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Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch

Titel: Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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Doppelscharpflug. (Mit den Handflächen nach außen lässt er die Hände auf und nieder schwingen.) Im Sommer liefen
     sie abends nach der Arbeit zum Schwimmen zu den Sandbuchten des Dnjepr hinunter, der sich in großen Schleifen um das Fabrikgelände
     herumwand. (Er demonstriert weit ausholende Schwimmzüge. Mutters Pflaumenwein ist ihm wirklich zu Kopf gestiegen.) Und sie
     hatten immer genug zu essen, denn nebenher reparierten sie auch Fahrräder, Motoren, Pumpen, Kutschen – alles, was am Hintereingang
     zur Reparatur abgegeben wurde – und ließen sich dafür mit Brot und Würsten bezahlen.
    |225| Während Vater von 1937 bis zum Kriegsbeginn 1939 im Roten Pflug arbeitete, besuchte Mutter das am Stadtrand von Kiew gelegene
     Veterinärmedizinische Institut. Sie bewohnten zusammen mit ihren Freunden Anna und Viktor, die sie an der Universität kennen
     gelernt hatten, eine Zweizimmerwohnung im Erdgeschoss eines Jugendstilhauses in der Dorogoshitska-Straße. Die Dorogoshitska-Straße
     mündet auf die Melnikow-Straße, einen breiten Boulevard, der am alten jüdischen Friedhof vorbei zu den bewaldeten Hängen der
     Schlucht von Babi Jar führt.
     
    Es ist spät, als ich am nächsten Morgen mit rasenden Kopfschmerzen und steifem Hals aufwache. Vater ist schon auf den Beinen
     und spielt an seinem Radio herum. Er ist bestens gelaunt und möchte sofort den Faden wieder aufnehmen und erzählen, was mit
     Tupolew weiter passiert ist, aber ich wehre ihn ab und gehe Teewasser aufsetzen. Die Stille im Haus scheint nichts Gutes zu
     verheißen. Stanislav und Valentina sind nicht da, und der Rover steht auch nicht mehr vor dem Haus. Als ich mit einer Tasse
     Tee in der Hand durch die Räume streife, stelle ich fest, dass Valentinas Zimmer nicht mehr ganz so vollgemüllt zu sein scheint,
     dass in der Küche einige Töpfe und Pfannen fehlen und dass auch der kleine Fotokopierer verschwunden ist.

|226| 20.
Der Schwindel mit dem Psychologen
    Nach dem Erlass der gerichtlichen Verfügung rufe ich täglich bei Vater an, um zu hören, ob Valentina und Stanislav inzwischen
     ausgezogen sind, und erhalte jedes Mal die gleiche Antwort: »Ja. Nein. Vielleicht. Ich weiß nicht.«
    Sie haben einen Teil ihrer Sachen fortgebracht, aber längst nicht alles. Manchmal bleiben sie über Nacht weg, manchmal tagsüber,
     aber dann sind sie wieder da. Vater weiß weder, wo sie hinfahren, noch, wo sie sich aufhalten, noch, wann sie zurückkommen.
     Was sie vorhaben, bleibt ein Geheimnis. Valentina spricht nicht mehr mit ihm, wenn sie ihm auf der Treppe oder in der Küche
     begegnet, sie nimmt nicht einmal seine Gegenwart zur Kenntnis. Stanislav schaut zur Seite und pfeift tonlos vor sich hin.
    Dieser schweigende Krieg ist schlimmer als jeder mit Worten geführte. Vater fängt an, mürbe zu werden. »Vielleicht sollte
     ich sie fragen, ob sie nicht doch dableiben will. So furchtbar schlimm ist sie gar nicht, Nadia. Hat auch gute Eigenschaften.
     Nur ein paar falsche Vorstellungen.«
    »Red keinen Unsinn, Papa. Siehst du denn nicht, dass du dein Leben aufs Spiel setzt? Auch wenn sie dich nicht eigenhändig
     umbringt, kriegst du, wenn das so weitergeht, früher oder später einen Herzanfall oder es trifft dich der Schlag.«
    »Hmm. Vielleicht. Aber ist es nicht besser, man stirbt, |227| weil man von jemandem, den man liebt, schlecht behandelt wurde, als dass man allein stirbt?«
    »Du meine Güte, Papa, aber du glaubst doch nicht etwa, dass umgekehrt sie
dich
jemals geliebt hat? Denk doch bloß daran, wie sie dich behandelt hat, was sie alles zu dir gesagt hat, wie sie dich herumgestoßen
     hat, dich angeschrien   …«
    »Stimmt, das ist ein Charakterfehler, der übrigens typisch ist für die russische Psyche. Diese Neigung, Gewalt gleich als
     erstes Mittel einzusetzen, anstatt sie nur als allerletzte Möglichkeit zu betrachten.«
    »Papa, wir haben uns die Hacken abgelaufen, um diese Verfügung zu erreichen, und jetzt plötzlich willst du deine Meinung wieder
     ändern. Was glaubst du denn, was Vera dazu sagt?«
    »Ach, Vera   … Wenn Valentina es nicht schafft, mich umzubringen, dann tut es Vera.«
    »Niemand will dich umbringen, Papa. Du wirst noch steinalt werden. Und dein Buch wirst du auch fertig schreiben.«
    »Hmm. Ja.« Seine Stimme wird plötzlich lebhaft. »Weißt du, es gab noch eine andere interessante Entwicklung im Zweiten Weltkrieg,
     und das war die Erfindung des Traktors mit Halbkettenantrieb. Den haben die Franzosen

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