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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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teilnehmen durfte und die ihren größten Wunsch erfüllte – an den Spielen der Erwachsenen Anteil zu haben. Doch als ich an den Hof zurückkehrte, um dem Sultan die Nachricht ihres Todes zu überbringen, fand ich sie an seiner Seite und sie hieß das, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen hatte, Lügen.«
    Er schwieg, als er sich an jenen schicksalhaften Tag erinnerte und das Schweigen zog sich in die Länge, bis er die Erinnerung daran abgeschüttelt hatte. Was er dann sagte, ließ mich ihn aus großen Augen anstarren.
    »Sie leuchtete hell wie das Licht der Sonne und war ein Wildfang, wie ihn die Welt noch nie zuvor gesehen hatte. Doch dabei so liebreizend und voller Zauber, dass niemand ihr widerstehen konnte. Sie ähnelte der Frau, die ihre Stelle eingenommen hat, auf keine Weise.«
    Liebreizend war nicht das Wort, das ich benutzt hätte, um Delilah zu beschreiben und hell wie die Sonne leuchtete die schlangengleiche Frau in meinen Augen auch nicht. Warum aber sollte irgendjemand Interesse daran haben, Bahir ihren Tod vorzuspielen, vorausgesetzt, diese Delilah war die Echte? Er war davon überzeugt, dass er ihren Tod gesehen hatte, aber was war dann mit dieser Delilah, wenn sie nicht die Tochter des Sultans war?
    Wer war die Frau, die Andrea Luca heiraten sollte, in Wirklichkeit? Und hatte sie ihren Sturz nicht vielleicht doch überlebt und war nach Faridah zurückgekehrt?
    »Auch ich bin der Prinzessin begegnet, Bahir, doch ich kenne die Delilah, von der Ihr sprecht, nicht. Ich kenne nur eine mächtige Hexe mit dem Herzen einer Schlange, die den Hof des Sultans fest in ihrer Hand hält und vor keinem Mittel zurückschreckt, um noch mehr Macht zu erlangen.«
    Bahirs Gesicht verzog sich zu einem grimmigen Ausdruck und er strich nachdenklich über seinen Bart.
    »Dann ist sie es, die Eure Lage verschuldet hat? Keine Frau, die der Schönheit der Prinzessin gleichkommt oder sie übertrifft, hat jemals lange genug gelebt, um noch davon zu berichten.«
    Seine Augen nahmen einen merkwürdigen Glanz an, der mir auf beunruhigende Weise fanatisch erschien.
    »Das Schicksal hat Euch zu mir geführt, Lukrezia. Ihr wurdet uns von Sarmadee geschickt. Die Farbe Eurer Augen ist ein Zeichen der Göttlichkeit, die Euch innewohnt.«
    Würde mir die Göttlichkeit innewohnen, so wäre ich sicher nicht in dieser Lage und so schüttelte ich verneinend den Kopf, mehr als erstaunt über diese abwegige Idee und den sprunghaften Wechsel in Bahirs Verhalten. Aber ich sah einen Weg, der Wüste mithilfe dieses Mannes zu entfliehen, wenn ich ihn davon überzeugen konnte, dass wir das gleiche Ziel verfolgten.
    »Nein, Bahir. In mir wohnt keine Göttlichkeit, aber vielleicht ein wenig Magie. Auch dürfte es nicht mein Aussehen sein, das den Hass der Prinzessin geweckt hat. Möglicherweise können wir einander helfen, unsere Lage zu verbessern und die Pläne der Prinzessin zu durchkreuzen. In Faridah gibt es noch mehr Menschen, die ihren Fall herbeisehnen. Helft mir, zurückzugelangen, dann werden wir gemeinsam einen Weg finden, Marabesh von dieser Frau zu befreien.«
    Der Blick des Wüstenprinzen war zwar von mildem Unglauben erfüllt, doch er wirkte nicht ablehnend, was ich als gutes Zeichen wertete.
    »Ich werde darüber nachdenken, kleine Signorina aus Terrano. Und wer weiß, vielleicht entdeckt Ihr, dass ich die Wahrheit gesprochen habe. Zumindest hoffe ich das.«
    Die letzten Worte verließen seine Lippen in einem heiseren Flüstern, auf das ich mir keinen Reim machen konnte. Er drehte sich um, um zum Ausgang des Zeltes zu gehen, zögerte jedoch, bevor er den Spalt, der ins Freie führte, öffnete.
    »Wenn Ihr etwas benötigt, so lasst es mich wissen. Hanifah wird dafür sorgen, dass es Euch an nichts fehlt, bis ich nach der Jagd zurückkomme. Sie versteht, was Ihr sagt, auch wenn es nicht so scheint.«
    Er lächelte rätselhaft und ein seltsam erfreutes Licht tanzte in seinen Augen. Der Wüstenprinz verschwand aus dem Zelt und ließ mich alleine und nachdenklich mit diesen neuen Erkenntnissen auf meinem Lager zurück.

Kapitel 22
    O
bgleich ich am liebsten sofort aufgebrochen wäre, war mir bewusst, dass mein Körper noch nicht dazu in der Lage war. Ich würde noch einige Tage auf meinem Lager verbringen müssen, bevor ich den erneuten Weg durch die Wüste in Betracht ziehen konnte.
    Noch immer schmerzte mein Körper bei jeder Bewegung und ich konnte es kaum ertragen, wenn meine Haut von zu eng anliegendem Stoff bedeckt wurde. So

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