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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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fünfzehn Minuten hatte ich noch immer keines gefunden. Aber da die Hitze mir bereits zuviel wurde, beschloss ich widerwillig, zu meinem Wagen zurückzukehren. Ich ging sehr langsam, noch immer den Boden absuchend, und ich hatte schon die Straße erreicht und wollte eben den Fuß darauf setzen, als ich plötzlich, keine dreißig Zentimeter von dem Teerzementstreifen entfernt, die Sandhöhle eines Skorpions entdeckte.
     
Ich legte meine Beutetrommel und das Netz neben mir auf den Boden und machte mich daran, mit meiner kleinen Schaufel ganz vorsichtig den Sand rings um das Höhlenloch wegzuschaben. Dies war eine Prozedur, die mich immer wieder aufs neue faszinierte. Es war wie bei einer Schatzsuche - einer Schatzsuche, die eben das Maß an Gefahren barg, das einem das Blut in Wallung brachte. Ich spürte, wie mir das Herz bis zum Hals schlug, als ich mit meiner kleinen Schaufel tiefer und tiefer in den Sund eindrang.
     
Und plötzlich... da war sie!
     
Oh, gütiger Himmel, was für ein Mordsexemplar! Ein riesiges Skorpionweibchen, zwar nicht ein Opisthophthalmus, wie ich sofort sah, dafür aber ein Pandinus, der andere große afrikanische Höhlenbohrer. Und auf seinem Rücken hingen - das war zu schön, um wahr zu sein! - eins, zwei, drei, vier, fünf... insgesamt vierzehn winzige Babies. Die Mutter war mindestens fünfzehn Zentimeter lang. Ihre Kinder hatten die Größe kleiner Revolverkugeln. Jetzt hatte sie mich gesehen - das erste menschliche Wesen, das sie je in ihrem Leben erblickt hatte. Sie hatte ihre Scheren weit geöffnet, und ihr Schwanz war - wie ein Fragezeichen - hoch über dem Rücken erhoben, bereit zuzustechen. Ich nahm das Netz, schob es geschwind unter sie und fing sie ein. Sie wand und krümmte sich und schlug mit dem Schwanzende wild nach allen Seiten um sich. Ich sah, wie ein großer, dicker Gifttropfen durch die Maschen meines Netzes in den Sand fiel. Rasch beförderte ich sie mitsamt ihrer Brut in meine Beutetrommel und verschloss den Deckel. Dann holte ich die Flasche mit Äther aus dem Wagen und goss davon reichlich durch die kleine Gazeöffnung im Deckel der Trommel, bis die Watte innen gut durchtränkt war.
     
Wie prächtig würde sich dieses Weibchen in meiner Sammlung aus-nehmen! Die Jungen würden natürlich, sobald sie starben, von ihr herabfallen, aber ich gedachte sie später mit Klebstoff wieder an den mehr oder weniger richtigen Stellen zu befestigen, und dann würde ich der stolze Besitzer eines riesigen Pandinus-Weibchens mit vierzehn Sprösslingen auf dem Rücken sein! Ich war entzückt. Ich nahm die Beutetrommel (ich spürte, wie das Weibchen drinnen tobte) und legte sie zusammen mit dem Netz und der kleinen Schaufel in den Kofferraum. Dann nahm ich wieder am Lenkrad Platz, steckte mir eine Zigarette an und fuhr weiter.
     
Je zufriedener ich bin, um so langsamer fahre ich. Ich fuhr jetzt sehr langsam, und ich muss wohl noch gut eine weitere Stunde gebraucht haben, bis ich Bir Rawd Salim erreichte, das auf halber Strecke lag. Es war alles andere als ein verlockender Ort. Links gab es nur eine einzige Zapfsäule und eine Holzbude. Rechts drei weitere Buden, jede von der Größe eines Gartenschuppens. Der Rest war Wüste. Keine Menschenseele war zu erblicken. Es war zwanzig Minuten vor zwei Uhr nachmittags. Die Temperatur im Wagen betrug 41 Grad.
     
Über dem Unsinn mit dem abgekochten Wasser vor der Abfahrt aus Ismailia hatte ich völlig vergessen, noch zu tanken. Jetzt zeigte meine Benzinuhr weniger als zehn Liter an. Ich hätte sparsam fahren können - aber trotzdem. Ich hielt neben der Zapfsäule an und wartete. Niemand erschien. Ich drückte auf die Mehrklanghupe, und die vier abgestimmten Hörner des Lagonda tönten ihr herrliches «San già mille e tre! », über die Wüste hin. Niemand erschien. Ich drückte noch einmal auf die Hupe.
     
schmetterten die Hörner. Das Mozartmotiv klang prächtig in dieser Umgebung. Doch es erschien immer noch niemand. Die Einwohner von Bir Rawd Salim scherten sich offensichtlich einen Dreck um meinen Freund Don Giovanni und die 1003 Frauen, die er in Spanien entjungfert hatte.
     
Schließlich, nachdem ich das Mehrklanghorn nicht weniger als sechsmal hatte ertönen lassen, öffnete sich die Tür der Bude hinter der Zapfsäule, und ein ziemlich großer Mann zeigte sich. Er blieb auf der Schwelle stehen und knöpfte sich mit beiden Händen die Hose zu. Er ließ sich dabei Zeit, und erst als er fertig war, blickte er auf zu meinem

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