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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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bis Madame de La Motte eine brillante Idee kam. Sie funktionierte nur, weil sich niemand vorstellen konnte, dass eine Frau die Fähigkeit besaß, immer dreistere Lügen zu erfinden, von denen die größte die Behauptung war, sie entstamme der erloschenen Königslinie Valois. Madame de La Motte war der Kopf des Ga n zen. Er musste mit ihr reden.
    „Lazare wird den Brief morgen abliefern“, sagte er.
    Vilette marschierte in großherrschaftlicher Manier hinaus. Schwer sank Ol i vier in einen Stuhl und rieb über sein Gesicht. Er war müde, sehnte sich nach einem Vollrausch, und war dieser Querelen, einschließlich seiner selbst, übe r drüssig.
     

3
     
    „D
    u bist schier überwältigend, Viviane.“
    Bei einer solchen Begrüßung musste sie einfach die ausg e strec k ten Hände ihres Onkels ergreifen und sich in eine Uma r mung ziehen lassen, obwohl es ein klein wenig unstatthaft war. Der Vicomte de Kerouac brachte es fertig, mit wenigen Worten Zuneigung zu wecken. Sobald er den Mund öffnete, flogen ihm die Herzen zu. Seine grünen Augen funke l ten.
    „Kein Wort zu deiner Mutter, aber du bist schöner als sie in ihren besten Zeiten.“
    „Das war nun wirklich sehr dick aufgetragen, Onkel Maurice.“
    Er zuckte mit den Schultern. Wahrlich, ihm gebührte ein Platz zur Seite des Teufels, auf einem kostbaren Schemel direkt neben dessen Pferdefuß. Sein Charme war ebenso berüchtigt wie seine spitze Zunge gefürchtet. Wo immer er sich aufhielt, folgte ihm ein Kometenschweif aus Bewunderern. Es war erstaunlich, dass sie den Salon für sich allein hatten. Viviane erinnerte sich daran, dass er von den Kindern umringt wurde, sobald er nur über die Schwe l le des Palais trat und sie seine Stimme hörten.
    „Was höre ich über dich, mein Herzblatt?“, begann er zu plaudern, legte nonchalant den Arm auf den Kaminsims und nahm die Pose eines Gecken ein . Selbst diese gelang ihm bravurös .
    „Über mich können Sie nur Gutes hören. Mein Betragen ist tadellos. Meine Pläne für ein Pensionat reifen heran. Ich werde meinen Schülerinnen ein gutes Vorbild sein.“
    „Ja, ein Pensionat.“ Angelegentlich betrachtete er seine polierten Fingern ä gel. „Deswegen bin ich hier. Deine Maman bat mich darum. Sie ist der A n sicht, sofern dich jemand zur Vernunft bringen kann, sei ich es. Ist das nicht köstlich, ausgerechnet ich, dem jede Vernunft abgeht. Schau nicht so verärgert drein, Viviane, wir meinen es nur gut mit dir.“ Er gab seine geckenhafte Ha l tung auf und setzte sich ihr gegenüber. Als er die Beine übereinanderschlu g , verfing sich ein Sonnenstrahl in den Juwelen auf seinen Schuhschnallen. „Du hast lange genug versucht, dich von deiner Familie a b zusondern.“
    Sie setzte zu einer Rechtfertigung an, doch er ließ sie nicht zu Wort ko m men.
    „Deine Weigerung, dich am Familienleben zu beteiligen, deine ständigen Reden über dieses Pensionat , bereiten uns große Sorgen. Du scheinst zu ve r gessen, aus welcher Familie du kommst und wer dein Vater ist.“
    „Ich möchte meinem Leben einen Sinn geben und mich nützlich machen. Es gibt so viel Gutes, das ich mit meiner Mitgift bewirken könnte.“
    Maliziös grinste er sie an. Die spitze Nase und ein ebensolches Kinn eri n nerten stark an einen Kobold. Herrje, wie kam sie bloß darauf? Dieses Gerede über Märchenwesen aus einem Sagenwald machte ihr zu schaffen und führte zu den seltsamsten Vergleichen. Er legte die Hand an seine Wange und kniff leicht die Augen zusammen.
    „Wovor läufst du davon, Viviane?“
    Die beiläufig gestellte Frage jagte ihr einen Stoß bis in die Enden ihrer Ne r ven. Ihr Körper versteifte sich. Onkel Maurice durchschaute alles und jeden. Ihm entging sehr wenig, und er besaß ein ausgeprägtes Gespür für die B e dürfnisse anderer.
    „All dieser Aufwand um meine Person richtet sich nur auf ein Ziel: mich umgehend unter die Haube zu bringen. Das gefällt mir nicht“, gab sie zu.
    „Ah, die Ehe.“
    „Sie sollten das verstehen. Ihnen ist es gelungen, um jede heiratswillige Frau einen großen Bogen zu schlagen.“
    Insgeheim fragte sie sich, wie ihm das über all die Jahre gelungen war. Die eine oder andere Frau hätte sich finden müssen, die ausreichend Raffinesse aufbrachte, um ihn in eine wie auch immer geartete Falle zu locken.
    „Was stört dich an der Ehe, Viviane? Vorausgesetzt , wir beschränken uns auf den schlimmsten Fall, wird sie von gegenseitiger Gleichgültigkeit getragen. Allem anderen würde dein

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