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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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dies von meinem Standpunkt aus beurteilen konnte.
    Ein fetter Mann in schreiend bunten Kleidern kommandierte das Geschehen mit schriller, lauter Stimme, die in meinen ohnehin schon belasteten Ohren schmerzte, sobald sie erschallte. Er ließ das Lager errichten, das weder Farasha noch ich betreten durften. Natürlich um der Schicklichkeit willen und damit keiner der Männer das Auge auf uns richten konnte.
    Große, farbenfrohe Zelte wurden errichtet, um die Männer vor der Sonne zu schützen und die Tiere wurden zumindest für kurze Zeit von der Last befreit, die sie den ganzen Tag über schleppen mussten.
    Farasha und ich wurden von einer älteren, dicht verschleierten Frau mit allem versorgt, was wir benötigten, sobald eine von uns einen Wunsch äußerte. Eine stille und zuverlässige Betreuerin, deren Namen ich niemals erfuhr.
    Wann immer es mir möglich war, blickte ich nach draußen, doch alles, was ich erkennen konnte, war Sand. Sand, so weit mein Auge reichte. Sand, der weiche Formen in die Landschaft zeichnete, die in Stille vor uns lag und in der es kein Leben zu geben schien. Immer wieder nur Sand und der blaue Himmel, von dem die Sonne glühend heiß auf uns hinab brannte.
    Mit jeder Stunde wurde es in der Sänfte heißer und heißer, bis mir der Schweiß in Strömen herablief und die Luft zu stickig zum Atmen und Edea sei Dank, auch zu schwer zum Reden wurde. Dann, am Abend, brachte die Dunkelheit Erleichterung. Jedoch nur, um die Hitze des Tages mit Kälte zu ersetzen, die unbarmherzig in die Knochen fuhr und jeden, der ihr ausgesetzt war, beinahe erfrieren ließ, sodass es nicht einfach war, Schlaf zu finden.
    Es war keine schöne, beschauliche Reise durch diese unbarmherzige Wüste von Marabesh. Und nach allem, was ich von Farasha erfahren hatte, würde sie noch für eine Woche andauern, da der Sommerpalast inmitten einer großen Oase erbaut worden war, die in dieser Wüste verborgen lag. Ich hielt dies für vollkommenen Irrsinn, behielt meine Meinung allerdings für mich. Ich bezweifelte ohnehin, dass Farasha meine Gedanken darüber verstehen würde. Nichts auf der Welt schien für sie erstrebenswerter, als den Sommerpalast zu sehen.
    Ich freute mich keineswegs auf die weitere Reise und die fortwährende Gesellschaft von Farasha, deren Redefluss auch nach zwei Tagen noch nicht versiegt war. Ihre Worte prasselten unaufhörlich auf mich nieder, solange die Hitze sie noch nicht zu überwältigen vermocht hatte.
    Ich verspürte oft den unwiderstehlichen Drang, die schwatzhafte Frau zu erwürgen, um diesem grausamen Spiel ein Ende zu bereiten. Ich befürchtete allerdings, im Anschluss in der Wüste ausgesetzt zu werden, obgleich ich vermutete, dass der Sand die bessere Gesellschaft war und mir zumindest mit Stille begegnen würde. Manchmal war ich ihr jedoch dankbar, dass sie mich nach den neuerlichen Ereignissen vom Nachdenken abhielt. Trotzdem konnte ich nichts dagegen ausrichten, dass die Erinnerung in der Nacht zu mir zurückkehrte und von der Macht flüsterte, die in meinem Blut verborgen war und die mich mit Angst erfüllte.
    Ich wagte es nicht, die Kräfte einer Artista zu nutzen, wenn ich sie denn wirklich in mir tragen sollte, fürchtete die Gefahr, die daraus erwachsen konnte, wenn ich mich der Magie hingab, ohne sie zu verstehen.
    Aber Angelina war in Gefahr, dies schien eine unumstößliche Tatsache zu sein. Ich bezweifelte, dass der Fürst ihr etwas antun würde, solange er glaubte, dass er mich in seiner Gewalt hatte, aber es gab keine Gewähr dafür. Und Andrea Luca – wenn sein Leben in Gefahr war, musste ich dann nicht alle Macht nutzen, die mir zur Verfügung stand? Er hatte sein Leben schon so oft für mich riskiert, durfte ich dann weniger tun?
    Meine Überlegungen raubten mir den Schlaf. Ich lag bis in die frühen Morgenstunden wach und grübelte, nur von Farashas ruhigem, regelmäßigem Atem begleitet, bis ich einen der Vorhänge öffnete und in das Licht eines neuen Tages blinzelte. Doch anstelle des erwarteten blauen Himmels sah ich, dass dieser sich gelblich schwarz verfärbt hatte, dunkel und bedrohlich wirkte. Furcht bildete einen eisigen, harten Klumpen in meinem Magen, als ich sah, dass die Karawanenführer in heller Aufregung aufeinander einzuschreien begannen. Sie deuteten auf etwas in der Ferne. Was mochte dieser Aufruhr am Morgen bedeuten?
    Farasha schlief tief und fest. Ich hatte den Eindruck, dass noch nicht einmal ein Erdbeben diese Frau aufwecken konnte, nachdem sie

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