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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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aber ich erinnerte mich, dass die Wüste Sinai eine hervorragende Gegend war, wenn man nach Skorpionen suchen wollte. Ich wünschte mir sehnlichst noch ein weiteres Opishophthalmus-Weibchen, womöglich ein großes. Dem Exemplar, das ich besaß, fehlte das fünfte Segment des Schwanzes, und das war eine Schande.
     
Es dauerte nicht lange, bis ich die Hauptstraße nach Ismailia gefunden hatte, und sobald ich mich auf ihr befand, fuhr ich mit meinem Lagonda stetig und gleichmäßig etwa 100 Stundenkilometer. Die Straße war schmal, hatte aber eine glatte Oberfläche, und es herrschte kaum Verkehr. Das Nildelta lag rings um mich öde und trostlos im Mondlicht da, lauter flache baumlose Felder mit Wassergräben dazwischen und überall tiefschwarze Erde. Eine unsagbar trübselige Landschaft.
     
Aber mich kümmerte das nicht. Ich hatte nichts damit zu schaffen. Ich saß gemütlich und isoliert in meinem Luxusgehäuse - wie ein Einsiedlerkrebs in seiner Schale - und gab kräftig Gas. Oh, wie gern bin ich doch unterwegs. Wie gern fliege ich dahin, neuen Menschen und neuen Städten entgegen, und lasse die alten hinter mir! Nichts in der Welt vermag mich mehr zu beschwingen. Und wie sehr verachte ich den Durchschnittsbürger, der in seinem kleinen Häuschen mit seiner dümmlichen Frau zusammenhockt, im eigenen Saft dahinschmort und langsam vermodert, bis er das Ende seines Lebens erreicht. Und immer mit derselben Frau! Ich kann es einfach nicht begreifen, wie ein Mann, der seine fünf Sinne beisammen hat, Tag um Tag und Jahr um Jahr dieselbe Frau erträgt. Gewiss, nicht alle bringen dieses Kunststück fertig. Aber Millionen tun so als ob.
     
Ich selbst habe eine intime Beziehung nie, aber auch nie länger als zwölf Stunden aufrechterhalten. Zwölf Stunden sind für mich das äußerste. Schon acht Stunden wollen mir etwas lang erscheinen. Sie sehen ja, was zum Beispiel mit Isabella passierte. Während wir uns dort oben auf dem Gipfel der Pyramide befanden, war sie eine Dame mit ermunternden Qualitäten, gefügig und verspielt wie ein Hündchen. Und hätte ich sie dort oben der Willkür jener drei gedungenen Araber überlassen und mich allein aus dem Staube gemacht, so wäre alles zum besten gewesen. Aber ich war so töricht, bei ihr zu bleiben und ihr beim Abstieg zu helfen. Und wie hat diese reizende Dame mir das dann vergolten! Mit einem Schwall ordinären Hurengekreischs, das mir in den Ohren gellte. Abscheulich!
     
In was für einer Welt leben wir! Ein Kavalier darf heute nicht mehr auf Dank rechnen.
     
Der Lagonda glitt leise durch die Nacht. Wie war's jetzt mit einer Oper, dachte ich. Und welche soll es diesmal sein? Mir war nach Verdi zumute. Vielleicht Aida! Natürlich! Aida war genau das richtige - ich war schließlich noch in Ägypten! Sehr passend.
     
Ich fing an zu singen. In dieser Nacht war ich besonders gut bei Stimme. Ich sang aus voller Kehle. Es war herrlich. Und während ich durch die kleine Stadt Bilbeis fuhr, war ich Aida und sang «Numei pieta», die wunderschöne Schlusspassage der ersten Szene.
     
Eine halbe Stunde später, in Sagasig, war ich Amonasro und bat den König von Ägypten, die äthiopischen Gefangenen zu schonen: «Ma tu, re, tu signore possente. »
     
Und als ich durch El Abbasa fuhr, war ich der Feldherr Radames. Ich sang «Fuggiam gli adori nospiti», und ich ließ alle Wagenfenster herunter, damit dieses unvergleichliche Liebeslied an die Ohren der Fellachen dringen konnte, die in ihren Hütten zu beiden Seiten der Straße schnarchten. Vielleicht würde es sich in ihre Träume mischen.
     
Als ich schließlich in Ismailia ankam, war es sechs Uhr früh, und die Sonne kletterte bereits in einen milchblauen Himmel empor. Ich aber lag mit Aida im schrecklichen Verlies und sang: «O, terra, addio; addio volle di pianti! »
     
Wie schnell hatte ich die Fahrt hinter mich gebracht. Ich fuhr zu einem Hotel. Die Angestellten waren noch etwas verschlafen. Ich brachte sie auf Trab und bekam das beste verfügbare Zimmer. Die Bettücher und die Bettdecke sahen so aus, als hätten schon 25 ungewaschene Ägypter 25 Nächte hintereinander darin geschlafen. Daher riss ich alles herunter (nicht ohne mir danach unverzüglich die Hände mit antiseptischer Seife zu schrubben) und ersetzte es durch mein persönliches Bettzeug. Dann stellte ich meinen Wecker und schlief fest und tief zwei Stunden lang.
     
Zum Frühstück bestellte ich mir ein pochiertes Ei. Als man mir den Teller hinstellte - und ich

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