verlassen hatten, um Jahre gealtert. Ich war schockiert über diese Veränderung. Vorsichtig rückte ich näher an ihn heran, wagte es aber noch nicht, ihn zu berühren. Zu fremd erschien er mir.
    Die Anstrengung, gegen Delilah anzukämpfen, hatte ihre Spuren hinterlassen und ihm einen großen Teil seiner Energie geraubt. Ich fragte mich, wie es ihm überhaupt gelang, sich gegen sie zur Wehr zu setzen.
    »Ja. Ich fürchte mich. Und du tust alles dafür, dass es auch so bleibt. Doch dir liegt etwas

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