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Kuscheltier-Grauen

Kuscheltier-Grauen

Titel: Kuscheltier-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie pfiff auf die Träume, die noch nicht vorhanden waren. Sie würde in der kommenden Nacht auch nicht schlafen. Es sollte die entscheidende werden. Vielleicht gelang es ihr, sie herumzudrehen und ein Leben zu führen, wie es sich gehörte. Da würde sie Celias Anwesenheit nur stören.
    »Halt an, Mutter!«
    »Und dann?«
    »Ich will hier raus!«
    »Wie?«
    »Hast du mich nicht verstanden, Mutter?« Meg sprach gegen die Scheibe. Sie wollte Celia nicht anschauen.
    »Das ist doch Unsinn! Wir sind in wenigen Minuten am Haus. Da kannst du aussteigen!«
    »Ich will es aber jetzt!« schrie Meg. »Nein!«
    Noch vor einer halben Stunde hätte sie genickt und der Mutter recht gegeben. Das aber war vorbei. Meg hatte sich innerlich gewandelt, sie wollte nicht nur ein Anhängsel sein. »Gut, Mutter, du hast es nicht anders gewollt.«
    Bevor Celia sich versah, hatte sich ihre Tochter nach rechts gebeugt und mit einem zielsicheren Griff den Zündschlüssel gepackt und aus dem Schloß gezogen.
    »Bist du verrückt geworden, du…?« Celia trat auf die Bremse. Sie ließ den Wagen nicht ausrollen.
    Meg umklammerte den Schlüssel mit der Faust. Aus leuchtenden Augen schaute sie der Mutter ins Gesicht. »Hier habe ich ihn. Es ist mein Sieg.«
    Celia Ryan blieb gelassen. »Okay, Meggy, ich gönne ihn dir.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust — wie Meg diese Geste haßte — und sagte wieder: »So, jetzt stehen wir hier und warten.«
    »Ich steige aus!«
    »Das heißt, du verläßt den Wagen!«
    »Was sonst?«
    »Man kann den Begriff aussteigen auch anders bewerten. Aber das wirst du nicht mehr können, Meg. Du hängst mit drin. Du wirst erleben müssen, wie großartig dein Sohn ist. Aber ich möchte dich trotzdem warnen, Meggy.«
    »Wovor?«
    »Vielleicht ist es gar nicht gut, wenn du den Wagen verläßt. Er ist ein relativ sicheres Versteck, eine eigene Welt für sich. Draußen lauert nicht nur die Dunkelheit, es könnten auch Gefahren unterwegs sein, von denen du bisher verschont geblieben bist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Laß uns zum Haus fahren, Meg!«
    »Nein!« keifte sie.
    Celia nickte. Sehr bedächtig hob sie den Arm und deutete mit der Zeigefingerspitze nach vorn. Sie standen in einer weitgeschwungenen Kurve. Danach hätten sie schon das Haus sehen können, doch soweit kam es nicht. Meg wollte sich nicht mehr bevormunden lassen und drückte die Tür auf.
    »Da sind sie!«
    Drei Worte ließen Meg zusammenzucken. Sie hatte auch den Gurt noch nicht gelöst. Jetzt schaute sie nach vorn und sah die Person, die ihre Mutter gemeint hatte.
    Es war ein Teddybär!
    Wie er auf die Motorhaube gekommen war, konnte Meg nicht sagen. Jedenfalls hockte er dort und starrte durch die Scheibe in den Wagen. Ein breites Gesicht, abstehende, große Ohren, angewinkelte Arme und Beine und Augen, die wie böse, dunkle Kugeln in das Gesicht hineingedrückt worden waren. Nun öffnete er den Mund. Kinder hätten bei ihm von einem Mäulchen gesprochen. Nur war es das leider nicht. Dafür ein Maul, ein widerlicher Schlund, mit hellen, scharfen, Killerzähnen.
    »Willst du noch immer raus, Tochter?«
    »Ja, ich…«
    »Der Kleine wird dich zerbeißen, Kind. Er mag es nicht, wenn in dieser Nacht alles anders läuft. Sieh dir sein Maul an, die Zähne, die haben Kraft und Stärke, sage ich dir. Damit tötet er. Unser kleiner Teddy ist eben etwas Besonderes, weil er lebt.«
    »Wer hat ihn auf die Haube geworfen?«
    Celia lachte ihre Tochter an. »Ich bitte dich, Meg, sei nicht so dumm. Niemand hat ihn auf die Haube geworfen. Er ist gesprungen. Er kam von allein.«
    »Aha…« Sie lachte danach schrill.
    Ihre Mutter nickte. »Ja, meine Liebe. Er war pötzlich da. Schoß in die Höhe, hatte auf uns gewartet. Aus der Finsternis kam er hervor. Wie ein kleiner Tiger…«
    »Ich gehe jetzt!«
    Celia drehte sich nach links und legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter. »Lieber nicht, mein Kind. Bleibe bitte bei mir im Wagen. Ich kann sonst für nichts garantieren.«
    Meg empfand die Berührung als unangenehm. Sie hob die Schultern an, als würde sie frieren. »Laß mich in Ruhe, Mutter, und faß mich bitte nicht an! Ich habe mich entschlossen, meinen eigenen Weg zu gehen, verstehst du das?«
    »Jetzt nicht mehr, Kind. Du hättest dich früher entscheiden müssen. Die Würfel sind gefallen. Es ist zu spät.«
    Meg starrte durch die Scheibe, die vom Atem beschlagen war. Die Gestalt des Teddys verwischte. Meg wollte sie einfach nicht mehr zur Kenntnis

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