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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Bahir!«, prägte sich in mein Gedächtnis ein und blieb bestehen.
    Ich schlug die Augen auf und versuchte zu sehen, erblickte das aufgeregte Kind, das noch immer nach jemandem rief und dabei auf und ab sprang. Doch ich konnte keinen Zusammenhang zwischen ihm und mir herstellen.
    Dann sah ich ihn, als er über den Dünen auftauchte. Als sein mächtiger, schwarzer Hengst, noch edler als das Tier, das Andrea Luca geritten hatte, mit wehender Mähne über den Sand hinweg trabte und auf der Düne, in meinem beschränkten Blickfeld, zum Stehen kam. Es trug einen dunkel gekleideten, großen Mann auf seinem Rücken, der absprang und auf mich zulief, als sich meine Augen, die vor Anstrengung schmerzten, wieder schlossen. Mein Kopf wurde sanft angehoben und kühles Wasser rann über meine aufgesprungenen Lippen, gab mir mit jedem Schluck das Leben zurück.
    Ich öffnete meine Augen, während ich durstig schluckte und sah in ein stolzes, markantes, braun gebranntes Gesicht, das von einem dichten, dunklen Bart eingerahmt wurde. Die blauen Augen des Mannes blickten voller Überraschung in meine. Er flüsterte einige ungläubige Worte und hob mich vom Boden auf, befreite mich endlich von dem Sand der Wüste, der mich so lange eingeschlossen hatte.
    Ich blieb bei Bewusstsein, bis er mich auf sein Pferd gesetzt hatte und es antrieb. Dann versank die Welt in tröstender, schwarzer Stille, die mich diesmal nicht in Verzweiflung hüllte, sondern mir Hilfe versprach.

Kapitel 21
    A
ls ich erwachte, wusste ich nicht mehr, wo ich mich befand oder was mit mir geschehen war. Jede Faser meines Körpers war von Schmerzen erfüllt und diese brachten die Erinnerung bruchstückhaft in mein Gedächtnis zurück.
    Irgendjemand hatte mich entkleidet und gewaschen, denn der verkrustete Sand war von meinem Körper verschwunden. Leider hatte das Wasser jedoch nicht meine wunde Haut heilen können und die rote Gereiztheit blieb bestehen und machte mir bei jeder Bewegung zu schaffen.
    Allmählich nahm ich mehr von meiner Umgebung wahr und bemerkte, dass ich mich in einem runden Zelt befand, durch dessen hellen Stoff das Licht von draußen herein schimmerte. Ich lag auf einem weichen Lager, das aus mehreren Lagen Schaffell zu bestehen schien und das leicht nach den Tieren roch, die der Ursprung des Materials waren.
    Der Boden wurde von Teppichen bedeckt, die mich an den Palast des Sultans erinnerten und die hier ein merkwürdiges Bild abgaben. Solche Pracht in einem einfachen Zelt erschien mir fehl am Platze, ebenso wie die edlen Holztruhen, die an der Zeltwand aufgereiht waren.
    An welchem Ort mochte ich mich hier befinden? Ich versuchte, mich von meinem Lager zu erheben, um mehr sehen zu können, doch als sich alles in meinem Kopf zu drehen begann, legte ich mich gerne wieder zurück. Es war zu früh, das gab mir mein Körper deutlich zu verstehen, auch wenn es sich mein Geist nur ungern eingestand.
    Ich lag für eine Weile still, bis sich der Schwindel gelegt hatte, und wurde erst aufmerksam, als ich eine Bewegung bemerkte. Ein Spalt hatte sich in der Zeltwand geöffnet und ließ eine verschrumpelte, dunkel verhüllte Frau eintreten, die eine Schale in der Hand hielt. Sie lächelte mich mit einem schaurigen, zahnlosen Grinsen an, während sie in der Sprache der Marabeshiten beruhigend auf mich einredete.
    Ich nickte dankbar, was meinen Kopf erneut in einen wirbelnden Strudel stürzte. Dann nahm ich die Schale entgegen, in der ein hölzerner Löffel in einem breiartigen Gemisch steckte. Der Brei roch nach nichts, soweit ich es feststellen konnte, und so wagte ich es, vorsichtig den Löffel hineinzustecken und ihn unter dem aufmunternden Nicken der alten Frau an die Lippen zu führen. Sie klatschte erfreut in die Hände und goss klares Wasser aus einem Krug in eine weitere, kleinere Schale, die sie mir ebenfalls reichte, bevor sie hocherfreut aus dem Zelt eilte.
    Ich wunderte mich über ihr merkwürdiges Verhalten und rechnete mit ihrer baldigen Rückkehr, doch nichts geschah. Unter Aufbietung all meiner Willenskraft leerte ich den Inhalt der Schale, während ich wartete.
    Vor dem Zelt konnte ich Stimmen hören und schemenhafte Menschen erkennen, die ihrem Tagewerk nachgingen. Ich wollte so gerne verstehen, was sie sprachen und sehen, was sie dort draußen taten, aber ich wagte es nicht mehr, das Lager zu verlassen und blieb liegen, bis die Nacht über der Außenwelt hereinbrach.
    Rege Betriebsamkeit breitete sich vor meinem Zelt aus. Ein großes Feuer

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