Kuss der Sünde (German Edition)
Vater einen Riegel vorschieben. Du würdest zwe i felsohne angebetet werden. Frage deine Maman, sie kann dir bestätigen, wie überaus angenehm das ist.“
„Das ist eine abscheuliche Vorstellung. So …“
„Unromantisch? Wenn es dir um Romantik geht, auch das kann eine Ehe bieten. Selten genug, aber es kommt vor. Zumindest in den ersten Jahren.“
Geringschätzig rümpfte sie die Nase. „Eine Ehe sollte immer auf gegenseit i ger Achtung und aufrichtiger Liebe basieren. Hier geht es doch nur darum, durch eine einflussreiche Verbindung einen Vorteil für die Familie herausz u schlagen, auch wenn meine Eltern das nie offen zugeben würden.“
„Die Liebe . “ Locker fiel seine Hand über die Sessellehne. „Ich komme g e rade zu dem Schluss, mein Herzblatt, dass du so gut wie nichts über Liebe weißt. Die Liebe zwischen Mann und Frau oder zwischen … nun, das ist u n erheblich. Jedenfalls, was weißt du darüber?“
Überrascht starrte sie ihn an. Das Funkeln seiner Augen wollte sie dazu animieren, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Was sie selbstverständlich auf keinen Fall tun würde. „Ich habe über die Hälfte meines Lebens auf Grandmère s Gut zugebracht, umgeben von Wald und Bauern.“ Und ang e himmelt von dem Sohn eines Advokaten . André und seine feuchten Kü s se ließen sie umso entschiedener fortfahren. „Das, was Sie unter Liebe verst e hen, gehört nicht zu den Dingen, über die vor mir gesprochen wurde. Ich weiß glückl i cherweise absolut nichts über das Treiben zwischen Mann und Frau.“
Eine Frau, die ohnehin zur Sünde neigte, sollte diese wenigstens auf ein M i nimum beschränken. Romantische Neigungen standen dem im Wege und würden einem Fehltritt eher Vorschub leisten, anstatt ihn zu vermeiden. A u ßerdem hatte sie festgestellt, dass es sich nicht lohnte. André hatte ihr die Unschuld geraubt und dabei Geräusche von sich gegeben, wie sie Schweine bei der Trüffelsuche machten. Unappetitlich. Für diese Erkenntnis hatte sie mit ihrer Tugend gezahlt. Sie wusste alles über Männer, und das, was ihr en t gangen war, denn so genau hatte sie bei André nicht hingesehen, hatte sie an den Statuen entdeckt, die splitternackt in den Gärten herumstanden. Kunst wurde es genannt, um diese Geschmacklosigkeit zu rechtfertigen.
„Du bist also vollkommen unwissend“, folgerte Onkel Maurice.
„Natürlich“, log sie ihm ohne Scheu ins Gesicht.
Feen lügen immer, und sei es nur aus Spaß, schallte ein Singsang durch i h ren Kopf. Sie hatte Mühe, den Worten ihres Onkels zu folgen.
„Dann wundert es mich nicht, dass dir die Ehe missfällt. Ich verrate dir e t was. Dein Vater ist ein herzensguter Mensch, obendrein so reich, dass er sich Großzügigkeit erlauben kann. Er liebt seine Töchter, und er will nur das Beste für euch alle. Sollte dein Interesse auf einen attraktiven, jungen Mann fallen, einen mit strammen Waden, der dir zusagt und viel versprechend und gesund ist, dann wird dein Papa gewiss zustimmen.“
„Sie schlagen mir vor, einen schmarotzenden Schönling zu heiraten, allein aus Gründen der …“ Sie brachte es kaum über die Lippen. „ D er Sinneslust?“
Ihre Stimme brach in einer hohen Oktave. Er strahlte sie an. Exakt das war sein Vorschlag.
„Keine Sorge, ich bin zur Hand und kann dir Ratschläge erteilen, damit du nicht danebengreifst .“
„Onkel Maurice!“ Viviane schlug die Hände über die Ohren. Sie hatte wah r lich genug gehört. Wie kam er bloß darauf, solche Vorschläge zu machen? Damit hätte er Juliette besser gedient. Er sagte etwas, woraus sie nur das Wort bigott heraushörte. Sofort senkte sie die Hände.
„Ein gutes Aussehen ist völlig unerheblich, da kein Mensch es sich auss u chen konnte. Wichtiger sind Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit.“
U nd wenn sie das oft genug wiederholte, könnte sie eines fernen Tages vie l leicht selbst rechtschaffen und aufrichtig werden.
„Es gibt auch junge Theologen. Sofern dir daran gelegen ist, ließe es sich mühelos einrichten, dir einen dieser klugen Köpfe vorzustellen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“
Er lachte frei heraus. „Ich wusste, dass dir so einer nicht zusagt. Sie sind furchtbar langweilig und dozieren den lieben langen Tag über Religion. Das wäre zu eintönig. Du hast einfach zu viel Temperament, Viviane.“
„Ganz im Gegenteil! Ich bin überaus zartfühlend.“
„Weißt du was? Ich werde dir zeigen, wovon ich spreche. Ich könnte noch Stunden reden, ohne
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