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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Traurigkeit, die ich dort niemals zu sehen erwartet hatte und sie stach in mein Herz wie eine feine Nadel.
    »Ich möchte nicht, dass dir etwas geschieht, Lukrezia. Aber ich kann nicht mit dir in ein anderes Land gehen, ebenso wie auch du nicht glücklich werden würdest, wenn wir unsere Heimat niemals wieder betreten könnten, verstehst du das denn nicht? Wir lieben unser Land zu sehr, die Gondeln, die über den Canale di Stelle gleiten und den Duft der Orangenbäume im Sommer. Das könnten wir beide nicht für ein prunkvolles Wüstenland aufgeben, in dem das falsche Gold von den Wänden blättert, wenn man sie berührt.«
    Die Tränen waren mir in die Augen getreten, als Andrea Luca sprach, denn es war die Wahrheit. Ich vermisste Terrano und meine Familie, denn obgleich ich sie selten sah, wusste ich doch immer, wie ich zu ihr gelangen konnte. Niemals war sie mir fern. Hier, in diesem fremden Land, fühlte ich mich einsam und verlassen. Es gab niemanden außer Andrea Luca, dem ich mich zugehörig fühlte. Und nun wollte er, dass ich ihn verließ und mich erneut in die Hände von Verducci und seiner Mannschaft begab – falls dieser überhaupt noch am Leben war. Die Leichtigkeit meiner Entführung ließ mich nichts Gutes für sein Schicksal vermuten.
    Andrea Luca wischte mir sanft eine Träne von der Wange und zog mich an seine Brust. Ich wusste nicht, ob er mir jemals erzählen würde, was Pascale Santorini gegen ihn in der Hand hatte und es schmerzte mich, zu wissen, dass ich vielleicht zurückzukehren vermochte, Andrea Luca jedoch niemals seine Heimat wiedersehen würde, wenn er nicht tat, was der Fürst von ihm verlangte.
    Doch es gab noch etwas anderes, was ich von ihm wissen wollte, etwas, das mich seit Langem beschäftigte. Und nun war der richtige Augenblick gekommen, um eine Antwort zu verlangen. Vielleicht würde ich dann endlich wissen, warum wir uns in dieser ausweglosen Situation befanden, Spielball der Mächte, die sich unseres Einflusses entzogen.
    Ich blickte durch den Tränenschleier zu ihm auf, sah in seine Augen, um darin lesen zu können, wenn er antwortete. Wollte endlich die Wahrheit erkennen, falls er sie denn aussprechen würde.
    »Du hast recht. Also stehen wir es bis zum Ende durch, was auch immer das Ende sein wird. Aber sag mir eines, Andrea Luca Santorini. Sag mir, warum du das tust. Du könntest mich gehen lassen und die Prinzessin heiraten, ohne dich jemals einer Gefahr auszusetzen. Warum tust du es trotzdem? Warum lässt du die Dinge nicht einfach so sein, wie sie sind?«
    Die alte Maske legte sich über Andrea Lucas Gesicht, als sich seine Züge zu dem bekannten, süffisanten Lächeln verzogen und seine Augen so undurchdringlich glitzerten wie eh und je. Die Enttäuschung breitete sich schleichend in mir aus, als nur noch der kleine Triumph blieb, einmal für eine kurze Zeit hinter seine Maske geschaut und den wahren Andrea Luca dahinter erblickt zu haben.
    Seine Stimme war leise und streifte mein Ohr mit einem unwirklich erscheinenden Hauch seines Atems, der sogleich verging, als sei er niemals da gewesen.
    »Du hast mich zu viel gekostet, Lukrezia. Viel mehr, als ich zu geben bereit war. Und ich werde dich nicht mehr aufgeben.«
    Er beugte sich zu mir hinab und küsste mich, ohne mir die Zeit zu einer Erwiderung zu geben, die nach einer Lösung dieses Rätsels verlangte. Ich vergaß meinen Widerspruch und meine Ängste zumindest in dieser einen Nacht, bevor am Morgen die Sonne aufgehen würde und die Sorgen mit ihr zurückkehrten.

Kapitel 19
    E
s musste noch früh am Morgen sein, als ich mit einem leisen Schrei erwachte und mich in dem großen Bett aufsetzte, das ich mit Andrea Luca geteilt hatte.
    Noch halb in meinem Traum gefangen und in kalten Schweiß gebadet, tastete ich nach ihm, doch er hatte den Palast bereits verlassen, um sich auf die Suche nach Verducci zu begeben, bevor er sich seinen Pflichten widmen musste. Eine Tatsache, die mich überaus stark beunruhigte, war ich nun doch auf mich allein gestellt an diesem Ort, an dem mir niemand freundlich gesonnen war.
    Wie es seine Art war, hatte Andrea Luca mir einiges auf dem Bett hinterlassen und so fand ich eine Schale mit frischen Früchten und ein schlichtes Kleid aus hellblauer Seide neben mir, das eindeutig den Schnitt meiner Heimat aufwies. Ich berührte glücklich den vertrauten Stoff und fragte mich, wo er das Kleid wohl aufgetrieben haben mochte.
    Ich konnte es kaum erwarten, mich nach einer solch langen Zeit

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