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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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nach Möglichkeit Vichy- oder Malvern-Wasser. Ich meide Leitungswasser. Leitungswasser ist ein verteufeltes Zeug. Und oft ist es nicht mehr oder weniger als geklärte Jauche.
     
«Bald ist Ihr Wasser verkocht», sagte der Ladenbesitzer und zeigte mir grinsend seine grünlichen Zähne.
     
Ich nahm den Kessel selbst vom Kocher und goss den Inhalt in meinen Kanister.
     
Vorn im Laden kaufte ich noch sechs Orangen, eine kleine Wassermelone und eine Tafel gut verpackter englischer Schokolade. Dann stieg ich wieder in meinen Lagonda. Endlich konnte ich aufbrechen.
     
Wenige Minuten später überquerte ich die Schiebebrücke, die unmittelbar oberhalb des Timsahsees über den Suezkanal führt, und vor mir lag die endlose glühende Wüste. Die schmale Straße dehnte sich wie ein langes schwarzes Band bis hin zum fernen Horizont. Ich machte es mir in meinem Lagonda bequem und fuhr bei weit geöffneten Fenstern wie gewöhnlich mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit von etwa 100 Stundenkilometern. Der Luftzug, der von draußen hereindrang, war heiß wie der Gluthauch eines Ofens. Es war inzwischen fast 12 Uhr, und die Sonne brannte senkrecht auf das Wagendach herunter. Mein Wagenthermometer registrierte 40 Grad. Aber Hitze macht mir, wie Sie wissen, nicht viel aus, solange ich mich nicht bewegen muss und entsprechende Kleidung trage - in diesem Fall eine cremefarbene Leinenhose, ein weißes Hemd aus durchlässigem Stoff und dazu einen Schlips aus Spinnenseide in einem prächtigen Moosgrün. Ich fühlte mich rundherum wohl und war mit der Welt zufrieden.
     
Einen Augenblick lang spielte ich mit dem Gedanken, unterwegs wieder eine Oper zu singen - mir war nach La Gioconda zumute -, und ich fing auch schon an, doch nach den ersten paar Takten des Eröffnungschores begann ich leicht zu transpirieren, und so ließ ich denn die Vorhänge des Wagens herunter und steckte mir eine Zigarette an.
     
Ich fuhr jetzt durch das schönste Skorpionen-Land der Welt, und ich brannte darauf, anzuhalten und auf Suche zu gehen, noch ehe ich Bir Rawd Salim und damit die auf halbem Wege gelegene Tankstelle erreicht hatte. Bisher war mir nicht ein einziges Fahrzeug begegnet, und ich hatte kein Lebewesen mehr gesehen, seit ich vor einer guten Stunde Ismailia verlassen hatte. Das gefiel mir. Die Halbinsel Sinai war eine echte Wüste. Ich fuhr an den Straßenrand und stellte den Motor ab. Da ich durstig war, aß ich eine Orange. Dann stülpte ich mir meinen weißen Tropenhelm auf den Kopf, wagte mich langsam aus dem Wagen, meinem komfortablen Einsiedlerkrebsgehäuse, hervor und trat ins Sonnenlicht. Eine gute Minute lang stand ich regungslos mitten auf der Straße und blinzelte in dem grellen Licht, das mich umgab.
     
Eine sengende Sonne, ein weiter, heißer Himmel, und darunter, wohin man blickte, das riesige gelbe Sandmeer, das nicht von dieser Welt schien. In der Ferne, südlich der Straße, sah man kahle blassbraune terrakottafarbene Berge, über denen ein blauer und purpurroter Schimmer lag. Sie schienen plötzlich aus der Wüste hervorzuwachsen und schwanden in dem Hitzeflimmern unter dem glühenden Himmel wieder dahin. Die Stille war überwältigend. Kein Laut war zu hören, weder das Singen eines Vogels noch das Summen eines Insekts, und mich überkam ein seltsames, göttergleiches Gefühl, als ich dort allein inmitten dieser großartigen heißen, unmenschlichen Landschaft stand. Es war, als befände ich mich auf einem anderen Planeten, auf dem Jupiter oder dem Mars oder an einem noch ferneren und noch trostloseren Ort, wo nie ein Grashalm wuchs und wo sich nie Wolken rötlich färbten.
     
Ich öffnete den Kofferraum meines Wagens und nahm meine Beutetrommel, mein Netz und meine kleine Handschaufel heraus. Dann verließ ich die Straße und betrat den weichen brennenden Sand. Ich schritt langsam etwa hundert Meter in die Wüste hinein und ließ forschend meinen Blick über den Boden gleiten. Ich suchte nicht nach Skorpionen, sondern nach Skorpionnestern. Der Skorpion ist ein kryptozoisches, sich nur zur Nachtzeit zeigendes Tier. Den ganzen Tag über hält er sich entweder unter einem Stein oder in einem Erdloch verborgen - je nachdem, zu welcher Art er gehört. Erst nach Sonnenuntergang kommt er hervor, um nach Nahrung zu jagen.
     
Da ich es auf einen Opisthophthalmus abgesehen hatte, der sich in Erdlöchern zu verbergen pflegt, verschwendete ich keine Zeit damit, Steine umzudrehen. Ich suchte nur nach Erdlöchern. Nach zehn oder

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