Kurtisanen leben gefaehrlich
Beziehungen zu meinen Landsleuten unterhalten oder Euch oft in einer Stadt aufhalten, in der man uns antreffen kann.«
Im gleichen Moment, in dem ich es ausgesprochen hatte, biss ich mir auch schon auf die Zunge. Ich kannte mich mit den Gepflogenheiten des Wüstenvolkes nicht aus und es konnte sehr gut sein, dass es hier als unhöflich galt, solch direkte Fragen zu stellen. Scheinbar waren meine Manieren auf meinen Reisen vollkommen verroht und nicht mehr zu gebrauchen.
Das Gesicht des Wüstenprinzen wurde düster und ich wollte mich gerade für meine Frage entschuldigen, als er seinerseits zu reden begann.
»Einst diente ich dem Sultan von Marabesh, wie es die Männer meiner Familie seit Anbeginn seiner Blutlinie getan haben. Dort lernte ich, wie ein Terrano zu sprechen, und Eure Sprache zu verstehen.«
Ein Mann des Sultans. Dies war in der Tat das Letzte, was ich nun brauchte. Andererseits befand er sich nicht bei Alim in Faridah, also gab es vielleicht doch noch Hoffnung, dass er mir nicht sofort die Kehle durchschneiden würde, wenn ich vorsichtig war.
»Und doch steht Ihr nun nicht an seiner Seite?«
Bahir starrte für einen langen Augenblick die Wand des Zeltes an, bevor er sich zu mir umwandte. Es fiel mir schwer, in seinem Gesicht zu lesen, auf dem so viele Gefühle miteinander stritten, obwohl es einfach war, seine Gefühle zu beurteilen und sie einzuordnen. Der Prinz der Wüste versteckte sie nicht hinter einer Maske, wie die anderen Männer, die ich kannte. Er trug seine Emotionen offen und ohne Scheu zur Schau. Schließlich blieb nur reiner Hass in seinen Augen übrig, ein Gefühl, das mich in seiner Intensität erschreckte.
»Der Weg des Sultans ist nicht mehr der meine. Ich bin an seinem Hofe ein Geächteter, ein Verbannter. Aber ich bereue es nicht. Meine Männer und ich nehmen uns, was uns zusteht und was er unseren Familien in seiner Gier genommen hat.«
Bitterkeit lag in seinen Worten. Was mochte dieser so freundlich erscheinende Mann getan haben, um verbannt zu werden? Ich empfand den Sultan nicht als edel, ebenso wenig wie seine Tochter, und konnte mir gut vorstellen, dass er sein Volk ausbeutete, um seinen Prunk erhalten zu können. Woher sollten seine Einnahmequellen in diesem Maße auch sonst stammen? Sicherlich waren Güter aus Marabesh beliebt, doch nicht beliebt genug, um diesen Prunk zu gewährleisten und das Gold an den Wänden seines Palastes zu rechtfertigen.
Zögernd wagte ich es, Bahir die Frage zu stellen, die sich in meinen Geist gedrängt hatte.
»Was habt Ihr getan, um ein Geächteter zu werden?«
Ich konnte es nicht verhindern, dass meine Stimme atemlos klang. Es war gewagt und entsprach nicht den Regeln der Höflichkeit, doch Bahirs Offenheit verleitete mich dazu, Dinge auszusprechen, die ich unter anderen Umständen niemals über die Lippen gebracht hätte.
Sein Blick bohrte sich in meine Augen und hielt sie fest. Eine verwirrende Fülle von Gefühlen stand erneut darin geschrieben und ich konnte ihm nicht ausweichen, obgleich ich dies nur zu gerne getan hätte.
»Ich redete wider die Tochter des Sultans und warf ihr vor, nicht die zu sein, die sie zu sein scheint. Denn bei Sarmadee, ich sah, wie Prinzessin Delilah den Tod fand.«
Was redete dieser Mann da? Delilah sollte tot sein? Wenn dies den Tatsachen entspräche, dann wären meine Probleme nicht existent und ich hätte alles, was in den letzten Tagen geschehen war, nur geträumt. Die Wunden an meinem Körper ließen dies allerdings eindeutig nicht glaubhaft erscheinen. Nein, ich wünschte mir wirklich, dass er die Wahrheit sprach, aber seine Worte waren zu unwahrscheinlich, als dass ich daran glauben konnte. Hatte ich es endgültig mit einem Verrückten zu tun? Bahir erschien mir nicht wie ein Mann, der dem Wahnsinn anheimgefallen war, aber Delilahs Existenz belegte, dass seine Worte nicht den Tatsachen entsprechen konnten.
Trotzdem war er von seiner Wahrheit überzeugt, das konnte ich an seinem festen Blick erkennen, der auf mich gerichtet blieb.
»Aber wie ist das möglich? Was ist damals geschehen, das Euch davon überzeugt hat, dass die Prinzessin nicht mehr am Leben ist, obgleich sie gesund am Hofe Marabeshs weilt?«
Der große Mann verschränkte die Arme vor seiner Brust und blickte erneut in die Ferne, bevor er den Kopf schüttelte und mir antwortete.
»Sie stürzte vor meinen Augen in einen Abgrund in der Wüste und kam nicht mehr lebend daraus hervor. Es war damals, auf der ersten Jagd, an der sie
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