Kurtisanen leben gefaehrlich
wurde entzündet, dessen warmen, roten Schein ich durch den Stoff flackern sehen konnte. Leise Musik erklang und weckte meine Neugier, lockte mich schließlich von den Schaffellen herunter.
Ich glaubte nicht, dass ich in allzu großer Gefahr schwebte, denn die alte Frau war freundlich gewesen und schien um mein Wohlbefinden besorgt. Außerdem war Delilah weit entfernt und ich nahm nicht an, dass sie mich hier finden konnte.
Der Gedanke an Andrea Luca, der sich irgendwo in Faridah aufhielt und sicher schon lange bemerkt hatte, dass ich verschwunden war, stach in mein Herz, doch ich schüttelte ihn entschlossen ab. Wenn es unser Schicksal war, dass wir zusammengehörten, so würde es uns wieder zusammenführen, wenn die Zeit gekommen war. Daran versuchte ich fest zu glauben, auch wenn es schwerfiel.
Ich musste oft innehalten und mich an den Truhen abstützen, wenn mich der Schwindel ergriff oder mich der Schmerz zu überwältigen drohte, bevor ich endlich durch den Spalt nach draußen blicken konnte. Der glitzernde, blausamtene Sternenhimmel über der Wüste raubte mir den Atem. Niemals hatte ich den Himmel so intensiv wahrgenommen wie hier, wo er schier bis in die Unendlichkeit reichte und seine kleinen Lichter silbern aufblitzen ließ wie Diamanten auf dem Stoff einer Ballrobe.
Viele der hellen Zelte, die einen deutlichen Kontrast zu der dunklen Nacht bildeten, standen im Kreis um das lodernde Feuer, um das sich die Bewohner des Lagers scharten. Palmen spendeten am Tag ihren Schatten und ich konnte ein kleines Flüsschen rauschen hören, das Leben in diesem leeren Land spendete und es den Menschen erlaubte, hier zu existieren, ohne zu verdursten. Feuchtes Gras wuchs zu meinen Füßen und ich war verwundert über dieses kleine, von hohen Felsen geschützte Tal in der Wüste, die ich trocken und leer geglaubt hatte.
Die Bewohner der Oase starrten aufmerksam in das Feuer, während ein trauriges Lied klagend und langsam durch die Nacht schwebte. Der Sänger berührte mein Herz und ließ es im sachten Takt der Instrumente schlagen, die seine Stimme untermalten. Beinahe meinte ich, Schemen im Feuer zu erkennen, die sich bewegten, doch ich konnte sie nicht fassen und sie entglitten mir gänzlich, als eine sanfte, männliche Stimme mit einem fremden Akzent hinter meinem Rücken erklang und leise Worte in mein Ohr flüsterte. Warmer Atem berührte in einem kaum merklichen Hauch meinen Nacken und ließ mich erschauern. Ich fuhr herum und blickte in die blauen Augen meines Retters.
»Seht in die Flammen und sie werden Euch eine Geschichte erzählen.«
Seine Geste wies auf das Feuer und ich drehte mich zu der Menge um und starrte in die Flammen, von dem Zauber der Nacht und der Musik gefangen, die so anders war, als die Musik, die ich im Palast des Sultans vernommen hatte. Erneut erklang die tiefe, angenehme Stimme des mysteriösen Mannes und erzählte mir, von welchen Geschehnissen der Sänger berichtete.
»Er erzählt die Legende von Leila, der Königin der Nacht, Tochter der großen Schlange. Die große Schlange wollte Leila zu ihrem Werkzeug auf Erden machen, um die Kinder Sarmadees zu verführen und sie ihr Untertan zu machen. Leila war eine gehorsame Tochter und tat ihr Werk, bis sie Sultan Sajid von Marabesh begegnete und sich unsterblich in den wohlgestalten Mann verliebte. Denn Leila trug das Erbe ihres menschlichen Vaters in sich, der ihr die Fähigkeit, zu fühlen, geschenkt hatte.
So wurde Leila ihrer Mutter ungehorsam und streifte ihre Fesseln ab, um zur ersten Frau des Sultans zu werden. Unter dem zornigen Blick der großen Schlange ging sie zu ihm und auch Sajid gefiel die schöne Leila, mit dem Haar, so schwarz wie der Nachthimmel und den Augen, so silbern wie die Sterne, die auf uns hinabsehen.
Aber Leila konnte ihr dunkles Herz und ihr wahres Erbe nicht lange vor dem rechtschaffenen Sajid verbergen, der Sarmadee treu ergeben war und so versuchte sie, ihn dazu zu verführen, der Göttin des Lebens abzuschwören. Aber Sajid wurde von reiner, heißer Wut durchflutet und er verstieß Leila, jagte sie aus den Pforten des Himmels, die von Sarmadee geschützt wurden.
So schwand alles Gute aus ihrem Herzen und sie wurde von dem Bösen zerfressen, das die große Schlange in ihr gesät hatte. Eifersüchtig sah sie, wie er eine andere Frau, Karida, die reinen Herzens war, zu seiner Frau nahm und sein Reich mit ihr teilte. In der gleichen Nacht tat sie den Schwur, ihre Rache an Sajid zu nehmen. Sie würde sein
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