Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
Sie biss sich auf die Lippe, um ihre Enttäuschung nicht laut kundzutun.
„Du gehörst jetzt zu uns. Du spielst jetzt nach unseren Regeln. Und jetzt haben wir hier noch etwas zu erledigen.“ Utz sah sich über die Schulter und rief Marcus zu: „Ich komme gleich. Ich bringe sie zum Rudel. Holt mich mit dem Wagen ab.“ Mandy folgte seinem Blick und beobachtete, wie der andere Kerl die Tür des Bauwagens öffnete und sie Marcus aufhielt. Ein schwacher Lichtschein fiel auf die Stufen davor und sie konnte sein Gemurmel und eine ängstliche, weibliche Stimme hören.
„Wer ist das da drin? Noch eine Gefährtin?“ Utz schnaubte verächtlich und stieß ein tiefes Knurren aus: „Das da drin, Schätzchen, das ist unser Schlüssel zur Macht. Und jetzt komm mit.“
Mandy ließ sich von ihm mitzerren, ihr Blick haftete allerdings weiter auf dem Bauwagen, aus dem ein rothaariges Mädchen über die Stufen direkt in die Arme des anderen Typen stolperte. Marcus stand in der Tür und strich sich durch die Haare. Seine grünen Augen ruhten auf Mandy, dann grinste er, wandte sich ab und klatschte in die Hände. Die junge Frau zappelte verzweifelt um ihr Leben.
Seit das Mädchen aus dem Wagen gestolpert war, spürte Mandy ein Kratzen im Hals. Ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen, ihr Mund war völlig ausgetrocknet. In ihrem Magen rumorte es. Sie hatte Hunger. Der verlockende Duft von getrocknetem Blut drang zu ihr. Ihr Körper versteifte sich, und ein tiefes, kehliges Knurren drang aus ihrer Kehle.
Kapitel 4
London - Frankfurt, Herbst 2012
«Was hättest du sonst gemacht, Sam? Ihm eine auf die Fresse gehauen? Einem Werwolf?»
Sam drängelte sich hinter einer Frau vorbei, die sich bemühte, Ihr Gepäck aus den oberen Ablagefächern zu holen. Dabei ächzte und stöhnte sie, weil sie zu klein war.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen“, bot er an. Sie warf einen Blick über ihre Schulter und lächelte. „Vielen Dank.“ Sie rutschte zurück auf ihren Platz. „Es ist die braune Tasche, die schon fast draußen hängt. Ja ... genau die da“, sagte sie, als er sie an einem Henkel hinauszog. Er gab sie der Frau, wandte sich ab und suchte Alexas roten Lockenkopf. Sie starrte aus dem Fenster, an ihrem Sitznachbarn vorbei, die Hände hatte sie zu Fäusten geballt, ihre Schultern waren angespannt. Sam hockte sich in den Gang, berührte ihren Arm. „Hey.“ Ihr Kopf wirbelte zu ihm. Noch immer klebte das weiße, riesige Pflaster über ihrer Nase, und die Hämatome an ihren Augen schillerten blau.
„Tut es noch weh?“, flüsterte er besorgt.
„Ja, es pocht, und jedes Mal, wenn ich blinzle, fühlt es sich an, als würde jemand eine kleine Nadel durch meine Stirn jagen.“ Sie seufzte, sah müde aus.
„Was war das für eine Sache mit Adam? Habe ich irgendwas nicht mitgekriegt?“ Sam stand auf, weil jemand an ihm vorbei wollte. Als er sich wieder hinhockte, lächelte Alexa gequält. „Du willst mich jetzt nicht ehrlich über mein Liebesleben ausfragen, Sam?“ Er grinste schief, schüttelte den Kopf. „Naja, weißt du … ehm…“, stotterte er. Eigentlich hätte er wissen müssen, dass sie ihn durchschauen würde, nun war er aber trotzdem nicht darauf vorbereitet.
„Wenn du meinst, ich hätte mit ihm geschlafen, weil ich dich vergessen will, nimmst du dich wichtiger als du bist.“ Alexa war eben zu schlau. Sie stupste ihn gegen die Schulter. Er räusperte sich. „Nee, das hätte ich nicht … im Leben nicht … okay, du hast recht. Ja, das habe ich geglaubt.“ Sie lachten. Eigentlich so wie früher, nur dass sie nicht mehr einander gehörten. Sam seufzte.
„Ich bin für dich da, Alexa. Wenn du mich brauchst, höre ich dir zu.“
„Um nochmal darauf zurück zu kommen, was du vorher gesagt hast: Was hättest du sonst gemacht, Sam? Ihm eine auf die Fresse gehauen? Einem Werwolf?“ Das letzte Wort flüsterte sie ihm leise zu und kicherte. Sie hob ihre Hand, berührte seine Wange mit den Fingern, zog sie wieder zurück, holte tief Luft. „Das mit uns ist etwas anderes. Wenn da überhaupt ein uns existiert. Ich kann dir nur sagen, dass ich ihn nicht mehr aus meinem Kopf bekomme, seit ich ihn zum ersten Mal gesehen habe.“ Traurig blickte sie auf ihre Hände. „Ich bin sauer auf ihn. Er hat einem unschuldigen Menschen weh getan, um an etwas heranzukommen, das er gegen mich austauschen konnte. Weißt du, Sam“, sie sah ihn an, und ihre Augen schwammen in Tränen, „das ist momentan nicht mal das Schlimmste. Ich
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