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Kuscheltier-Grauen

Kuscheltier-Grauen

Titel: Kuscheltier-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Menschen auf der Welt.«
    »Das ist übertrieben.«
    »Nein, Meggy, ist es nicht. Du wirst es in den nächsten Stunden erleben. Diese Nacht ist wichtig. Was bisher geschah, war nur Vorgeplänkel, der große Schlag erfolgt noch.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Liebe Meg, das werde ich dir nicht auf die Nase binden. Vielleicht wirst du es erleben, vielleicht wird man auch gnädig mit dir sein.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Deine Träume umfangen dich. Er wird sie dir schicken. Ich habe es ihm gesagt.«
    »Moment mal, von wem sprichst du?«
    »Von Ernie natürlich.«
    »Was hat er mit meinen Träumen zu tun?«
    »Kind, stell dich doch nicht so dumm an. Er ist dafür verantwortlich. Hast du das nicht gewußt?«
    »Nein, nein!« Sie schwieg und schüttelte den Kopf.
    »Mein Sohn soll mir die Träume geschickt haben? Du bist wahnsinnig, Mutter!«
    »Ich bin ein Realist. Was ich dir gesagt habe, stimmt bis aufs Detail.«
    Meggy schlug die Hände vor ihr tränennasses Gesicht. Sie schluchzte und schluckte. Gleichzeitig spornte sie sich selbst an. Reiß dich zusammen! Gib keine Schwäche zu! Nicht vor ihr, die so übermächtig ist!
    Ihre Mutter war ihr Alptraum. Das gleiche konnte sie auch von Ernie behaupten. Wenn sie die letzten vierzehn Jahre Revue passieren ließ, mußte sie zugeben, daß auch sie schwere Fehler gemacht und sich nicht um ihren Sohn gekümmert hatte. Ernie war stets lieber zu seiner Großmutter gegangen als zur Mutter.
    Bei Celia konnte er auf Verständnis hoffen. Sie hatte ihm gegeben, was er brauchte, sie war immer gut mit ihm zurechtgekommen und hatte die Mutter ihren eigenen Weg gehen lassen.
    Einen verdammten Weg, wenn sie darüber nachdachte. Stets krumm, nie eben. Mehr Tiefen als Höhen. Manchmal, wenn sie das Gefühl gehabt hatte, ganz oben zu stehen, war der Fall um so tiefer gewesen. Wie bei dem Pub.
    Mein Gott, sie hatte alles hineingesteckt und nicht auf Warnungen geachtet, aber sie hatte die Belastungen unterschätzt, die einfach zu groß gewesen waren.
    Aus — vorbei.
    Ein psychisches Wrack war sie geworden. Geplagt von furchtbaren Träumen. Von einem Druck, der in der Nacht nie weichen wollte. Wie ein riesiges Tier hockte der Alp auf ihrer Brust, erschwerte das Atmen und sorgte dafür, daß die Funktionen ihres Körpers reduziert wurden. Schreckliche Träume, in denen sie die Hauptrolle spielte. Sie wurde gejagt, durch eine endlose Weite und Leere. Das Gefühl, sich auf einem gegen die Laufrichtung bewegenden Fließband abzustrampeln, war immer da gewesen.
    Ernie sollte ihr die Träume geschickt haben. Konnte das wahr sein — stimmte so etwas? Sie wollte es einfach nicht glauben. Meg kannte auch ihre Mutter. Die hatte es nicht nötig, sie anzulügen. Es mußte die Wahrheit sein.
    Sie ließ die Arme sinken. Das Gesicht lag wieder frei. Tränen hatten feuchte Spuren auf den Wangen hinterlassen.
    Celia warf ihr einen Blick zu. Der schmale Mund war zu einem Lächeln verzogen. »Na, Tochter, hast du dich wieder beruhigt?«
    »Nein.«
    »Nimm es hin!«
    Meg ballte die Hand und drosch die Faust gegen die Verkleidung des Armaturenbretts. »Ich will es nicht hinnehmen, verflucht! Ich kann es einfach nicht. Begreifst du das? Ernie ist mein Sohn…«
    »Na und?«
    »Was heißt das?«
    »Er wird seine Gründe gehabt haben, um dermaßen zu handeln. Glaube es mir, Meg, Frnie ist etwas Besonderes. Du darfst jetzt nicht den Fehler machen, egoistisch zu reagieren. Er gehört dir nicht allein. Ein dermaßen ausgefallener Mensch muß einfach der Allgemeinheit gehören, wenn du verstehst.«
    »Niemand gibt sein Kind freiwillig ab.«
    Die folgende Frage der Mutter schockte Meg. »Hat dir der Sohn schon jemals gehört?«
    Meggy wollte antworten, allein sie konnte es nicht. Sie starrte durch die Scheibe des langsam fahrenden Wagens, sah die Dunkelheit und das Licht wie Symbole aus ihrem Leben, denn auch hier überwog die Finsternis. Ja, Celia hatte nicht einmal unrecht, wenn sie es genau überlegte. Es mußte stimmen. Ernie hatte ihr nie richtig gehört. Sie waren stets andere Wege gegangen. Allerdings fragte sie sich, ob sie es noch schaffen konnte, daran etwas zu ändern. Den Sohn wieder auf ihre Seite zu ziehen, zurückzuholen. Das wäre der Idealfall gewesen. Ernie und seine Großmutter hatten Pläne geschmiedet. Die Mutter kam darin kaum vor. Sie war ein lästiges Anhängsel, aber das wollte sie nicht bleiben. Nein, irgendwann erreichte ein jeder die Stelle, an der die Grenze lief. So war es auch bei ihr.

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