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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gehirn gebrannt. »Dann weiß ich nur noch, dass es ätzend gerochen hat, ja, ätzend und irgendwie beißend. Bis ich dann wieder zu mir gekommen bin, in dieser Hütte. Nackt.«
    »Sie waren gefesselt?« Er sprach langsam und beschränkte sich bewusst auf einfache Fragen.
    »Hier«, sie zeigte auf ihr geschwollenes linkes Handgelenk. »Mit einer Kette. Ich hab geschrien, aber dort draußen hört Sie niemand. Außerdem konnte ich nicht aus dem Fenster sehen. Ich hab nicht mal gewusst, wo ich bin.« Sie kämpfte mit den Tränen. »Und gefroren hab ich in der Nacht auch.« Sie schloss wieder die Augen. »Und selbst wenn ich mich hätte befreien können – was hätte ich denn tun sollen, nackt?«
    »Sie haben gesagt, er habe Ihnen ein Tuch ins Gesicht gedrückt. Er. War es denn ein Mann?«
    Silke Rothfuß wischte sich mit dem Zeigefinger eine Träne aus dem Gesicht. Sie deutete ein Nicken an. »Ganz sicher«, stieß sie hervor. »Da gibt es keinen Zweifel.«
    »Jemand hat Sie einschüchtern, aber vermutlich nicht umbringen wollen«, resümierte Häberle.
    »Lange hätt ich das nicht mehr ausgehalten.«
    »Könnte es sein«, fuhr der Chefermittler mit sonorer Stimme fort, »dass der Täter davon ausgehen konnte, dass Sie ihn gar nicht anzeigen würden – selbst, wenn Sie ihn erkannt hätten – weil Sie selbst … ja, selbst etwas zu verbergen haben?«
    Das Gesicht der Frau wurde fast so weiß wie das Kissen, auf dem sie lag. Weil sie keine Antwort gab, erklärte Häberle: »Sie brauchen nichts zu sagen, womit Sie sich selbst belasten würden.«
     
    *
     
    Der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Wolfgang Ziegler war aus Ulm herbeigeeilt und hatte sich darüber echauffiert, dass er nicht rechtzeitig zur Geiselbefreiung am Ödenturm gerufen worden war. Inzwischen waren die Medien auf die Aktion aufmerksam geworden, nachdem ein Journalist der Geislinger Zeitung wegen des weithin seh- und hörbar gewesenen Hubschrauberflugs damit begonnen hatte, Nachforschungen anzustellen. Der regionale Fernsehsender verlangte ein Statement vor der Kamera und weitere Medienvertreter waren im Anmarsch. Polizei-Pressesprecher Uli Stock hatte bereits per E-Mail eine kurze Verlautbarung verbreitet, die jedoch von Ziegler erst nach der dritten Korrektur freigegeben worden war.
    An der Pressekonferenz, die auf 18 Uhr terminiert wurde, wollte Häberle nicht teilnehmen. »Ich hock mich doch nicht verschwitzt zu den Herren«, beschied er und orderte für die Soko-Mannschaften den Pizzaservice. »Und ein Bierchen gönnen wir uns auch.« Dann wurde er wieder ernst: »Weiß eigentlich jemand was von Sander?«
    Allgemeines Schulterzucken. »Wir haben es mehrfach versucht. Er meldet sich nicht mehr. Nur Mailbox«, sagte einer aus der Runde.
    Als die Pizzen verteilt waren und das Bier in den Gläsern schäumte, prostete Häberle seinen Kollegen zu und wünschte ihnen einen guten Appetit.
    »Eines würd mich interessieren«, durchbrach eine Kollegin die entstandene Stille. »Wie war das nun mit Katimaus und dem Happy-Hour-House?«
    Linkohr stutzte. »Dass ausgerechnet du das fragst, verwundert mich aber.«
    Häberle hätte sich beinahe verschluckt. »Die Katimäuse – wir hatten es ja mit vieren zu tun –, das waren die Chatnamen von Büttner, Mariotti, der Rothfuß und dieser unglückseligen Natascha aus dem Sexclub. Ihr habt ja inzwischen selbst rausgekriegt, dass eine dieser IP-Nummern auf Nataschas Computer hindeutet.«
    »Deren Tod ein Suizid war?«, zweifelte ein Ermittler aus den hinteren Reihen.
    Häberle zuckte mit den Schultern. »Ein armes Schwein, wenn du mich fragst. Mariotti und Büttner hatten sie auf Wollek ansetzen wollen, um noch mehr aus ihm rauszukriegen. Die Kollegen in Leipzig werden die Todesumstände genau eruieren müssen.«
    »Und die Filme von dieser scharfen Katze?«
    »Wahrscheinlich ein Nebenprodukt«, vermutete Häberle. »Vielleicht haben die beiden Herren gedacht: Wenn wir schon so eine heiße Mieze aufgerissen haben, können wir sie gleich gewinnbringend vermarkten.«
    »Vermittelt von Frau Büttner?«
    »Nein, das glaub ich nicht. Die hat ihre polnischen und tschechischen Zeitarbeiterinnen vermutlich wirklich nur als moderne Sklavinnen missbraucht. Aber nicht zu dem, was ihr jetzt denkt.«
    Ein Raunen ging durch den Raum, bis die junge Frau erneut eifrig nachhakte: »Aber merkwürdig erscheint doch, dass sie sich zu den Sexfilmen ihres Ex sehr zurückgehalten hat.«
    »Na ja«, brummte Häberle, »wer weiß – vielleicht

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