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Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Titel: Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hulova
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manchmal Magi und Nara einen Schlag auf den Rücken, damit sie endlich den Mund hielten.
Nur einmal, ein paar Monate nachdem wir Großmutter an unseren Begräbnisort gelegt und sie den Raubtieren überlassen hatten, erzählte uns Papa ein bisschen was.
    Er hatte uns damals eines Abends wieder einmal auf den Pferden mitgenommen, um nach Magis weißer Lieblingsstute zu sehen, die jeden Augenblick ein Fohlen werfen sollte.
    Wir ritten im Galopp, weil Magi jammerte, die Stute würde sicher schon gebären, hinter uns sank in den Wolken von Gobistaub die müde tyrannische Scheibe zur Erde herab, und als ich mich zu Nara umdrehte, galoppierte sie in der Sonne wie eine Yuan-Prinzessin im Rahmen eines goldenen Bildes, und jedes einzelne Haar leuchtete, wie bei den Russinnen, die in unserem Somonzentrum lebten.
    Als wir uns der Herde näherten, war schon von weitem zu sehen, dass alles vorüber war. Ein Stück abseits der Herde stand die bewegungslose Silhouette der erschöpften Stute mit dem an einer Zitze festgesaugten nassen Fohlen. Sie sahen zufrieden aus, daher störten wir sie nicht, und Papa sagte, er würde uns etwas erzählen.
    So ernst und dringlich hatte er zuletzt nach der großen Kälte gesprochen, als er uns mitteilte, dass uns kein einziges Zicklein übrig geblieben war und uns, falls wir nicht schnell von diesem Ort wegzögen, auch kein einziges Lamm bliebe, und Mama fing dann gleich zu packen an, und am nächsten Tag zogen wir gleich morgens los. Jetzt sah Papa ähnlich feierlich und fast genauso düster aus. Dass er nicht gewollt hätte, dass Ojuna dabei wäre, weil Mama uns verboten hatte, vor ihr von Großmutter zu reden, und Mama selbst ging es dabei auch nicht gut. Sie warf sich vor, sie allein daheimgelassen zu haben, und ärgerte sich über Papa, weil ihm seine Schafe wichtiger als Großmutter gewesen waren.

    Doch hatte Papa ja nicht wissen können, dass Großmutter sterben würde, das begriff ich schon damals, und daher verteidigte ich ihn, und dass ihn keine Schuld trifft, denke ich auch heute noch.
    Er sagte: »Obwohl wir von Großmutter nicht reden, wird eines der ersten Worte eurer Kinder der Name Dolgorma sein. Dank ihr und dank anderen westlichen Durwut-Ahnen können wir jetzt hier bei unserer Herde sitzen und mit unseren Ärschen die Wärme des heimatlichen Aimak spüren. Großmutters Urgroßmutter hieß Tschuluuntsetseg. Diesen Namen hatte ihr Vater ihr gegeben, weil sie die erflehte Blume war, die in der Spalte eines unfruchtbaren Felsens aufkeimte, im Schoß seiner Frau, als sie schon die ersten grauen Haare bekam. Seine Tochter Tschuluuntsetseg, die Mutter von Dolgormas Großmutter, war als Fünfzehnjährige einem Mandschu-Prinzen geschenkt worden, aber mein Ururgroßvater entführte sie in der Nacht vor der Hochzeit und versteckte sie ein ganzes Leben lang, obwohl er nur ein armer Huchenfischer war und einer der wenigen um die großen Seen ansässigen reinblütigen Westler, viele von ihnen waren in den Chamar-Kriegen gefallen, und die Übriggebliebenen hatten die ständigen Demütigungen der Chalch nicht ertragen.«

    Ich fand das nicht besonders unterhaltsam. Ich lutschte an einem Halm und wartete, bis Papa zu etwas Spannenderem käme, einer Geschichte, bei der einem der Atem stockt. Dass er auch so erzählen konnte, wusste ich, doch führte er es nur selten vor. Diese Erzählung hörte sich an wie das Summen von Fliegen an einem heißen Nachmittag. Sie machte mich schläfrig. Ich wusste aber, dass es für Papa wichtig war, uns davon zu erzählen.

    »Großmutter entstammte einer reichen Familie von Kaschmirmagnaten, ihre Mutter hatte dem Vater Onons gefallen, Großmutters Vater, der Kaschmir direkt an den Hof des Khans lieferte und zu dem aus Urga immer die Steuereinnehmer des Khans, die mit Paradiesvogelfedern geschmückte Samtmützen trugen, geritten kamen. Großmutters Vater war ein großer Darga für die ganze Region längs des Selenge, was er sagte, galt, und wenn es der Darga so wollte, weigerte sich die ganze Gegend, den Mandschu Abgaben zu zahlen, weil die Nojon des Darga somit, was jedem klar war, die anderen Ger zur Rechenschaft gezogen hätten.
    Das konnte zum Beispiel passieren, wenn der Khan plötzlich den Kaschmirpreis senkte und von heute auf morgen kein Geld für chinesischen Reis und für ein gutes russisches Messer da war. Dann schwang Onon sich in den Sattel, schrie morindoo! und verwandelte sich in ein sagenhaft schnelles Tier mit vier Füßen. Und wenn er so in einer

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