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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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ihn auf.
    Jemand näherte sich dem Schlafgemach und stolperte im Dunkeln über die Bücher am Boden. Da es nur diese eine Tür gab, löschte er mit Daumen und Zeigefinger die Kerze und wich an die Wand zurück. Seine schwarze Kleidung verschmolz mit den tiefen Schatten der Wand. Durch die zugezogenen Vorhänge waren die Räume stockdunkel. Dennoch schien der unerwartete Eindringling seinen Weg genau zu kennen und dasselbe Ziel vor Augen zu haben wie Olivier kurz zuvor. Wieder stolperte der Fremde, diesmal über den zusammengerollten Teppich. Mit gespitzten Ohren verfolgte Olivier den Weg dieses Halunken durch das Schlafzimmer. Eine Parkettdiele knackte ganz in seiner Nähe. Die Tagesdecke raschelte. Ein Scharren ließ darauf schließen, dass sein Gegenspieler unter das Bett kroch, wohl wissend, wo sich das geheime Fach befand. Wer war er? Olivier wartete auf einen Fluch, weil das Fach bereits leer war. Stattdessen folgte auf ein hörbares Tasten von Händen über Holz eine regelrecht andächtige Stille. Nicht einmal der Atem des Kerls war zu hören.
    Nun, er würde ihm eine weitere, bitterböse Überraschung bereiten. Auf Zehenspitzen schlich er an das Bett, bückte sich und erhaschte mit dem sicheren Instinkt des langjährigen Einbrechers zwei in dünnes Leder gehüllte Fußknöchel. Fest packte er zu und zog daran. Ein leiser Aufschrei und lauter Knall waren die Folgen. Dieser Dummkopf hatte vergessen, dass er unter einem Bett lag, dessen Gestell knapp über dem Hinterkopf schwebte und hatte sich selbst schachmatt gesetzt. Mit einem Ruck zerrte Olivier den schlaffen Körper weiter in den Raum.
    „Du Kretin wolltest mich wohl austricksen, was?“, zischte er und lachte hart auf.
    Da keine Reaktion erfolgte, ging er in die Knie und machte sich daran, die Kerze mit einem Steinschlossfeuerzeug erneut anzuzünden. Er wollte sehen, mit wem er es zu tun hatte. Ein Funke blitzte auf, gleichzeitig traf ihn ein harter Gegenstand mit ungeahnter Wucht mitten auf die Stirn und schickte ihn auf den Rücken. Die Dunkelheit begann um ihn zu kreisen.
    Hölle und Verdammnis!
    Benommen presste er eine Hand an die Stirn und ertastete Feuchtigkeit unter den Fingern. Während er noch gegen seinen Schwindel ankämpfte und versuchte, sich aufzurichten, huschten leichte Hände über seinen Oberkörper.
    Ehe er sich ihrer erwehren konnte, waren die Berührung, der Halunke und die Briefe verschwunden. Schnelle Schritte entfernten sich von ihm.
    „Verflucht!“
    Er rollte zur Seite, kam auf Hände und Knie und schüttelte den Kopf, um seine Benommenheit abzuschütteln. Dieser niederträchtige Wicht durfte nicht entkommen. Er stemmte sich in die Gerade und machte einen taumelnden Schritt zur Seite. Das konstante Pochen hinter seiner Stirn bot dem Flüchtenden einen Vorsprung. Auf unsicheren Beinen nahm er die Verfolgung auf. Mit jedem Schritt wuchs sein Zorn. Er wurde schneller, nahm die Treppe nach unten in langen Sätzen und preschte durch eine Seitentür in den Hof.
    Mit der Behändigkeit eines Zirkusaffen erklomm eine schwarz gekleidete Gestalt das Hoftor und sprang auf der anderen Seite nach unten. Kurz erblickte er unter einer eng anliegenden Kappe das helle Oval eines Gesichts, dann rannte sein Gegenspieler davon. Er setzte nach.
    Das Stakkato der trommelnden Sohlen prallte vom Kopfsteinpflaster gegen die Hausmauern und hallte von dort über die Dächer in das nachtschlafende Paris. Mehr und mehr gewann Olivier den Eindruck, einem irrlichternden Phantom nachzujagen. Es tauchte in den Lichtkegel der Straßenlaternen auf und versank mit dem nächsten langen Schritt in der Nacht. Wer immer es war, er war verdammt schnell. Von dem verbissenen Willen beseelt, den Dieb einzuholen, holte Olivier auf. Er brauchte die Briefe! Ganz nebenbei war es eine Frage der Ehre, diesen Übergriff zu ahnden. Es ging um alles oder nichts, und dieser Fakt ließ sein Blut schäumen.
    Der schlanke Schatten schlitterte um eine Hausecke in ein Viertel, in dem es keine Straßenbeleuchtung gab und die Häuser dicht an dicht standen. In den verwinkelten Gassen begann der Flüchtende Haken zu schlagen. Die Wahllosigkeit der Richtungswechsel überzeugte Olivier, dass der Verfolgte sich hier nicht auskannte. Mal links, mal rechts schoss er um die Ecken, um ihn abzuhängen. Er beschleunigte, als der Schatten einen weiteren Haken schlug und in eine Gasse rannte.
    Perfekt. Eine Sackgasse.
    Olivier konnte Atem schöpfen und in aller Seelenruhe auf die Rückkehr dieses

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