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Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Titel: Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hulova
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oder wenn wir zum Dawchaner Gemüsehändler Zwiebeln kaufen fuhren, bedeutete immer Langeweile und war Strafe für die, die von uns am schlimmsten gewesen war. Als hätte Mama das gespürt, ließ sie nichts auf Ojuna kommen, und wenn sie sie brüllen hörte, lief sie eilig herbei und verpasste uns eine.
    Wahrscheinlich war es berechtigt gewesen, weil wir Ojuna neckten, wo es nur ging, wir banden sie an einer Schnur fest, um weniger Arbeit mit ihr zu haben, und sie lief dann den ganzen Tag im Gras wie ein Hund im Kreis herum. Wir setzten sie auf ein Kamel, zwischen die Höcker, wir zwangen sie, aufs Ger zu klettern, um das Rauchloch zu schließen, und kugelten uns dann, wenn sie nicht weiterwusste, nur wütend mit den Armen herumfuchtelte und tobte, bis wir sie wieder herunterholten.
    Einmal hat Magi sie fast umgebracht.
    Bevor Ojuna zur Welt kam, war stets Magi die Hauptperson gewesen. Sie wurde Mama und Papa genau neun Monate nach der Zeit geboren, als sie ihr gemeinsames Ger bezogen hatten, und war von uns allen die Gelungenste, wie Mama stets sagte, wenn sie mit Wohlgefallen ihren blau glänzenden schwarzen Zopf betrachtete, dick wie ein Pferdeschweif, ihr edles, wirklich mongolisches Gesicht. So war Magi auf Ojuna immer ein wenig eifersüchtig, und ihre Schikanen waren stets die gefinkeltsten gewesen.
    Damals jedoch, als sie Ojuna fast umbrachte, verhielt es sich anders.
    Magi war den ganzen Tag mit der Herde draußen, weil Papa jemanden zum Aufpassen brauchte, doch war die Arbeit nicht
so groß, als dass Mama ihr am Morgen nicht auch das Baby aufdrängen konnte. Wir erwarteten Verwandte aus der Stadt, und Mama und wir mit ihr würden den ganzen Tag im fetten Dampf rund um den Ofen zu tun haben, das Baby wäre davon verschwitzt und quengelig gewesen und hätte nur gestört.
    Ojuna war damals fast ein Jahr alt, es war gegen Ende des Herbsts, aber gerade noch für ein paar Tage warm geworden, und so nahm Magi ein Stück Stoff und eine Schale mit zerkochtem Reis für die Kleine zum Mittagessen und stieg mit dem Kind auf einen Hügel, von wo aus die Herde gut zu sehen war. Sie guckte hinunter, fütterte das Kind und suchte die Umgebung nach wildem Knoblauch ab. Magi sagte nachher, sie hätte sich unentwegt umgedreht, ob Ojuna auch nicht von der Decke gekrochen wäre, und dann blickte sie angeblich wieder einmal hin, und die Schnauze eines Wildhundes beugte sich soeben über Ojuna. Vielleicht ist es aber anders gewesen. Ich würde auch nie zugeben, so blöd zu sein und ein Kind lange alleine zu lassen. Sicher ist, dass wir an diesem Tag schrecklich lang auf Magi warteten. Als Papa die letzten zwei Hammelrippen aus dem Lavoir fischte, sie abnagte und Nara anschließend mit den Knochen hinausschickte, war Magi immer noch nicht im Ger.
    Sie kam erst zurück, als Papa längst im Sattel saß und in Richtung Herde losgeprescht war und Mama aus vollem Hals in alle Himmelsrichtungen ihren Namen schrie. Magi trödelte näher, mit einem Gesicht, weiß wie ein Schneeleopard, und aus ihrer Achselhöhle tönte ein leises, klägliches Wimmern. Als sie Ojuna nach langem Überreden Mama gab, hielten wir alle den Atem an.
    Beide Bäckchen des Babys waren mit Abdrücken von Hundezähnen übersät.

    Es waren keine Bisse, nur so winzig kleine Wunden, das seltsame Spiel eines Hundes, der Menschenjunge kannte. Mama klammerte sich von da an noch mehr an Ojuna, und Ojuna wollte, so wie damals, als Großmutter gestorben war, bei niemandem sonst lange bleiben. Die Abdrücke blieben noch lange sichtbar. Ojunas Wangen wurden nie mehr normal glatt. Sie weisen bis heute feine violette Narben auf.
    Magi redete dann ein paar Tage lang gar nichts, und als endlich das mit dem Knoblauchsuchen und dem Wildhund, der sich unerwartet über Ojunas Gesicht gebeugt hatte, aus ihr hervorbrach, stockte sie bei jedem Satz und warf ratlos die Hände zur Seite, als ahnte sie, dass sie bei jedem Wort in unseren Augen nur tiefer und tiefer sank, und so war es auch.
    Sogar Papa, der sie gebeten hatte, eine kleine Dolgorma zu gebären, und der sie früher meistens in Schutz genommen hatte, wirkte plötzlich hart und verstimmt.
    Und da wusste noch niemand von uns, dass dieser warme und ungewöhnlich regnerische Herbst unser letzter gemeinsamer war.

    Mit Großmutters Tod schien unsere Familie allmählich in kleine Stücke zu zerbröckeln wie ein verfallender Owoo, der seine Anbeter zu interessieren aufhört und Stein um Stein in der Steppe versinkt.
    Der Owoo, den

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