Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
fühle mich ausgenutzt. Ich glaube, er hat nur mit mir geschlafen, um sich zu beweisen, dass er noch immer schwul ist. Vielleicht hat er gehofft, dass er keinen hochkriegt oder so etwas. Dass es ganz fürchterlich sein würde.“ Sam zog die Augenbrauen hoch. Er spürte eine unbändige Wut auf Adam. Und sie war verknallt. Das spürte er. Das war jedoch nicht alles. Es war mehr als das, da war einfach mehr.
„Du liebst ihn?“
„ Ja, ich glaube, ich liebe ihn. “
Endlich war es raus. Mit offenem Mund starrte er seine Ex-Freundin von unten an. Alexa nickte ergeben.
„Entschuldigen Sie. Würden Sie bitte Platz machen? Wir servieren jetzt Kaffee und kalte Getränke.“ Sam hob den Kopf zu der Stewardess, die ihn freundlich anlächelte. Mist, er wollte noch so viel wissen. Wie konnte das sein? Nach wenigen Treffen, nach einem flüchtigen Intermezzo auf dem Flugzeugklo? Alexas Gefühle spielten ihr womöglich einen Streich. War sie nicht noch vor wenigen Tagen in der Gewalt eines Verrückten gewesen, der ihre Hand verätzt und ihr die Nase gebrochen hatte? Das konnten unmöglich echte Gefühle sein.
„Hören Sie, es wäre sehr nett, wenn Sie …“
„Jaaaaa. Ist ja schon gut.“ Sam erhob sich. „Wir reden gleich“, sagte er zu Alexa und ging zurück zu seinem Platz.
„Und? Was hat sie gesagt?“, fragte Anna, als er sich neben ihr auf den Sitz fallen ließ und sich gewohnheitsmäßig wieder anschnallte. Sam seufzte, fuhr sich durch die stoppeligen Haare.
„Sie liebt ihn“, antwortete er ausdruckslos. Anna schloss die Augen, machte nur ein leises „Mhmmm“, und sah ihn weiter an.
„Wie kann das bitte sein? Wenn ich den in die Finger kriege, ist er dran, echt jetzt.“ Anna kicherte. Als sie seinen Blick sah, hüstelte sie verhalten.
„Tschuldigung. Die Vorstellung, wie du auf einen Werwolf losgehst …“
„Das hat Alexa auch gerade gesagt.“ Sie sahen sich an und lachten.
„Okay, jetzt mal im Ernst“, fing er wieder an, „wir sind ja hier nicht im Film oder einem Liebesroman. Vermutlich ist sie einfach sehr labil im Moment, was ich verstehen kann. Trotzdem hätte der Wichser eine Abreibung verdient.“ Sam ballte die Fäuste. Anna legte ihre Hände darüber.
„Ich kann dir bestätigen, dass Werwölfe eine unglaubliche Anziehungskraft auf Menschen ausüben. Vielleicht nicht auf jeden, aber wie du schon richtig erkannt hast, ist Alexa sehr labil im Moment. Dennoch sind ihre Gefühle echt. Und vermutlich seine auch.“
„Kaffee, Tee?“ Der Servierwagen rollte an ihnen vorüber. Sam sah auffordernd zu Anna, die den Kopf schüttelte.
„Nein, danke.“ Als die Stewardess an ihnen vorbei war, führte Sam das Gespräch fort. „Liebe? Aber Adam ist schwul. Er hat sie sicher nur ausgenutzt. Seinen Trieben nachgegeben.“
„Nee, Sam. So ist das nicht. Wenn es so wäre, hätte er sich einfach einen Mann gesucht. Wie schon gesagt, sind Werwölfe anders als Gestaltwandler. In ihnen tobt der Wolf immerwährend. Sie brauchen menschliches Blut, sie brauchen menschliches Fleisch. Sie sind eigentlich böse. Nur Adam nicht. Er befindet sich im Zwiespalt. Ich habe ein solches Wesen wie ihn zuvor auch noch nie kennengelernt.“ Sam war verwirrt.
„Was genau meinst du damit? Ich verstehe dich nicht.“
„Erinnerst du dich an den Moment, als er Alexa auf dem Arm trug und du auf sie zukamst?“
Sam schnaubte. Ob er sich erinnerte? Er hatte Angst um sein Leben gehabt. Außerdem war das nicht lange her. Wie sollte er das vergessen können?
„Nun. Normalerweise markieren Werwölfe keine Menschen. Für sie sind sie ihr Futter. Was Adam gemacht hat, war, seine Gefährtin zu beschützen. Vor dir.“
Kapitel 5
London, Herbst 2012
«Eigentlich Sin A´d Habi. Wir nennen ihn Sindbad, ist einfacher»
Längst hatte Utz den Arm von ihrer Schulter genommen und ging neben ihr her. Sie durchquerten den Wald in die andere Richtung, vorbei an dem im Sand versunkenen Bauwagen. Die Blätter raschelten unter ihren nackten Füßen, Geäst knackte laut, und kleine Tiere huschten in das Unterholz. Dunkelheit überzog den Himmel, Regentropfen fielen platschend auf den Boden. Mandy fand ihre geschärften Sinne immer noch aufregend. Sie genoss diese Art von Macht. Was sie hasste, war die Tatsache, dass sie wieder nicht frei sein konnte, sondern in ein sogenanntes Rudel gesteckt werden würde. Wie eine Gefangene.
Als hätte Utz ihre Gedanken erraten, blickte er sie an.
„Du brauchst uns. Alleine wirst du
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