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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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liers?“
    „Das kann mir niemand verdenken.“
    „Stimmt.“
    Gemeinsam beobachteten sie Casserolles. Mitten auf der Lichtung rutschte er im Sattel herum und blickte überall hin, bloß nicht zu Boden. Leise lachte Olivier auf. Hinter ihrem Schal schmunzelte sie. Garantiert dachten sie in diesem Moment dasselbe über d en aufdringlichen Verehrer.
    „Was für ein Einfaltspinsel“, bestätigte Olivier.
    Verflixt, wäre ihre seinerzeitige Begegnung anders verlaufen, hätte sie sich nicht hinter ihrem Schal versteckt. Ein flammender Kuss in dieser Kälte war zu verlockend. Dazu noch von ihm. Einem Mann, zu dem Casserolles im Vergleich umso schlechter abschnitt. Die Worte ihres Onkels über die Ehe kamen ihr in den Sinn. Angesichts von Olivier schienen sie der Wahrheit sehr nah zu kommen. Während er den Chevalier beobachtete, musterte sie ihn eingehend und unterdrückte einen Seufzer.
    Der Chevalier formte die Hände vor dem Mund zu einem Trichter. „Hallo-ho! Wo sind Sie?“
    Aufgestört von seinem Ruf flog ein Taubengeschwader aus den Baumkr o nen auf. Die klare Luft trug ihren Flügelschlag bis zu den Tannen. Casserolles zog die Schultern hoch und blickte den Vögeln nach, die über den Baumwi p feln verschwanden.
    „Warten Sie hier“, schlug Olivier vor. „Ich reite zu ihm und sage ihm, dass ich Ihre Spur verloren habe.“
    „Dafür wäre ich Ihnen sehr verbunden, Monsieur.“
    Sehnsüchtig sah sie ihm nach, als er aus den Tannen ritt und auf den Chev a lier zutrabte. Sobald er außer Hörweite war, wendete sie Saladin und suchte sich einen Weg durch den Wald, der sie von den beiden Männern fortführte. Träume erfüllten sich allzu selten, und er bot ihr die Gelegenheit, sich aus dem Staub zu machen und die Fortsetzung ihres Ausritts ohne Casserolles zu g e nießen.
     

     
    Dem Chevalier quollen beinahe die Augen aus dem Kopf. „ Sie haben sie ve r loren?“
    Sie? Sofort blickte Olivier über die Schulter in Richtung des Waldes. Der andalusische Apfelschimmel blieb unter den immergrünen Ästen unsichtbar.
    „Es handelt sich um eine Frau?“
    Das Entsetzen des dicken Mannes war zu groß, um auf die Frage einzug e hen. Sein Mondgesicht färbte sich von tiefem Purpurrot zu kränklicher Blässe. Er drohte , zur Seite und aus dem Sattel zu rutschen. Seine Hamsterbacken zitterten. „Mon Dieu, was soll ich ihren Eltern sagen, wenn ich ohne sie z u rückkehre? Ich trage die Verantwortung, und nun reitet sie mutterseelenallein durch diese gefährliche Gegend.“
    „Monsieur, verstehe ich richtig: W ir sprechen von e iner Dame ?“
    „Selbstverständlich ist sie eine Dame! Was dachten Sie denn?“
    „Was soll ich wohl denken, wenn sie Hosen trägt und sich bis obenhin ve r mummt?“, blaffte er den Chevalier an. „Natürlich glaubte ich, es mit einem jungen Mann zu tun zu haben.“
    „Natürlich! Selbstverständlich, was sollten Sie sonst auch denken bei diesem unerhörten Aufzug“, antwortete sein Gegenüber geistesabwesend, zückte ein Taschentuch und wischte über seine Stirn. „Gott, ist mir heiß. Sie wird sich verirren und erfrieren. Wir müssen sie finden.“
    „Eine Person, die Hosen trägt und reitet wie der Teufel, wird so leicht nicht erfrieren . “
    Der dicke Mann war von einer solchen Besorgnis erfüllt, dass Gelächter u n angebracht wäre.
    Fassungslos riss der Chevalier die Augen auf. „Sie haben ja keine Ahnung“, stieß er aus, ritt auf das Tannenwäldchen zu und stemmte sich in die Steigb ü gel. Aus voller Kehle schrie er in die Landschaft. „Viviane? Wo sind Sie? V i viane!“ Schnaufend wartete er auf eine Antwort.
    Oliviers Pferd tänzelte nervös auf der Stelle. „Etwa Viviane Pompinelle?“, entfuhr es ihm , nun selbst leicht fassungslos.
    „Herrgott, ja! Viviane Pompinelle! Meine zukünftige Gemahlin, sofern ihr Vater einer Heirat zustimmt nach den Ereignissen dieses grässlichen Morgens. Ich muss die Polizei informieren. Ich muss unverzüglich die Suche nach ihr einleiten.“
    Ohne weiter zuzuhören, riss Olivier sein Pferd auf der Hinterhand herum und jagte in gestrecktem Galopp auf den Tannenwald zu. Nasse Zweige trafen sein Gesicht. Schnee fiel in dicken Klumpen von den ausladenden Ästen auf seinen Dreispitz und in seinen Kragen. Viviane Pompinelle war nicht mehr dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Ihre Spur führte im Zickzack durch die Bäume. Er folgte ihr, während sich der Chevalier aus weiter Distanz die Lu n gen aus dem Leib schrie.
    Seine Suche endete an

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