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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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    „Ich werde alles sagen, solltest du dich Juliette noch einmal nähern!“
    Mit stählernem Griff packte Olivier ihn an der Kehle und zog, bis Alain auf den Zehenspitzen stand. Dieser packte seinen Unterarm und röchelte. „Stell mich nicht auf die Probe. Um unserer einstigen Freundschaft w illen habe ich nichts gehört. Ich gebe dir sogar noch einen letzten Rat mit auf den Weg. Eine Mätresse ist ein teures Vergnügen, und wenn es sich dabei um eine Frau ha n delt, die den Namen Pompinelle trägt, solltest du vorsichtig sein. Es könnte passieren, dass du dich eines Tages unversehens im Gefängnis wiede r findest, falls du nicht abgestochen in irgendeinem dunklen Hinterhof liegen gelassen wirst.“
    Hart stieß er Alain von sich. Dieser stolperte über die eigenen Füße und landete rücklings auf dem Bett. Auf den Knien rutschte Juliette zu ihm und umschlang seine Schultern.
    „Hör auf, Alain. Ich will nicht, dass er dich verprügelt“, wisperte sie ei n dringlich.
    „Du bist der E inzige , der eines Tages hinter Gittern landet, und wenn es so weit ist, lasse ich die Korken knallen, darauf kannst du Gift nehmen“, zisc h te Alain.
    „Das kannst du halten, wie du willst“, antwortete Olivier und strich Weste und Gehrock glatt. „Solltest jedoch du derjenige sein, der mich verraten hat, garantiere ich dir, dass es das L etzte ist, was du je getan hast.“
    Knapp verneigte er sich vor Juliette und ging hinaus. Hinter ihm erklang ein tobsüchtiger Aufschrei. Olivier ging durch den Gang, verfolgt von den Sti m men zweier wütender Zankhähne, die sich gegenseitig mit Schmähungen überhäuften. Die beiden schienen sich trotz gesellschaftlicher Unterschiede gesucht und gefunden zu haben. Das wirklich Ärgerliche an dem Vorfall war, dass er nun Lazare in seinen Bruch hineinziehen musste.
     
     
     

9
     
    G
    eheimfächer wurden mit Vorliebe an Stellen angebracht, über die ein findiger Ganove nur lachen konnte.
    In der Wandvertäfelung, unter den Dielen des Parketts, gelegentlich auch auf dem Abort. Abgesehen von letzterem befanden sie sich meist in der Nähe des Betts, als würden die Geheimniskrämer kurz vor dem Einschlafen oder wahlweise mitten in der Nacht aufschrecken und nachsehen, ob ihre kostbare Habe noch vorhanden war. In solchen Fällen durfte der Weg zu ihren Schätzen natürlich nicht allzu weit sein. Olivier wusste daher, wo er zu suchen hatte. Als er die Privaträume des inhaftierten Kardinals betrat, waren die Samtvorhänge vor die Fenster gezogen, sodass er ohne Gefahr vor Entdeckung einen mitgebrachten Kerzenstummel anzünden konnte.
    Um ihn herum breitete sich Chaos aus.
    Schubladen und Schranktüren standen weit offen, die Regale waren leergeräumt, Bücher lagen überall verstreut am Boden. Die Polizei hatte gründlich nach Beweismittel gesucht oder es zumindest vorgegeben. Am Ende des Zimmers, das als Salon, Arbeitszimmer und Bibliothek fungierte, führte eine Tür ins Schlafzimmer.
    Olivier setzte sich auf das Bett, nahm den Metallstift aus der Westentasche und rieb mit der Daumenkuppe über das Relief. Wo würde er in diesem Raum ein Fach anbringen, das vor fremden Zugriff sicher war? Sein Blick schweifte über die Wände. Anders als nebenan gab es hier keine Wandvertäfelung. Am Boden lag ein Teppich mit eingewebten chinesischen Drachen. Er rollte ihn zusammen und leuchtete über den Parkettboden. Spiegelblank lag er vor ihm. Ohne Vorsprünge oder Risse, die auf ein loses Brett hinwiesen. Versuchsweise klopfte er einige Stellen ab. Auch keine Hohlräume.
    Er richtete sich auf und drehte sich langsam um sich selbst, bis er wieder vor dem Bett stand. Er schmunzelte, schlug die Tagesdecke zurück und leuchtete unter das Bett. Neben einer unberührten Staubschicht entdeckte er ein winziges Loch in der Wand. Bäuchlings schob er sich darauf zu. Heißes Wachs rann über den gekippten Kerzenstummel auf seine Finger. Ohne darauf zu achten, schob er den Stift in das Löchlein. Das Relief rastete ein und ließ sich mühelos drehen.
    „Na also“, murmelte er und öffnete das schmale Fach. In der hintersten Ecke ertastete er einen kleinen Papierstapel und zog ihn hervor. Noch unter dem Bett warf er einen prüfenden Blick auf die Handschrift des obersten Kuverts. Fündig geworden.
    Auf den Ellbogen schob er sich zurück, stand auf und steckte die Briefe in den Bund seiner Hose, bevor er den Staub von seinem schwarzen Hemd und den Kniehosen klopfte.
    Schritte aus dem Nebenraum schreckten

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