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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition)
Autoren: Lara Wegner
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nicht vom Fleck. Die Stimmen im Salon vereinten sich zu einer ohrenbetäubenden Kakofonie . Sie mussten fort, ehe der Arm des Gesetzes von den Schreien angelockt wu r de. Viviane packte seinen Arm und zog daran.
    „Olivier, so komm doch. Komm endlich. Wir müssen fort.“
    Dann sah sie es. Die Mündung einer Pistole richtete sich auf ihre Mutter. Lazare hatte die Waffe gezückt und zielte. Ein Mörder, hatte Pauline ihn g e nannt.
    „Verschwindet, ich halte sie hin“, knurrte er.
    „Nein.“
    Blitzartig schlug Olivier den ausgestreckten Arm des anderen nach oben. Der Schuss löste sich mit einem Donnerhall. Rauch quoll aus der Mündung. Stuck bröckelte von der Decke. Der Knall alarmierte die Polizisten. Durch das Fenster sah Viviane ein halbes Dutzend Männer, die aus den Büschen spra n gen und auf das Haus zurannten . Im Salon waren alle verstummt.
    „Wir müssen fliehen“, drängte Viviane. „Sie werden dich einsperren und   …“
    „Zu spät.“
    Sie kamen von allen Seiten. Durch den Vordereingang und den Hinterei n gang. Laute Schritte näherten sich. Das Fenster! Pauline riss es überhastet wieder auf und trat beiseite, doch es war wirklich zu spät. Von zwei Seiten stürmten die Polizisten den Salon und stürzten sich auf Olivier. Der E inzige , der in dem Handgemenge entkommen konnte, war Lazare, der kurzerhand aus dem offenen Fenster sprang und mit wehender Jacke davonrannte.
    Olivier war umringt von dunklen Umhängen. Für ihn gab es weder eine R e habilitation noch Aussicht auf Begnadigung. Viviane verlor die Nähe zu ihm, wurde beiseite gedrängt, und als sie auf die Männer einschlug, traf sie ein Stoß vor die Brust und sie landete am Boden. Schreie und Kreischen und das e r schrockene Gestammel von Pauline, die zu ihr rannte, um ihr aufzuhelfen. Sie hatten Olivier eingekeilt, rissen seine Arme zurück und fesselten seine Han d gelenke im Rücken.
    „Letztendlich, Madame de Pompinelle, haben Sie Ihr Ziel erreicht“, rief er über die Köpfe der Polizisten hinweg.
    Marianne ließ den anklagend ausgestreckten Arm sinken und fiel in Oh n macht, nachdem sie sich verausgabt hatte. Geistesgegenwärtig fing Onkel Maurice sie auf und ließ sie sacht auf den Teppich gleiten. Aus giftgrünen Augen funkelte er Olivier an. Viviane ahnte eine weitere Gehässigkeit. Eine Niedertracht, die Olivier den Todesstoß versetzen sollte.
    „Denken Sie etwa, Antoine Favre war ein Feigling? Er hatte einen Sohn, um den er sich kümmern musste. Niemals hätte er sich umgebracht, mit einer Pistole noch dazu, obwohl er meisterhaft mit einer Klinge umgehen konnte. Fragen Sie sich, wer bei ihm war. Sein bester Freund Lazare Crieux.“ Onkel Maurice wies aus dem offenen Fenster. Von Lazare war nichts mehr zu sehen . „Oh, er war geldgierig, dieser Crieux. Er hat für einen kleinen Dienst eine beachtliche Summe verlangt. Sie haben ihm vertraut, nicht wahr? Die ganzen Jahre über haben Sie dem Mörder ihres Vaters vertraut. Ha!“
    Ihr Onkel brach in schallendes Gelächter aus, während Olivier sich au f bäumte und gegen den Zugriff der Polizei stemmte.
    „Das ist eine Lüge!“
    Die Polizisten rangen ihn nieder, schlugen mit ihren Knüppeln auf ihn ein, bis er reglos am Boden lag. Blut floss an seiner Schläfe und am Mundwinkel herab. Einer der Polizisten drückte ein Knie auf seine n Brustkorb, um ihn niederzuhalten.
    „Es ist nicht nötig, zu einer Lüge zu greifen. Lazare Drieux hat Ihren Vater erschossen, und wenn ihn nicht plötzlich das Gewissen gepackt hätte, wäre auch Ihnen eine Kugel bestimmt gewesen. Drieux brachte es nicht über sich. Er drohte, alles auffliegen zu lassen und sich selbst des Mordes zu bezicht i gen, wenn man Sie nicht vergisst. Das ist das E inzige , was mich reut, Favre. Längst sollten Sie in einem Grab zu Staub zerfallen, anstatt meine Nichten mit Ihren schmutzigen Händen zu besudeln.“
    Die Polizisten gaben vor, nichts von alldem zu hören, was der V i comte de Kerouac, ein Mann von altem Adel und hoher Position bei Hofe von sich gab. Mit gekrümmten Fingern schoss Viviane auf ihren Onkel zu, schlug ihre Fi n gernägel in seine Wange und zog sie hindurch. Blut quoll hervor. Er ta u melte zurück und presste die Hand auf die tiefen Kratzer.
    Oliviers Widerstand erlahmte . Sie zogen ihn auf die Füße und führten ihn ab. Über die Schulter sah er zu ihr zurück. Ihre Blicke verstrickten sich ine i nander. Sag es, flehte sie stumm, sag es, ehe es auch dazu zu spät ist. Doch er würde
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