Kuscheltier-Grauen
des Jason Miller, dessen Bruder in einem Abflußrohr als mit zahlreichen Bißwunden versehene Leiche gesteckt hatte. Bißwunden, für die man keine Erklärung wußte. Suko allerdings kannte sie jetzt. Er ging davon aus, daß Kuscheltiere daran die Schuld trugen.
Im Zimmer entdeckte er keinen Bruder dieses teuflichen Bärs. Dafür ging er ins Bad.
Es war hell gefliest. Ein schmaler Regalschrank stand neben dem Waschbecken. In einem Fach entdeckte Suko Pflaster und Verbandsmull. Zunächst schaute er sich die Wunde im Spiegel an. Halb gedreht stand er vor der glänzenden Fläche.
Ein Teil des Schulterstoffes war hin, und die Wunde zeigte zwei Bißstellen.
Noch immer quoll Blut hervor und beschmutzte den Kragen. Suko nahm zwei Pflaster und verklebte die Stellen. Wenn erden Kopf bewegte, schmerzte der Nacken, aber das ließ sich aushalten. Er ging zurück in den Wohnraum. John mußte Bescheid wissen. Was aber hatten die beiden Killer mit einem mordenden Kuscheltier zu tun?
Vor allen Dingen — wer hatte diese Kerle geschickt?
Bevor Suko telefonieren konnte, summte der Apparat melodisch auf. Abheben oder nicht?
Suko entschied sich dafür. Er kam nicht dazu, noch etwas zu sagen, denn eine scharfe Stimme, die Suko als die des Weißblonden identifizierte, fragte: »Bist du das, Bulle?«
»Ja, noch immer.«
»Dann hat es der Kleine nicht geschafft.«
»Sonst würde ich nicht mit Ihnen sprechen, Quinton. Was wollen Sie von mir?«
»Dir nur sagen, daß wir es übernehmen, dich zu killen. Wir haben dich auf die Liste gesetzt und schießen dich ab, so einfach ist das. Was sagst du jetzt, Bulle?«
»Übernehmen Sie sich nicht, Quinton.«
Ein dreckiges Lachen folgte. »Die nächste Begegnung überlebst du nicht. Kumo will dich auch tot sehen.«
»Das wollen viele.«
Quinton lachte wieder, dann legte er auf. Suko runzelte die Stirn. Er nahm den Anruf keinesfalls auf die leichte Schulter. Dieser Quinton war ein Killer der Sonderklasse. Der kannte keine Gnade. Ob Polizist oder nicht, er gab nur seinen widerlichen Trieben nach. Der Inspektor rief im Büro an. Glenda bekam er an die Strippe. »Wenn du John sprechen willst, der ist noch nicht zurück.«
»Wie das?«
»Ich weiß überhaupt nicht, wo er steckt.«
»In einer Kneipe.«
»Dann ist er hängengeblieben.«
»Ich komme jedenfalls.«
»War denn etwas los?«
»Das kann man wohl sagen. Ich freue mich sogar über den Tag, auch wenn er kalt und grau ist.«
»Dann bist du falsch gepolt.«
»Das, liebe Glenda, glaube ich nicht. So kann nur jemand sprechen, der knapp mit dem Leben davongekommen ist.« Er hörte noch Glendas Kiekser, dann legte er auf.
Bevor Suko ging, durchsuchte er die Wohnung. Er fand keinen weiteren Teddy und auch keinen Hinweis, der ihn weitergebracht hätte. Achselzuckend verließ er das Haus und ging zum Dienstrover. Seinen neuen BMW hatte er in der Tiefgarage gelassen.
Suko schaute sich um, bevor er einstieg. Ab jetzt mußte erauch mit einer Kugel aus dem Hinterhalt rechnen, denn einen heimtückischen Mord traute er den beiden Killern durchaus zu…
***
Als ich eintraf, war Suko schon da. Er saß mit Glenda im Vorzimmer und wollte anfangen, ihre zahlreichen Fragen zu beantworten. Das konnte er jetzt in meinem Beisein tun.
Mir fiel seine Verletzung sofort auf. Das Blut war noch nicht abgewaschen worden. »Wieso?« fragte ich nur.
»Ich bin gebissen worden.«
»Aber nicht von einem Vampir?«
»Nein, von einem Plüschtier.«
Als er mein Gesicht sah, mußte er lachen. Ich schaute Glenda an, die an ihrem dunkelgrünen Pullover zupfte. Als Applikation trug sie eine schwarze Stoffrose unter der linken Schulter. Das war zur Zeit modern, wie sie mir mal erklärt hatte.
»Es war tatsächlich ein kleiner Teddy. Aber einer der lebte, magisch lebte, John, und der war verdammt agil. Bis hin zum Mord. Der hätte mir auch die Kehle zerbissen.«
»Wie bei Akim Miller…«
»Das habe ich auch gedacht.«
»Und ich kenne jemand, der gern mit Teddys spielt, obwohl er mit vierzehn Jahren eigentlich über das Alter hinaussein müßte. Er heißt Ernie Ryan.«
»Nie gehört.«
Ich hob die Schultern und winkelte ein Bein an. Meinen Platz hatte ich auf der Schreibtischkante gefunden. »Die Mutter des Jungen heißt Meg, die Großmutter Celia.«
»Und der Vater?«
»Den gibt es wohl nicht mehr, auch keinen Großvater.«
»Meg«, sagte Suko. »Heißt nicht die Wirtin der Kneipe so, aus der du kommst?«
»So hieß sie.«
Suko staunte. »Ist sie
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