Kuscheltier-Grauen
Inspektor wollte eine Entscheidung. Noch stand Kumo günstig in seiner Nähe. In wenigen Sekunden konnte die Chance vorbei sein, wenn der Neger weiterging. Aus seiner flachen Eage schnellte Suko halb hoch und rammte seine Schulter in die Kniekehlen des Killers. Der flog nach vorn und drückte in einem Reflex ab.
Die MPi spuckte ihr Blei aus. Die Kugelgarbe jagte in den dichten Wald, hämmerte in das Geäst oder hackte in die Stämme. Die Schußgeräusche verstummten erst, als Kumo dumpf zu Boden fiel. Er lag auf dem Bauch, hielt die MPi fest, wollte sich wieder herumwerfen, doch Suko war schneller. Er sprang auf den Rücken des Mannes. Kumo gurgelte, als er Sukos Hand in seinem Nacken spürte. Der Druck preßte das Gesicht des Schwarzen in den Boden. Er bäumte sich auf, wollte Suko von seinem Körper wuchten und winkelte den rechten Arm mit der Maschinenpistole an.
Suko schlug zu.
Es war für ihn leicht, den dicken, harten und sehnigen Nacken des Schwarzen zu treffen. Karate beherrschte der Inspektor. Er wußte genau, wie er einen Gegner ins Reich der Träume schicken konnte. Das galt auch für Kumo.
Innerhalb einer Sekunde erlahmte dessen Widerstand. Sein Körper erschlaffte, und Suko konnte aufatmen. Einer seiner Wünsche war in Erfüllung gegangen. Er hatte es geschafft, den Killer unblutig aus dem Verkehr zu ziehen. Kumo hatte sich eben zu stark von seinen Gefühlen leiten lassen. Das wiederum würde einem Mann wie Quinton nicht passieren. Außerdem war er durch die Schüsse gewarnt worden und dementsprechend vorsichtig. Wenn Quinton die Gegend absuchte, machte er es dem Inspektor schwerer.
Zunächst nahm Suko die Waffe des Bewußtlosen an sich. Mit der MPi fühlte er sich zwar nicht besser, aber sie gab ihm doch das Gefühl einer gewissen Beruhigung. Tief atmete er durch. Der Atem stand als dichte Wolke vor seinem Mund. Trotz der Kühle lag Schweiß auf seiner Stirn. Das nächste Problem hieß Quinton. Wo befand er sich?
Der Wald war zwar nicht besonders groß, aber die Fläche reichte aus, um sich verbergen zu können. Suko jedenfalls wollte nicht an dieser Stelle bleiben.
Geduckt und mit der MPi in den Händen huschte er weiter. Er tauchte unter Zweigen hinweg und lief zum Waldrand, wo er die Fichtinseln sah. Noch im Wald blieb Suko stehen. Er hatte eine Lücke zwischen zwei Bäumen gefunden und wurde von beiden Seiten durch die dicken Stämme gedeckt. Der Weißblonde ließ sich nicht blicken. Er konnte überall stecken, durch das Licht allerdings bewegte er sich nicht. Die Stille umgab Suko wie ein Tuch. Auch vom Haus her vernahm er keine Geräusche. Er kam sich vor, als würde er inmitten einer abgestorbenen Landschaft stehen, wo das Reich der toten Seelen begann, die durch den Nebel wanderten.
Daß Quinton nicht auf die Schüsse reagiert hatte, ließ auf seine Klasse schließen. Er war ein Mann, der nicht so leicht aus dem Konzept zu bringen war. Das wiederum bereitete Suko Sorgen. Quinton würde eiskalt vorgehen und versuchen, sein Netz aufzubauen. Warten oder losgehen und suchen?
Der Inspektor überlegte hin und her, was richtig war. Normalerweise hätte er gewartet. Ein Nervenkrieg dieser Art machte ihm nicht viel aus. Er dachte auch an John Sinclair, der im Haus steckte und wahrscheinlich ohne Hilfe gegen die mindestens zwanzig Killer-Bären ankommen mußte. Suko mußte ihm einfach beistehen.
Deshalb blieb er nicht. Er wollte den anderen herbeilocken, um endlich eine Entscheidung zu haben.
Der Inspektor tat etwas, das im Prinzip gegen seinen Willen war. Er machte sich bemerkbar, indem er laut den Namen des Weißblonden rief:
»He, Quinton! Kommen Sie her. Sie wollen mich, ich will Sie! Lassen wir es darauf ankommen!«
Bei freier Sicht wäre Sukos Ruf durch den Wald gehallt. In dieser Witterung jedoch sorgten die Nebelwolken dafür, daß ein Großteil der Akustik verschluckt wurde.
Suko ging davon aus, daß Quinton ihn trotzdem gehört hatte. Nur rührte der Mann sich nicht. Er blieb in seinem verdammten Versteck hocken und hatte auch keine Lampe eingeschaltet. Nur das Licht vom Haus war zu sehen.
Suko ging weiter.
Diesmal bewegte er sich auf das Haus zu. Im Licht mußte seine Gestalt schwach zu sehen sein. Zwar ging er damit ein Risiko ein, er vertraute allerdings auf die Nebelschleier, die seine Figur verzerrten und das Zielen erschwerten. Wohl war Suko nicht. Erspürte in seinem Nacken das kalte Gefühl, das leichte Kribbeln, das entstand, wenn er die Nähe des Todes spürte. In
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